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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten
Autoren: Manda Scott
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hinzu, »dann schaffen wir es vielleicht sogar, dass die Flammen bis an die Wolken schlagen. Ganz gleich, wie betrunken Roms Wachposten also auch sein mögen - das hier werden sie wohl kaum übersehen können.«
    Von allen Kriegern von Cunomars Ehrengarde war Ulla diejenige, die ihm am nächsten stand. Sie war sein Schutzschild im Kampf, wich nie von seiner Seite. Und noch nie hatte sie sich gegen seine Meinung gestellt. Gemeinsam mit den vier anderen, die sich mit Leib und Seele dem Sohn der Bodicea verschworen hatten, half sie ihrem Anführer also, auch die anderen Palisaden in das Feuer zu stoßen.
    Noch ehe das letzte Weidengeflecht in Flammen aufgegangen war, leuchtete im Südwesten der erste stecknadelkopfgroße Lichtpunkt auf. Für einen kurzen Augenblick wirkte das Signalfeuer der Römer so schwach und zart wie eine unter dem Wind erzitternde Samendolde des Löwenzahns. Dann drehte Cunomar sich um, beobachtete den winzigen Lichtpunkt aufmerksam und sprach dabei laut die ersten acht Namen der Göttin der Bärinnenkrieger, so wie man es ihn in den Höhlen der Kaledonier gelehrt hatte.
    Mit einem Mal schien die ganze Nacht von einem tiefen Vibrieren, einer Art Trommeln erfüllt. Und mit dem Anschwellen dieses Geräuschs gewann auch das in weiter Ferne auflodernde Feuer an Kraft und wurde schließlich zu einer stabilen Flammensäule. Dann, nur wenig später, flammten noch sieben weitere Lichtpunkte auf, die sich insgesamt über eine Entfernung von etwa einem halben Nachtritt erstreckten und in gerader Linie Richtung Süden auf die Veteranenkolonie von Camulodunum zuführten. Camulodunum, Roms erster und wichtigster Stadt in der besetzten Provinz Britannien.

II
    Am zwölften Tage nach Ausbruch des Fiebers verließ die innere Glut Breacas Körper wieder.
    Sie erwachte in der Stille einer leeren Hütte und mit dem vagen Geruch von Rauch in ihren Nasenflügeln. Wie tot lagen die Überreste des Feuers in der Herdstelle, und der Schweiß, der sich auf den Pferdefellen unter Breaca gesammelt hatte, war kalt.
    Ihr Gesicht war zerknittert und von einem Muster tiefer Falten durchzogen. Sie bewegte sich zaghaft, hielt dann aber sofort wieder inne und konzentrierte sich allein aufs Atmen, denn zu mehr war sie nicht mehr fähig, als, ausgelöst durch die ungewohnte Regung ihrer Glieder, erneut der Schmerz über sie hereinbrach: Gewaltig, mächtig wie ein Berg und mit donnernder Kraft schlugen die peinigenden Wogen über ihr zusammen und zertrümmerten jegliche andere Wahrnehmung.
    Im Hinblick auf die Schmerzen war das Fieber geradezu ein Geschenk gewesen. Und das war Breaca selbst in jenen langen Stunden bewusst gewesen, als es am schlimmsten wütete. Sie versuchte nun also, abermals in die barmherzige Bewusstlosigkeit hinabzutauchen, und vermochte es doch nicht. Die reale Welt war viel zu klar und drängte sich zu stark in Breacas Bewusstsein, sodass ihr Körper ihren Geist nicht mehr entweichen lassen konnte in die Welt des Traums.
    Es dauerte nicht lange, und schon drangen noch intensivere Eindrücke auf sie ein.
    Ihre Füße waren kalt. Das war das Erste. Und die Innenflächen ihrer Hände wiederum waren viel zu heiß. Breaca war bedeckt von einem groben Wollgewebe, und auf die am übelsten zugerichteten Stellen auf ihrem Rücken war Salbe gestrichen worden. Durch die getrockneten Überreste von Ampferblättern und zu feinem Puder zerstoßenem Lehm spürte sie das zarte Kitzeln der Wolldecke. Ihr Haar klebte ihr nicht mehr am Gesicht, so wie Breaca es das letzte Mal gespürt hatte, als sie vage aus der Traumwelt hinaufgespäht hatte in die Wirklichkeit. Stattdessen hatte ihr jemand das Haar mit großer Fürsorglichkeit aus der Stirn zurückgekämmt und es an ihrem Hinterkopf zusammengeflochten, sodass sie nun einen leichten Zug an ihren Schläfen und am Oberkopf spürte. Das musste Airmid getan haben, denn noch immer war in dem Flechtmuster des Zopfes die Liebe zu erahnen, die in ihren Berührungen gelegen hatte.
    Breaca konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie man ihr die lindernde Paste aufgetragen hatte oder die grobe Decke über sie breitete, und sie wusste auch nicht, wann genau Airmid ihr das Haar geflochten hatte. Ihr gesamtes Erinnerungsvermögen begann und endete in einem einzigen Punkt: Graine. Graine und der Klang ihrer Schreie und die fast noch grausamere Stille, als Breacas Tochter plötzlich verstummt war.
    Die Wunden deiner Tochter sind nicht dein Verschulden, ihre Ursache liegt nicht in deinem
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