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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)
Autoren: Chris Morgan Jones
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können sie nicht erkennen, wer ein- und wer aussteigt.«
    »Das«, sagte Webster, »ist ziemlich clever.«
    »Danke. Um wie viel Uhr?«
    »Sei um Viertel vor sieben da.«
    »Morgens?«
    »Abends.«
    »Mein Gott. Warum so spät?«
    »Ich muss Rad etwas Zeit geben, um dort hinzukommen. Ich will nicht, dass er einen Handlanger schickt.«
    Fletcher seufzte, und Webster hörte, wie er einen tiefen Zug von seiner Zigarette nahm.
    »Was, wenn sie Qazais Mails nicht überprüfen?«, fragte er schließlich.
    »Dann war die lange Reise umsonst.«
    Vor der langen Reise hieß es einen ganzen langen Tag warten. Am Freitag, um kurz nach acht, schickte Webster seine Mail an Qazai, und ungefähr zur selben Zeit am nächsten Tag stiegen die beiden Männer die Gangway zu der Bombardier hinauf, die in der prallen Morgensonne weiß funkelte, und starteten Richtung Dubai. Bis dahin hatte Qazai sich in der Mount Street aufgehalten, mit doppelt so viel Wachpersonal wie sonst, und Webster hatte sich mit einer Reisetasche zu Hammers Haus aufgemacht; auf dem Weg dorthin hatte er sich immer wieder umgesehen.
    Hammer war überzeugt, dass der Inhalt der Nachricht reichte, damit Rad die nächste Maschine nahm – in dem kurzen Schriftwechsel mit Constance, den sie weitergeleitet hatten, standen Zeitpunkt und Ort des geplanten Treffens in Dubai, und um sicherzugehen, dass Rad sich persönlich darum kümmerte, war sein Name erwähnt worden –, aber selbst Ike sah ein, dass es ausnahmsweise klug war, vorsichtig zu sein. »Wenn ihr nach Dubai fliegt, wird er auf keinen Fall etwas in London unternehmen«, hatte er gesagt, als er und Webster den Plan ausgearbeitet hatten, »denn die Briten haben die lästige Angewohnheit, nach Mordfällen zu ermitteln. Unsere Freunde in der Golfregion sind nicht solchen Zwängen unterworfen. Aber dieses Arschloch ist unberechenbar, und du gehst ihm besser aus dem Weg, bis wir uns sicher sind.«
    Aus demselben Grund hatten sie Ava, die inzwischen nicht mehr mit ihrem Vater redete und nur widerwillig Websters Anruf entgegengenommen hatte, davon überzeugt, vor ihrer Wohnung zwei Wachleute postieren zu lassen, und am Abend zuvor war eine kleine Armee ehemaliger Mitglieder der Spezialeinheit nach Cornwall entsandt worden. Webster sah sie vor sich, wie sie am Anfang der einzigen Straße, die zum Haus führte, Stellung bezogen hatten, und vielleicht versteckten sich ein oder zwei Männer auf dem Weg, der aus dem Wald führte, und, wenn sie gründlich waren, ein weiterer vor dem Steg am Wasser. Seine Mutter würde ihnen Tee machen, und Elsa würde sich Mühe geben, so zu tun, als wären sie nicht da.
    Den größten Teil der Reise sagte weder Webster noch Qazai ein Wort. Ganz einfach, dachte Webster, weil sie genug voneinander hatten und es kaum abwarten konnten, endlich getrennte Wege zu gehen. Sie erinnerten einander an die Schwächen, über die er am wenigsten nachdenken wollte: Sie waren aufeinander angewiesen, um eine Art von Erlösung zu erlangen. Nein, wirkliche Erlösung war nicht möglich. Mit viel gutem Willen versuchten sie, für die Sicherheit ihrer Familien zu sorgen; aber im ungünstigsten Licht betrachtet, zogen sie eine schmutzige Erpressung ab, um ihr eigenes Leben zu retten.
    Während er in seinem Ledersitz hockte, die Wolken beobachtete und hin und wieder einen Absatz Norman Mailer las, musterte Webster seinen Klienten und sich selbst, und er fand kaum, dass ihre Leben es wert waren, gerettet zu werden. Qazai war eingebildet und aalglatt, selbstbewusst bis zur Kaltschnäuzigkeit; ein Mann ohne Vorstellung, wo sich seine Mitte befand, und der dieses Loch mit Geld zugestopft hatte; ein Tyrann, ein Heuchler und letztlich ein Feigling. Webster ging davon aus, dass er selbst nichts von alledem war, fragte sich jedoch, ob die Eigenschaften, die sie gemeinsam hatten, genauso abstoßend waren: eine Schwäche gegenüber Versuchungen, eine verzerrte Idee von Verantwortung, die Angewohnheit, Menschen leichtfertig zu manipulieren, wenn der Anlass wichtig genug war – oder wenn es ihnen passte. Sie waren nicht so unterschiedlich, wie sie gerne angenommen hätten. Sie waren ein Paar geworden.
    Hinter dem Schwarzen Meer lösten sich die Wolken, die fast ganz Europa bedeckt hatten, auf, und weiter unten, vor ihnen, erstreckte sich die Wüste, der Horizont flirrte dunstig in der Hitze. Eine Stunde lang sah Webster nichts als Sand, über den hin und wieder kreuz und quer Pisten verliefen, und ab und an tauchte in der Ferne
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