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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot
Autoren: Gillian Bradshaw
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sicher, Sandde wird mir eine Art Eskorte mitgeben.«
    Taliesin verbeugte sich. Und dann, als er sich wieder aufrichtete, sah ich zu meinem Erstaunen, daß er weinte. Ich hatte ihn noch nie weinen gesehen. »Edle Dame«, sagte er mit rauher Stimme, »ich werde deine Briefe besorgen.« Er verbeugte sich noch einmal und wollte aus dem Zimmer gehen. Aber in der Tür blieb er stehen und schaute mich noch einmal an. »Vor vielen, vielen Jahren habe ich geträumt oder in einer Vision vorausgesehen, daß dieses Reich fallen würde. Ich habe es erwartet und zugesehen, und ich habe gewartet und in meinem Herzen ein Lied darüber gemacht. Aber ich hatte nicht geglaubt, daß es so bitter wäre, es geschehen zu sehen. Selbst meine Lieder scheinen nicht mehr zu sein als der Wind im Schilf, hohl und ohne Leben. Ich werde dafür bezahlt.« Er hielt inne und starrte mich an, und in seinem Gesicht arbeitete es, »ich werde dafür bezahlt, daß ich mich um nichts kümmere. Laß mich rufen, my Lady, wenn du mit den Briefen fertig bist.« Er verbeugte sich noch einmal und schlüpfte hinaus.
    Ich nahm noch ein paar weitere Stücke von dem Metkrug auf und wog sie in meiner Hand. Sie waren klebrig, und das Zimmer war voll vom süßen Honiggeruch des Mets. Ich hatte den Brief an Bedwyr in
    Gedanken schon fertiggestellt, und es würde nicht lange dauern, bis ich ihn geschrieben hatte. Ich nahm an, daß er mir noch immer wichtig genug war, daß ich den Wunsch hatte, ihm Bescheid zu sagen - aber mein Herz war wie betäubt, und das einzige, was ich von ihm noch spürte, war eine Art Verantwortung, etwas, das ich bald auf irgendeiner unendlichen Liste abhaken konnte.
    Ich legte die Bruchstücke hin und wischte mir die Hände, und dann wartete ich darauf, daß das Dienstmädchen mit der Tinte wiederkam.
     

Epilog
    Es ist jetzt schon einige Wochen her, seit ich diesen Bericht von meiner Vergangenheit beendet, meine Feder niedergelegt und mich gefragt habe, was ich als nächstes tun soll. Ich habe angefangen, weil ich eines Tages herausfand, daß mir, wenn ich an die Vergangenheit dachte, nur noch drei Dinge deutlich vor Augen standen: die Stunde, als das Wasser vom Dach heruntertropfte und auf den Fackeln zischte, als Sandde mir sagte, Artus sei verschwunden - Bedwyrs Gesicht mit den dunklen Augen und der Ruhe, die außerhalb jeder weiteren Qual lag, als er mir Lebewohl sagte - und Gawain, der unschuldig in diesem ekelhaften Zimmer in Ynys Witrin in meinen Armen starb. Und all diese Erinnerungen waren hell und strahlend von soviel Schmerz und Bitterkeit, daß ich Angst bekam. Ich bin jetzt alt. Wenn ich mein Spiegelbild im Wasser oder in einem Becher Wein sehe - im Kloster gibt es keine Spiegel -, dann kann ich kaum glauben, daß ich die gleiche Gwynhwyfar bin, die Artus und Bedwyr geliebt haben. Das Gesicht, das ich sehe, gehört zu einer alten Frau; es ist zerfurcht vom Leben, von zu viel Leben. Viele Tränen, Stunde über Stunde des Schmerzes, der nie gelöscht, nie vergessen werden kann. Es sind auch Lachfalten da. Ich habe in meinem Leben gelacht, Gott sei Dank. Aber das Lachen wiegt auf der Waage den Schmerz nicht auf. Mein Haar ist weiß und wird langsam dünn. Meine Knochen sind in letzter Zeit steif geworden, und sie schmerzen tief innen, so wie das Herz schmerzt und nach einem unwiederbringlichen Verlust steif wird. Nur meine Augen sehen noch so aus, wie ich sie aus der Vergangenheit in Erinnerung habe -sie sind braun und offen. Es ist schrecklich, wenn man schuld am Untergang all derer ist, die man am meisten geliebt hat, aber es ist noch schlimmer, diesen Untergang zu überleben und alt zu werden und zu vergessen.
    Ich bin jetzt Äbtissin dieses Klosters im Norden, verantwortlich für das Wohlergehen von fast hundert Menschen, und ich bin -unglaublicherweise - wieder respektiert. Die Menschen hier kommen mit ihren Problemen zu mir, und die Schwestern schreiben Bücher ab und kümmern sich um verwaiste Kinder. Die Welt dreht sich weiter. Bedwyr, so habe ich gehört, ist, nachdem er von Artus’ Tod erfahren hat, Mönch geworden. Als Artus die Belagerung von
    Car Aes aufhob, um Britannien zu Hilfe zu eilen, da verkündete Macsen seinen Sieg und bot Bedwyr beim Siegesfest den Titel eines Feldherrn und dazu noch verschiedene Ländereien und Machtbefugnisse an. Bedwyr hat abgelehnt. Trotz dieser Ablehnung war Macsens früherer Feldherr nicht erfreut darüber, und teilweise wegen dieses Mißfallens hat Macsen Bedwyrs Forderung, ihn von
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