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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten
Autoren: Manda Scott
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Versagen.
    Das hatte die Göttin zu ihr gesagt. Doch niemand konnte Breaca zwingen, den Worten der Göttin Glauben zu schenken.
    Dann, als sie sich das dritte oder vielleicht auch das vierte Mal die plötzliche Stille in Erinnerung rief, die auf die gellenden Schreie ihrer Tochter gefolgt war, ließ das Entsetzen schließlich ein wenig nach. Nun endlich nahm Breaca wahr, dass auch das metallische Klingen des Ambosses nicht mehr zu hören war und dass sie sich nun schon das zweite Mal ein wenig bewegt hatte und trotzdem noch keiner gekommen war, sich über sie gebeugt und ihr einen Becher Wasser angeboten hatte oder gar gefragt hätte, ob sie Hilfe beim Trinken bräuchte.
    Verwirrt bemühte Breaca sich nun erstmals seit mehreren Tagen, ihre Wahrnehmung über die unmittelbaren Grenzen ihres Körpers hinaus auszudehnen. Ein Hauch von Salbeirauch schwebte in der Luft, doch der Geruch war alt, und die scharfe Note, die diesem Duft sonst anhaftete, war verblichen. Die Holzscheite in der Feuerstelle schwelten nur noch schwach, und sie waren bedeckt von einer dicken Schicht weißer Asche. Niemand saß in der Hütte, den Rücken gegen die Wand gelehnt und bereit, kleine Haufen von Apfelholz und Kiefernspänen auf die verkohlten Überreste des Feuers zu geben, um den schalen, abgestandenen Geruch aus dem Raum zu vertreiben.
    Niemand wartete, um die dicken, festen Bäusche ungekämmter Wolle auszuwechseln, die man Breaca unter die Achselhöhlen gestopft hatte, damit ihr Körper gestützt wurde und ruhig liegen blieb, wenn abermals die Wogen des Fiebers über sie hereinbrachen. Und es harrte auch niemand darauf, ihr mit ruhigen, behutsamen Händen ein wenig den Kopf anzuheben und ihr einen Schluck Wasser anzubieten, oder ihr dabei behilflich zu sein, ihre Blase in den sauberen Tontopf zu entleeren, der neben ihrem Bett stand. Niemand küsste sie sanft oder strich frische Salbe auf ihren Rücken und erzählte ihr dabei von dem mit immer prachtvolleren Blüten heraufziehenden Frühling oder plauderte über die neuen Fohlen auf den Koppeln und die Welpen - allesamt Nachfahren von Stone -, welche erst kürzlich im großen Rundhaus zur Welt gekommen waren. Niemand berichtete ihr von dem Kriegsheer, das schon voller Eifer seine Kampftechniken übte und nur allzu bereit war für Breacas Rückkehr in die Reihen der Krieger.
    Breaca wartete einen Moment, dann drehte sie langsam den Kopf und vergewisserte sich, dass sie in der Tat allein war in der kleinen Hütte und dass zum ersten Mal, seit das Fieber sie befallen hatte, weder die Göttin noch Airmid über sie wachten.
    Der Schock, der für Breaca mit dieser Entdeckung einherging, betäubte sie einen Augenblick lang regelrecht, ganz so, als ob sie mitten im Sommer in eiskaltes Wasser gesprungen wäre. Dann, nachdem sie wieder zu sich selbst gefunden hatte, begann sie zu weinen. Zuerst ganz schwach und leise, später in tiefen, keuchenden Schluchzern. Die Erleichterung, ihre Tränen endlich nicht mehr gewaltsam zurückhalten zu müssen, und das Wissen, dass ihr Kummer zumindest in diesem einen Moment niemandem eine Last wäre, waren fast ebenso erschütternd, wie der Schmerz es gewesen war, und damit ließ endlich auch die körperliche Qual ein wenig nach.
    Schließlich verspürte Breaca Durst. Vorsichtig setzte sie sich auf und trank aus eigener Kraft aus dem tönernen Becher, den man neben ihrem Bett hatte stehen lassen. Das Wasser war kühl und schmeckte nach nichts anderem als dem Fluss, was auf seine Art wiederum genauso vielsagend war wie die vollkommene Stille, die Breaca noch immer umschlungen hielt.
    Es war schon lange her, seit sie zuletzt irgendetwas getrunken hatte, das nicht mit irgendeiner bitteren Essenz aus Airmids Arzneivorrat verrührt worden war, versetzt mit einem Klecks Honig, um den unangenehmen Geschmack zu übertünchen. Jene, denen Breaca am Herzen lag, hatten also bereits bemerkt, dass das Fieber ihrer Anführerin nachgelassen hatte. Und offenbar hatte man sie auch ganz bewusst allein gelassen, um ihr die Chance zu geben, ganz für sich allein herauszufinden, wie weit genau ihre Kräfte bereits wieder reichen mochten. Breaca empfand tiefe Dankbarkeit über diese Fürsorge und weinte abermals, diesmal jedoch entschieden weniger heftig als zuvor.
    Dann ließ sie sich wieder auf ihr Lager zurücksinken und starrte in das aus Schilf und Reet gefertigte Dachwerk empor. Schließlich machte sie sich daran, im Geiste eine sorgfältige Aufstellung dessen vorzunehmen, in
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