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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten
Autoren: Manda Scott
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welchem Zustand sich ihr Körper zurzeit befand und wie ihr Leben gegenwärtig aussah.
    Ich bin also noch nicht tot?
    Nein, sie war noch nicht tot. Augenscheinlich war es der Wunsch der Götter, dass sie lebte. Folglich musste auch sie, Breaca, ihr Bestes geben, um zu überleben, um wieder kämpfen zu können - sofern man dies noch einmal von ihr verlangen sollte - und um sich wieder um all jene kümmern zu können, die sie einst geliebt hatte und die ihr auch jetzt noch am Herzen lagen. Und alle diese Aufgaben musste sie bewältigen, während sie innerlich noch immer von der Verzweiflung über Graines Leid gequält wurde, und ohne das Versprechen der Götter, dass der Schmerz ihrer Tochter jemals enden würde.
    Aber sie wird doch wohl wieder genesen? Es war Airmid gewesen, die das gefragt hatte. Zumindest, wenn auch sie das wirklich will , hatte Valerius’ weise Antwort gelautet.
    Aber um genesen zu wollen, brauchte Breaca zuerst einmal einen Grund zum Leben. Und dieser Grund konnte in ihrem Fall nur Graine sein. Graine jedoch war ebenfalls gebrochen worden.
    Breaca stellte sich im Geiste der trostlosen Aussicht auf ein Leben ohne jenes lodernde Feuer, das sie in der Vergangenheit stets angetrieben und gewärmt hatte. Der schwache, angstvolle Teil ihrer Seele flüsterte, dass es doch wesentlich besser sei, tot zu sein oder zumindest wieder im Fieberwahn zu versinken, als solch ein Leben zu führen. Doch andererseits war sie die Bodicea, und in genau diesem Augenblick versammelte sich in ihrem Namen ein ganzes Kriegsheer. Fünftausend Kriegerinnen und Krieger warteten täglich aufs Neue auf die Nachricht, dass die Bodicea sich von ihrem Krankenlager erhoben und wieder den Schlangenspeer ergriffen hätte, jenen Speer, den ihr Bruder für sie geschmiedet hatte. Sie alle warteten ungeduldig auf die Ankündigung, dass die Bodicea endlich bereit war, sie in den Krieg gegen Rom und damit der letzten, ultimativen Reihe von Siegen entgegenzuführen.
    Die Last schien geradezu erdrückend, und wieder weinte Breaca. Dann trank sie abermals etwas Wasser und versuchte zu erkennen, wie sie dieses neue Leben mit all seinen Grenzen und Beschränkungen bloß bewältigen sollte.
    Zumindest aber mangelte es Breaca trotz allem nicht an Mut, mit dem irgendwann auch der Pragmatismus zurückkehrte. Und dieser Pragmatismus sagte ihr, dass sie doch immerhin umgeben war von einer ganzen Schar von Menschen, die allesamt stark und willens genug waren, um gegen die Römer zu kämpfen, und dass zumindest diese Menschen auch noch nicht ihre Leidenschaft für das Leben verloren hatten. Somit war es im Grunde völlig bedeutungslos, ob auf Breacas körperliche Genesung auch noch die seelische Heilung folgen würde, solange sie nur wieder gesund genug wäre, um sich zu erheben und zu kämpfen und um den Kriegern wenigstens zum Schein wieder jene starke Führerin zu sein, die sie früher einmal gewesen war. So viel immerhin durften die Krieger von ihr erwarten, und mehr war mit etwas Glück auch gar nicht nötig, um ihr Volk vielleicht doch noch zu retten.
    Vor alledem aber musste sie zunächst einmal eine ganz bestimmte Waffe finden, die irgendwo in einem Versteck lag. Und davor wiederum, das hatte Priorität noch vor allem anderen, musste sie Graine finden, das zermarterte Kind ihrer Seele. Alles in ihr drängte danach, mit Graine zu sprechen, sie wollte sie im Arm halten... und sie musste unbedingt herausfinden, ob es vielleicht doch noch wenigstens einen kleinen Teil von Graines einst so strahlendem Wesen gäbe, der wieder geheilt werden könnte.
    Breaca legte die Fingerspitzen an ihr Gesicht. Vorsichtig rieb sie sich die verkrusteten Tränen aus den Augenwinkeln. Der Mond war noch jung und warf seine langen, gebrochenen Strahlenspeere durch die halb geöffnete Tür der Hütte. Sein silbernes Feuer ergoss sich über Breaca und das haselnussfarbene Pferdefell, das zu einem Kissen zusammengefaltet unter ihrer Wange lag. Getrocknete Speicheltröpfchen hatten sich darauf gesammelt und einzelne verkrustete weiße Haare.
    Behutsam tat Breaca einen tiefen Atemzug und ließ ihn dann langsam und mit einem schwachen Pfeifen wieder ausströmen. Solange sie nur ganz behutsam atmete, war der Schmerz noch erträglich, ebenso wie die scharfen Kanten jenes Abgrunds, der sich in Breacas Seele aufgetan hatte.
    Mit dem nächsten Atemzug, den sie dann ganz bewusst erstmals wieder quälend lange in ihren Lungen verweilen ließ, kämpfte Breaca von den Eceni, einst
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