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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)
Autoren: Chris Morgan Jones
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wie ein Schmutzfleck eine Stadt auf. Die Sonne hatte ihren Höchststand erreicht, und als sie sich dem Persischen Golf, der jäh und schwarz aufschien, näherten, wanderte sie langsam abwärts. Qazai, der konzentriert die Financial Times und das Wall Street Journal gelesen hatte und jetzt etwas in einen Notizblock auf seinen Knien kritzelte (was Webster als Zeichen übertriebenen Vertrauens in ihre Mission betrachtete), blickte auf, um zu sehen, wie sie vorankamen, doch statt sich wieder seiner Arbeit zuzuwenden, starrte er plötzlich mit reuevollem und abwesendem Gesichtsausdruck aus dem Fenster. Webster beobachtete ihn und fragte sich, was wohl diesen Stimmungswechsel bewirkt hatte – ob es reine Sentimentalität war, eine Schauspieleinlage oder echtes Bewusstsein für seinen Verrat.
    »Da ist der Iran«, sagte Qazai, ohne Webster anzuschauen.
    »Ich weiß.«
    Für eine Minute sagte Qazai nichts, das Gesicht dicht gegen die Glasscheibe gepresst.
    »Ich habe meinem Land keinen guten Dienst erwiesen.«
    Webster erwiderte nichts.

28
    Als sie in Dubai aufsetzten, ging die Sonne gerade hinter den höchsten Spiegelglastürmen, die in dem gelben Licht golden glitzerten, langsam unter, und die Wüste um den Flughafen herum verfärbte sich zu einem dunklen, düsteren Ocker. Während sie an der Tür darauf warteten, dass eine Gangway zur Maschine gerollt wurde, warf Qazai Webster einen langen, vielsagenden Blick zu, dann nickte er, als wollte er sagen, dass er nach all der Zeit, jetzt wo sich der Fall dem Ende näherte, in ihm einen würdigen Helfer sah.
    Sie eilten durch das Terminal, das nur Privatflüge abfertigte, und die Mitarbeiter waren so zuvorkommend, dass selbst Websters Ersatzausweis, der eigentlich für gelegentliche Reisen nach Israel bestimmt war, keine Verzögerung verursachte. Draußen in einer Schlange glänzender Autos fanden sie einen unauffälligen Mercedes, den Webster das letzte Mal vor Timurs Haus hatte parken sehen. Während Qazai den Chauffeur begrüßte, zog Webster sein Jackett aus, warf es über die Schulter, wo es schwer in der Hitze hing, ließ seinen Blick über die Straße wandern und fragte sich, ob Rad dort auf sie wartete.
    Wohl kaum. Er hatte nur eine Chance, das Treffen zu verhindern, und dazu musste er zwei Menschen töten. Sollte er beschlossen haben, sie auf dem Weg vom Flughafen abzufangen, galt es, alle möglichen Unwägbarkeiten einzukalkulieren: ihre Route, ob sie mit einem oder zwei Wagen fuhren, ob sie unterwegs anhielten, ob sich überhaupt die passende Gelegenheit ergab. Wenn er genug Männer dafür hatte, folgte er ihnen vielleicht vom Flughafen, nur um sich zu vergewissern, dass sie dort hinfuhren, wo sie hinfahren sollten, aber ansonsten würde er bestimmt tun, wozu man ihn ermutigt hatte, nämlich ihnen an dem Treffpunkt aufzulauern, den sie extra so ausgewählt hatten, dass er einem erfahrenen Attentäter geeignet erschien. Sie würden erneut das Restaurant aufsuchen, in das Constance Webster mitgenommen hatte, denn es eignete sich perfekt für Rads Zwecke: Eine ruhige, schlecht beleuchtete Straße führte daran vorbei, und ein Schütze in einem geparkten Wagen oder auf einem der niedrigen Dächer hätte alle Zeit der Welt, seinen Schuss anzusetzen. Webster war überzeugt, dass Rad ein Blick genügt hatte, um genau zu wissen, was er tun würde.
    Zwischen den Sportwagen und Bentleys konnte er keinen Verfolger ausmachen, und als Qazais Chauffeur losfuhr, inspizierte er durch die getönte Scheibe sorgfältig die Straße hinter ihnen. Zunächst konnte er nichts entdecken, doch als sie auf die Hauptstraße bogen, die die Terminals miteinander verband, bemerkte er, wie ein dunkelgrauer Audi aus der Autoschlange herausfuhr und in ihre Richtung steuerte.
    »Irgendwas Auffälliges?«, fragte Qazai und drehte sich auf dem Sitz neben ihm um.
    »Möglicherweise. Aber das spielt keine Rolle. Wir wissen, was wir tun müssen.«
    Qazai versuchte, einen gelassenen Eindruck zu machen, doch seine Stirn war voller Schweißperlen, und nicht zum ersten Mal, seit sie den Wagen bestiegen hatten, kratzte er sich geistesabwesend am Bart.
    »Glauben Sie, dass er es ist?«
    »Keine Ahnung. Ich an seiner Stelle hätte auf uns gewartet.« Er schüttelte den Kopf.
    »Warum hängen wir ihn nicht einfach ab?«
    Webster kniff die Augen zusammen. Das hatten sie längst durchgekaut. »Weil wir wollen, wer auch immer es ist, falls da überhaupt jemand ist, dass derjenige glaubt, wir hätten ihn nicht
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