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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar
Autoren: Carl A. DeWitt
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würde er nicht brauchen. Schließlich war er oft genug allein im Tal unterwegs und wusste, wie man sich in freier Natur von den Gaben der Götter gut ernähren konnte. Außerdem gab es immer Hasen, die ihm vor die Pfeilspitzen liefen.
     
    Es war ein warmer Sommertag mit blauem Himmel. Kein Wölkchen war zu sehen, und es ging ein leichter, angenehmer Wind. Man konnte sich kaum einen besseren Tag für einen Ausflug vorstellen. Aber schon bald wurde klar, dass sich Elyra mit ihrem Gepäck tatsächlich zu viel zugemutet hatte, und so bot ihr Tarlon an, etwas von ihrer Last zu übernehmen. Widerwillig stimmte sie zu, danach ging die Reise weiter. An diesem ersten Tag geschah nicht viel. Unsere Freunde genossen die schöne Zeit und machten sich weiter keine Gedanken. Weshalb hätten sie auch?
    Kurz bevor die Sonne unterging, suchten sie einen Rastplatz und fanden auch bald einen angenehmen Ort, an dem sie ihr Nachtlager aufschlugen. Sie zündeten ein Lagerfeuer an und grillten ein paar frische Fische, die Garret mitgenommen hatte, über dem Feuer. Zufrieden und satt wickelten sie sich im Anschluss in ihre Decken und schliefen den Schlaf der Gerechten. Keiner von ihnen verschwendete auch nur einen Gedanken daran, eine Wache aufzustellen.
     
    »Das war nicht sehr klug!«
    »Seid versichert, sie lernten es noch.«
     
    Garret, der ein guter Spurenleser war, fand am nächsten Morgen ohne Schwierigkeiten die Spur des vermissten Pferdes. So wie es aussah, hatte es sich verletzt und hinkte.
    »Weshalb bist du sicher, dass es sich dabei um unser Pferd handelt?«, fragte Elyra.
    »Weil ich seine Spuren letztes Jahr schon einmal gesehen habe«, erklärte Garret. »Ich vergesse so etwas nicht.«
    Und so folgten sie in den nächsten zwei Tagen der Spur des Pferdes, bis sie schließlich den Rand des Waldes erreichten, der an Alt Lytar grenzte. Das Pferd sei müde, erklärte ihnen Garret mit einem Blick auf die Spuren, die ihm verrieten, dass das Tier vor nicht allzu langer Zeit an dieser Stelle vorbeigekommen sein müsste.
    »Kein Wunder«, bemerkte Argor. »Dieses Herumgerenne macht mich ebenfalls müde.«
    »Das liegt an deinen kurzen Beinen«, erklärte ihm Tarlon freundlich. »Und dass du bereits rennen musst, während wir noch immer gehen.«
    »Danke«, sagte Argor und warf Tarlon einen schwer zu deutenden Blick zu. »Das wäre mir sonst nie aufgefallen.«
    Holgars Warnung noch gut in Erinnerung, näherten sie sich dem Wald um die ehemalige Hauptstadt des Reiches nur sehr vorsichtig. Jeder von ihnen kannte die Wälder um ihr Heimatdorf Lytara herum, aber dieser Wald hier kam ihnen seltsam vor.
    »Der Wald macht mich nervös«, erklärte Garret, als sie tiefer in den Wald eindrangen. Die anderen nickten nur.
    »Jetzt weiß ich erst, wie sehr ich Vögel liebe«, meinte Elyra leise. »Sie fehlen mir.«
    »Ich weiß genau, was du meinst«, antwortete Tarlon. Er war unruhig geworden und schob das Gewicht seiner Axt auf seiner Schulter hin und her. Erst jetzt fiel den anderen auf, dass es hier keine Vögel gab und kein einziges Zwitschern zu hören war.
    Dennoch folgten die Freunde der Spur des Pferdes tiefer in den Wald hinein, so lange, bis sie an den Rand einer Lichtung kamen.
    Dort blieben sie wie gebannt stehen und starrten auf das Bild, das sich ihren überraschten Augen bot.
     
    »Sieht so aus, als hätten wir das Pferd gefunden«, stellte Argor schließlich fest.
    »Ja, sieht ganz danach aus«, stimmte Tarlon zu und fasste seine Axt fester.
    »Das wird Holgar aber gar nicht gefallen«, meinte Garret und nahm seinen Bogen von der Schulter, um einen Pfeil auf die Sehne zu legen.
    »Das ist eklig«, sagte Elyra nur.
    Vorsichtig traten sie näher. Vom Körper des Pferdes war gerade noch genug übrig, um das Tier als solches erkennen zu können. Der größte Teil von ihm war jedoch bereits verschwunden und knapp hinter den Schulterblättern komplett abgetrennt worden.
    »Ich frage mich, was hier wohl passiert sein mag«, begann Tarlon langsam und sah sich sorgfältig um. Doch alles blieb ruhig, nichts regte sich. Es war zu ruhig.
    »Als ob jemand etwas von unserem Pferd abgebissen hätte.« Garret musterte eine tiefe Furche im Boden.
    »Hier ist noch eine zweite.« Tarlon wies auf eine weitere, parallel verlaufende Furche. Beide Furchen liefen auf das Pferd zu und endeten kurz vor dem Kadaver. Im weiten Umkreis war das Gras mit Blut bespritzt, das Tier selbst lag in einer riesigen Lache aus Blut, das bereits schwarz zu werden
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