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Die Krone der Macht

Die Krone der Macht

Titel: Die Krone der Macht
Autoren: Gabriel Galen
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Größe wie der Edelstein aus der Krone hatte. Suchend sah sie sich um und entdeckte auf dem Schreibtisch ihrer Mutter einen Brieföffner, der wie ein Dolch geformt war. Damit bog sie die Krampen der Fassung des Smaragds auseinander. Dies erforderte viel Kraft, doch nach einiger Zeit ließ sich das Juwel aus seiner Halterung lösen. Sie drückte den Edelstein aus der Krone in die Fassung und begann, die aufgebogenen Krampen mühsam wieder zusammenzudrücken. Nach einiger Zeit hatte sie es geschafft. Der Stein saß fest in seiner neuen Verankerung und ließ sich auch mit Gewalt nicht herausdrücken. Es war, als sei er mit seinem neuen Platz zufrieden. Sarja hängte sich die Kette um den Hals und verbarg sie unter ihrer Kleidung. Dann verließ sie mit einem letzten Blick auf die tote Maridor den Raum.
     
     
    *****
     
     
    Doron tobte. Die Burg, eingebettet in die Klippen der Insel fernab im Meer, erzitterte in ihren Grundfesten. Vor ihm auf dem Boden lagen sechs Gestalten, die nun nicht mehr das Aussehen von Männern hatten. Die zurückgeworfenen Kapuzen enthüllten hässliche, geschuppte Reptilköpfe, die nur entfernt menschliche Züge besaßen. Die in Angst verkrallten Hände glichen Krokodiltatzen. Diese Kreaturen waren Dorons Gezücht, durch böse Magie entstanden, ausgestattet mit Intelligenz und magischen Fähigkeiten, gezogen aus den wildesten Geschöpfen der Insel: Drachenbrut! Gefährlich und durch nichts lebendig als durch seinen Willen, hatten sie jedoch durch die Annahme einer menschlichen Gestalt viel von der ihnen verliehenen Kraft eingebüßt, als Doron sie zu ihrem heimtückischen Auftrag aussandte. Nur darum hatte Maridor ihnen so lange widerstehen können. Doch nun, obwohl wieder in ihrer alten Gestalt und im Besitz all ihrer bösen Kräfte, lagen sie vor Doron im Staub und zitterten, denn sein  Zorn war furchtbar!
    Als sie ihm triumphierend die Krone übergaben, hatte er auf einen Blick e rkannt, dass sie wertlos war. Nun sah er, dass sein über lange Zeit geschmiedeter Plan und sein mit großen Mühen vorbereitetes Unternehmen fehlgeschlagen waren. Er hatte diese sechs Ungeheuer einzig zu diesem Zweck geschaffen, und nun hatten sie versagt! Flammen schlugen aus seinen Augen, und er schwang seine neu belebte Geißel über ihnen, um sie zu töten.
    Doch plötzlich ließ er von ihnen ab. Ein dunkler Gedanke und eine geheime Furcht ließen ihn von seinem Vorhaben abstehen.
     
    „ Auf mit euch, ihr Höllenbrut!“ schrie er. „Seid nun wenigstens bereit! Denn ich bin gewiss, dass man versuchen wird, die Krone zurückzuholen. Und dabei muss der fehlende Stein in meine Hände fallen! Ist er erst in meinem Besitz, gehört alle Macht mir, und ich kann diese verfluchte Insel verlassen.“
     
     
     
    2. Der erste Gefährte
     
     
    Der Morgen graute. Vor dem Portal des Schlosses stand ein alter Diener, der die Zügel zweier Pferde hielt. Das erste Pferd war ein edles Vollblut, das mit geblähten Nüstern am Zügel tänzelte. Das zweite Pferd war sehr stark gebaut. Es stand ruhig mit einem Packsattel auf dem Rücken da. Man sah ihm an, dass es ein zuverlässiges Tier war.
    D er erste Schein der noch nicht aufgegangen Sonne rötete den Himmel, als eine schlanke Gestalt aus dem Portal trat. Sie war in ein leichtes Kettenhemd von vorzüglicher Arbeit gehüllt, das bis zu den Schenkeln reichte. Darüber trug sie ein Wams aus Leder. Die kleinen Füße steckten in weichen, bis zu den Knien reichenden Lederstiefeln, die vorn mit silbernen Schienen verstärkt waren. Ein Schwert in reich geschmückter Scheide und ein langer Umhang, der in schönem Faltenwurf von den schmalen Schultern hing, vervollständigten den Anzug. Es war Sarja, die nun dem Diener die Zügel des Reitpferdes aus der Hand nahm. Da ihr langes Haar unter einer eng anliegende Lederkappe verborgen war, sah sie aus wie ein sehr junger Krieger. Das war auch ihre Absicht, denn sie wollte auf ihrer langen Fahrt nicht überall sofort als Mädchen erkannt werden. Ihre sanften weiblichen Formen wurden durch das Kettenhemd fast vollständig verdeckt.
    Sie hatte schon innerhalb des Schlosses von allen Abschied genommen. Nur der alte Diener, der sie von klein auf behütet hatte, sollte ihr am Tor Lebewohl s agen. Er half ihr in den Sattel und reichte ihr dann die Zügel des Packpferdes. Dann ergriff er ihre Hand, küsste diese und murmelte: „Viel Glück, kleine Prinzessin, viel Glück!“
     
    Abrupt brachte Sarja das Pferd in Galopp, und das Packpferd
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