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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar
Autoren: Carl A. DeWitt
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bislang nicht eingetreten. Wie also hätten sie dann sterben können?«
    Sie sah ihn mit großen Augen an und strahlte dann. »Ja, das hatte ich vergessen …«
    Lamar schüttelte sich. »Wollt Ihr etwa sagen, dass …«
    »Es war allerdings recht knapp«, lächelte der alte Mann. »Tarlon und Garret standen auf dem Dach …«
    »Götter«, hauchte Tarlon ehrfürchtig, als er sah, wie ein gewaltiger Steinbrocken aus dem Fundament des Damms herausgeschleudert wurde und sich die schwarze Flut schäumend ihren Weg bahnte. »Sieh dir das an! Genau so etwas habe ich befürchtet!« Er stützte den Hauptmann, der seinen Blick ebenso wenig von dem herannahenden Unheil wenden konnte.
    Garret fluchte, dann rannte er in den Schuppen auf dem Dach und kam mit seinem Bogen in der Hand wieder zurück. Hastig zog er diesen aus der schützenden Ledertasche und spannte ihn. In der Luft über ihnen schrie der Drache auf. Es war ein markerschütternder Schrei, der jedoch im Donnern der Fluten unterging, die das Tal hinabstürzten.
    »Da geht er stiften«, meinte Tarlon, als der Drache sich höher schwang, wobei er fast panisch mit den mächtigen Schwingen schlug. Für einen Moment sah es so aus, als ob der Reiter sich nicht auf seinem Rücken würde halten können. Doch dann fand er zwischen zwei Rückendornen sicheren Halt, und mit drei weiteren Schlägen seiner mächtigen Schwingen verschwanden der Drache und sein Reiter schließlich in der Dunkelheit.
    »Dies ist das Ende der Welt«, rief Hendriks, dessen Stimme fast zu schwach war, um von den beiden anderen gehört zu werden.
    »Es ist faszinierend!«, brüllte Garret über das Getöse hinweg und lachte wie ein Besessener. »Faszinierend und absolut verrückt! Es muss Knorre gewesen sein, niemand sonst denkt so! Es ist sein Werk … Er spült unsere Feinde hinweg!«
    »Uns allerdings auch!«, brüllte Tarlon zurück. »Wonach schaust du?«, fügte er hinzu, als er sah, wie Garret seinen Bogen an einem Ende nahm und sich dann suchend in der Luft umsah.
    »Ich warte auf die Krallen!«, rief Garret und lachte erneut. »Dort drüben!«
    Ein Blitz erhellte den goldsilbern schimmernden Falken, der mit angelegten Flügeln und weit geöffneten Krallen zu ihnen herabstieß. Flüchtig nahm Tarlon noch die rot leuchtenden Augen und den riesigen aufgerissenen Schnabel wahr, der das grimmige Gesicht seines Freundes Marten halb verbarg, dann schloss sich eine Kralle um seinen Körper. Hätte er sich nicht im letzten Moment zur Seite gedreht, hätte ihn die metallene Kralle gewiss durchbohrt. So jedoch umfasste sie ihn wie ein stählerner Käfig, der ihn sicher verwahrte.
    Gischt schlug bereits über die Brüstung des Daches, an der Garret mit hochgerecktem Bogen stand. Als der Falke auf Garret zuflog, schob Tarlon seinen gewappneten Arm gerade noch rechtzeitig in den Winkel des gespannten Bogens, bevor ihn die mächtigen Schwingen nach oben rissen. Während Hendriks und er eine Beute der Krallen geworden waren, hing Garret nun, an seinem mächtigen Bogen baumelnd, unter ihnen und lachte wild, als er die Beine anzog und die tödliche Welle unter ihm hindurch über das Dach der Börse schwappte.
     
    Als Ralik Hammerfaust an der Spitze der Männer und Frauen aus Lytara die Königsbrücke erreichte, erwartete ihn dort ein unvorhergesehenes Bild. Den Hintergrund bildete der mächtige Kriegsfalke, vor dem sich Marten in seiner kupferfarbenen Rüstung sowie Garret und Tarlon in den schweren Harnischen des Feindes aufgebaut hatten. Zu ihren Füßen lag ein unbekannter Mann in Decken gehüllt, dessen Anblick Helge, dem Heiler ihrer neuen Verbündeten, einen Laut des Erstaunens entlockte. Zuvorderst stand stolz und aufrecht mit erhobenem Haupt Elyra, deren lange feine Haare ein Spielzeug des Windes waren. Auf dem Kopf trug sie den Stirnreif einer Priesterin, und an ihre Brust gedrückt hielt sie den mächtigen Hammer Argors, jenen Hammer, den einst er selbst, Ralik, im Kampf geschwungen hatte.
    Ein Raunen ging durch die Reihen der Männer und Frauen hinter Ralik, als die Leute verstanden, was dies zu bedeuten hatte. Selbst die neuen Verbündeten, die Lytaras Streitmacht verstärkten, schwiegen betreten, während sich eine schlanke Gestalt aus ihrer Mitte löste und auf den am Boden liegenden Mann zurannte.
    Gemessenen Schrittes ging Ralik auf die Priesterin der Mistral zu und suchte durch seine Tränen hindurch das vertraute, doch nun so fremde Gesicht, in dem er Augen fand, die klar wie der Himmel waren
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