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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar
Autoren: Carl A. DeWitt
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aufzuhalten pflegten und wo er an diesem Tag auf vier Jugendliche traf, die etwas abseits standen und sich unterhielten. Die Götter alleine wissen über was, aber das ist jetzt auch nicht wichtig, oder?« Der alte Mann sah Lamar fragend an.
    »Ich glaube nicht«, gab dieser zur Antwort und rollte dabei mit den Augen.
    »Gut. Wo war ich? Ach ja, richtig. Nun, da sie schon fast erwachsen waren, entschied sich Holgar, sie zu fragen, ob sie bereit wären, das Pferd für ihn einzufangen und zurückzubringen.
    Da war zum einen Garret, ein langer schlaksiger Bursche mit blondem Haar, wachen graublauen Augen, einem strahlenden Lächeln und dem einzigartigen Talent, seine Arbeit stets so angenehm wie nur möglich zu verrichten. Das bedeutete, dass er so oft wie möglich zum Fischen ging. Garret war der Sohn unseres Bogenmachers, und er schnitzte seine Pfeile überall. Auch beim Fischen. Man sagt, dass er damals schon recht gute Pfeile fertigen konnte. Wenn er denn welche fertigte. Vielleicht weil ihre Eltern Nachbarn waren, hingen er und der Sohn unseres Radmachers, Ralik Hammerfaust, so gut wie immer zusammen. Da Ralik ein Zwerg war, ist es sicherlich keine große Überraschung für Euch, dass auch sein Sohn Argor einer war.«
    »Nein, nicht wirklich. Aber fahrt fort. Ich bin fasziniert.«
    »Nun, Argor war ein ruhiger Junge, immer bereit, allen zu helfen, und seinem Vater eine große Unterstützung. Er hatte auch ein Talent für Steinarbeiten, und obwohl er gerne Gedichte las, verlor kaum jemals irgendjemand ein Wort darüber. Schließlich hatte er große Hände.«
    »Na und? Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?«, warf Lamar ein und verfluchte sich im gleichen Moment für seine Frage.
    »Nun, Argor war ein lieber Junge, der sich selten aufregte. Aber wenn man ihn ärgerte oder ihn beispielsweise wegen seiner Gedichte hänselte, dann fand man schnell heraus, dass sein Familienname so etwas wie eine Warnung darstellte. Nun, wie auch immer … Mit von der Partie war auch Tarlon. Tarlons Familie hatte mit der Holzproduktion zu tun.«
    »Nette Bezeichnung für einen Holzfäller.«
    »Wenn Sie es sagen, mein Herr. Dieser einfache Holzfäller war verantwortlich für unser Holz. Für all unsere Wälder hier im Tal. Er entschied, wo geschlagen und wo gepflanzt und welches Holz wofür verwendet wurde. Tarlon selbst war groß für sein Alter, sogar noch größer als Thomas, der Lehrling des Schmieds. Er hatte breite Schultern und war fast so mächtig gewachsen wie die Bäume, die er so sehr liebte. Er hatte eine sorgfältige Art, die Dinge anzugehen. Tarlon war bedächtig in seinem Tun, aber wenn er etwas tat, dann tat er es richtig. Ich erinnere mich, dass er rotes Haar hatte, rot wie die Flammen eines Lagerfeuers. Aber keiner zog ihn deshalb auf. Bis auf Garret natürlich, aber der konnte auch rennen. Meine Güte, was konnte Garret flitzen … doch das musste er auch, wenn er Tarlon wirklich ärgerte. Tarlon hatte einen Tick. Er legte immer einen kleinen Stein an die Stelle, an die der Baum, den er fällen wollte, hinfallen sollte. Und tatsächlich fiel niemals ein Baum daneben.«
    »Beeindruckend«, meinte Lamar mit einem ironischen Unterton in der Stimme und nahm einen weiteren Schluck Wein.
    »In der Tat«, stimmte der alte Mann zu. »Dann war da noch Elyra. Elyra war die Tochter, nein, Stieftochter unserer Heilerin, der Sera Tylane. Sie war so etwa neunzehn Jahre vor dem Tag, an dem unsere Geschichte anfängt, von einer Gruppe Händler, die auf eine überfallene Karawane getroffen war, gefunden worden. Sie hatten die Schreie eines Kleinkindes gehört, das sie dann unter dem Körper seiner toten Mutter hervorgezogen. Und nachdem die anderen Reisenden allesamt tot gewesen waren, nahmen sie es mit und brachten es zu uns ins Dorf. Die Herrin Tylane war nur zu glücklich, die Kleine bei sich aufnehmen zu können und für sie zu sorgen. Sie liebte sie wie ihre eigene Tochter, und für uns Dorfbewohner war das Mädchen das auch.
    Elyra war damals noch ein zierliches Nichts von einem Mädchen, ruhig, aber bestimmt, ein äußerst angenehmer Anblick mit ihrer Stupsnase, ihrem langen rotblonden Haar und ihren kleinen spitzen Ohren. Sie hatte stets einen ernsthaften Ausdruck im Gesicht, stellte Fragen über Fragen und saß meist irgendwo in der Sonne, wo sie entweder in einem alten staubigen Buch las oder sich mit den Vögeln, Hasen oder Schmetterlingen unterhielt. Abgesehen davon, konnte sie auch noch großartig mit ihrer
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