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Die Krone der Macht

Die Krone der Macht

Titel: Die Krone der Macht
Autoren: Gabriel Galen
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Trotzdem hatten die ebenmäßigen Züge ihres Gesichts noch nichts von ihrem Reiz verloren und die schlanken Glieder zeigten jugendliche Anmut. Die großen grauen Augen jedoch blickten sorgenvoll in die Flammen.
    Zu den Füßen der Frau saß auf einem weichen Teppich ein junges Mädchen. Sarja war das Ebenbild ihrer Mutter, doch ihre Augen waren meergrün, und der Schein des Feuers ließ goldene Lichter in ihnen aufblitzen. Das reiche Haar, dunkel wie das Maridors, fiel ihr in weichen Locken über die Schultern.
    Auf Sarjas Schoß rekelte sich ein großer, weißer Kater, der sich das Streicheln der sanften Hände gern gefallen ließ. Doch irgendetwas schien das Tier zu beunruhigen, denn die nach hinten gelegten Ohren spielten und die Schwanzspitze zuckte hin und her.
     
    „Ich weiß gar nicht, was heute in Caron gefahren ist“, wunderte sich das Mädchen. „Schau nur, Mutter, wie aufgeregt er ist! Und er schnurrt nicht wie sonst, wenn ich ihn kraule.“
     
    Maridor schrak aus ihren Gedanken hoch. „Tiere haben ein feines Gespür für kommende Gefahr“, antwortete sie. „Auch mich beunruhigt irgendetwas seit dem Morgen. Etwas Böses geht in der Stadt um, das spüre ich deutlich, doch ich kann nicht sagen, was es ist.“
     
    „Was sollte wohl Böses in der Stadt sein?“ Sarja schaute die Mutter ungläubig an. „Alle Leute freuen sich auf das Fest, und man hört nur Singen und Lachen. Niemand denkt auch nur daran, einen Streit vom Zaun zu brechen, geschweige denn, eine Gewalttat zu begehen.“
     
    „Ach, mein Kind“, seufzte Maridor, „du hast bis heute dein Leben sorglos, behütet und ohne große Verantwortungen verbracht. Aber du weißt, dass mit deinem einundzwanzigsten Geburtstag alle besonderen Fähigkeiten, welche die Krone der Macht unserem Geschlecht verleiht, auch auf dich übergehen werden. Das bedeutet, dass deine Empfindungen in einer speziellen Weise mit dem Volk und dem Land verbunden sein werden. Du wirst immer spüren, wenn Not oder Gefahr das Reich bedrohen und somit stets in der Lage sein, etwas dagegen unternehmen zu können. Aber du wirst auch feststellen, dass dies nicht immer angenehm ist. Das jedoch ist der Preis, den wir für unsere Stellung und das Leben, das wir führen, bezahlen müssen.
    Aber was mich im Augenblick am meisten beunruhigt ist, dass ich nicht ergrü nden kann, welches Unheil uns droht. Es muss ganz nahe sein, denn die Furcht in meinem Herzen ist groß.“
     
    Sie schwieg, während Sarja sie mit wachsender Angst ansah. Plötzlich richtete Maridor sich auf.
     
    „Sarja, ich habe eine Entscheidung getroffen“, sagte sie entschlossen, „welche die Jahrhunderte alte Tradition unseres Geschlechts bricht: Ich werde nicht bis zu deinem Geburtstag warten, um dich in die Geheimnisse der Könige von Ellowin einzuweihen. Also höre:
     
    Vor etwa fünfhundert Jahren lebte am Hof von Ellowa ein weiser Mann, ein Magier, dessen Wissen und Macht keiner ermessen konnte. Niemand wusste zu sagen, wie alt er war oder woher er einst kam, doch er unterstütze den Herrscher mit seinem weisen Rat und brachte Hilfe mit seiner Kunst, wo immer sie von Nöten war. Es herrschte Frieden und Wohlstand, und das Volk war zufrieden.
    Eines Tages jedoch verdunkelte sich der Horizont von den schwarzen Segeln einer gewaltigen Flotte, die sich mit dem Sturmwind unserer Küste näherte. Das Volk erschrak und flü chtete sich auf das Königsschloss, wo man dem Herrscher von der nahenden Armada berichtete. Auch der Magier Jarin vernahm die Kunde, und sein Gesicht wurde bleich.
     
    „Wehe uns!“ rief er. „So ist es Doron doch gelungen, die Bande zu zerbrechen, in die ich ihn einst schlug. Und seine Macht ist größer denn je, denn er hat es verstanden, sein Kommen vor mir zu verbergen.“
     
    Auf die Frage des verstörten Königs, wer denn Doron sei, antwortete er:
     
    „Es ist nicht viel Zeit, um dir Dorons Geschichte zu erzählen. Wisse nur, dass er ein Magier ist wie ich, nur dass er all seine Macht dem Bösen verdankt und sich ihm verschrieben hat. Nur mit knapper Not besiegte ich ihn einst und konnte ihn auf eine Insel fernab im Meer verbannen. Doch hat er es wieder verstanden, mich zu täuschen, und in der Stille ist seine Macht gewachsen. Auf, rufe deine Krieger zusammen, lass’ alles Volk sich bewaffnen, und mit der Hilfe der Götter und all meiner Macht werden wir versuchen, ihm zu widerstehen!“
     
    Es blieb nicht viel Zeit, sich zu rüsten, denn schon wenige Stunden später
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