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Die Krone der Macht

Die Krone der Macht

Titel: Die Krone der Macht
Autoren: Gabriel Galen
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fern, doch der Rest genügte, dass sie sich klamm und unbehaglich fühlte. Sie begann, leicht zu frösteln.
    Der Weg wurde nun sehr schlecht. Die Pferde mussten langsam gehen, um nicht über die Geröllbrocken zu stolpern, die die abschmelzenden Schneemassen im Frühjahr von den Gipfeln gespült hatten. Auch das Wetter wurde nicht besser. Es hatte zwischendurch sogar einige Schauer gegeben, und als der Abend früh hereinbrach, waren Sarjas Laune und ihr Mut zu einem winzigen Häufchen zusammengeschmolzen. Sie machte sich Sorgen um einen Schlafplatz, denn bis jetzt hatte sie keinen Ort gefunden, der auch nur im Geringsten dafür geeignet gewesen wäre. Sie fürchtete bereits, ihr Nachtlager auf dem ungeschützten Felsen aufschlagen zu müssen, als sie, kurz bevor es völlig dunkel wurde, an einen überhängenden Felsen kam. Dieser würde zumindest etwas Schutz vor dem Regen bieten.
    Da sie in der Dunkelheit sowieso nicht weiterreiten konnte, führte sie die Pferde in den Schutz dieser Steinwand. Dann rollte sie einige Steine zusammen, hinter denen sie ein Feuer machte. Der auffrischende Wind hätte sonst ihren spärlichen Holzvorrat zu schnell verbrennen lassen. Durchfroren und missmutig streckte sich Sarja nach dem Essen in ihren Decken auf dem harten Boden aus. Das kleine Feuer hatte ihre klamme Kleidung nicht trocknen können.
    Die einzige warme Stelle an ihrem Körper war der Ort, an de m der Stein unter ihrer Kleidung hing. Sie legte die Hand dort hin und wünschte sich sehnlichst, diese herrliche Wärme ergösse sich über ihren ganzen Körper. Kaum hatte dieser Wunsch von ihr Besitz ergriffen, spürte sie wirklich, wie die warme Stelle sich ausbreitete, größer wurde und bald ihren ganzen Leib wie ein warmes Bad umspülte.
    Sarja war überrascht. Also hatte der Stein noch mehr Fähigkeiten als ihre Mu tter ihr mitgeteilt hatte! Doch dass die Mutter dies nicht erwähnt hatte, konnte zwei Gründe haben: Erstens wusste Maridor, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte, und hatte darum wohl nur die wichtigsten Dinge erwähnt - und zweitens: Es hatte noch niemand vorher die Fähigkeiten des Steins erproben können! Nie vorher war er von der Krone getrennt gewesen.
    Zugleich aber fuhr Sarja ein heftiger Schreck durch die Glieder. Wie nun, wenn sie auf diese Weise die Kraft des Steins vergeudete? Wenn er seine wichtigeren Aufgaben dadurch nun nicht mehr erfüllen konnte? Sofort zog sie die Hand fort in der Hoffnung, der Stein würde aufhören, ihrem törichten Wunsch weiter nachzukommen. Doch der Stein wärmte sie weiter, so sehr Sarja auch ihr Ve rlangen bereute. Da sie nicht wusste, was sie dagegen tun sollte, nahm sie die Wärme dankbar an, in der Hoffnung, dass der Stein genügend Kraft enthielte. Und kurze Zeit später war sie eingeschlafen.
     
    Als sie am nächsten Morgen aufbrach, war es zwar noch diesig und kalt, aber die fallenden Nebel ließen auf besseres Wetter hoffen. Sarja nahm an, dass sie nur noch einen Tag in den Bergen verbringen musste. Da das Gebirge von Ost nach West verlief, brauchte sie nur den äußersten Ausläufer zu überqueren. Den genauen Weg kannte sie nicht. Sie wusste nur, dass sie zu der Stadt Farona etwa fünf Tage unterwegs sein würde.
    Der Tag verlief ohne Besonderheiten. Gegen Nachmittag hatte sie den höch sten Punkt ihres Weges erreicht und konnte vor sich das Land jenseits der Berge sehen. Dort, wo die Landschaft wieder flacher wurde, lag an einem Fluss die Stadt in weiter Ferne im Sonnenlicht.
    Sarja freute sich. Seit sie vom Schloss aufgebrochen war, hatte sie keine Me nschenseele mehr gesehen. Sie sehnte sich nach menschlichen Stimmen und nach einer Nacht in einem weichen Bett.
    Am nächsten Tag ging es nur noch bergab. Wahrscheinlich würde sie die Stadt noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen können. Was würde sie dort er warten? Würde sie ihrem Ziel einen Schritt näher kommen, oder müsste sie sich ohne ein Ergebnis wieder auf den weiteren Weg machen?
    Am Nachmittag hatte sie endlich das Gebirge hinter sich gelassen. Leichte H ügel und flache Täler erstreckten sich nun bis zum Ufer des Flusses. Der Weg, jetzt wieder breiter geworden, führte sie durch zwei Dörfer, wo die Leute den jungen Krieger neugierig musterten. Auch unterwegs begegnete sie einigen Bauern, die den jungen Mann zwar höflich grüßten, ihn aber misstrauisch anblickten.
    Im Land herrschte Frieden, und so war ein gerüsteter Krieger ein seltenes Bild. Die Leute wussten nicht, was sie davon halten
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