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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten
Autoren: Manda Scott
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eine glühende Woge über Cunomar zusammen, ganz so, als ob allein das verzweifelte Verlangen, seinen Plan unbedingt in die Tat umzusetzen und die heimtückischen Feuer zu legen, ihn bisher vor der mörderischen Macht der Flammen geschützt hätte. Nun aber, befreit von der Angst, ob sein Vorhaben auch tatsächlich gelingen würde, spürte er plötzlich, wie brennender Talg auf seine Haut spritzte und kleine Brandblasen hinterließ. Der Königsreif an seinem Arm verlor unter der Hitze seinen Glanz, wurde ganz matt und fügte Cunomar nur noch eine zusätzliche Brandwunde zu.
    »Cunomar! Hierher!«
    Geblendet von den Flammen rannte er wie blind zurück in die Schatten. Freundliche Hände packten ihn am Ellenbogen und zogen ihn hinter ein schützendes Dickicht - eine Art provisorischen Palisadenzaun aus grob miteinander verflochtenen Weidenzweigen. Irgendjemand, wahrscheinlich Ulla, denn sie hegte von allen Kriegerinnen die tiefsten Gefühle für Cunomar, streckte den Arm aus, um seinen Kopf und seine Schultern mit einem Umhang aus durchnässtem Rohleder zu bedecken, wobei sie sorgsam darauf achtete, nicht die gerade erst abheilende Wunde an der Seite seines Kopfes zu berühren, jene Stelle, an der einst sein Ohr gesessen hatte. Unterdessen reichte jemand anderer ihm einen Strang nasser Wolle, den Cunomar sich sogleich auf Nase und Mund presste. Er versuchte, möglichst flach zu atmen, und schaffte es doch nicht. Der Spurt, die Hitze und das Feuer hatten ihm den Atem geraubt.
    Viel zu tief sog er den Rauch in seine Lungen ein und musste abermals heftig husten. Doch er war nicht der Einzige, dem es so ging. Seine Lungen schmerzten. Das Bärenfett, das er sich zuvor auf Oberkörper und Gliedmaßen gestrichen hatte, verflüssigte sich unter der Hitze. Die Kriegsbemalung aus Färberwaid und weißem Kalk, mit der er noch einmal den Treueschwur bekräftigte, den er gegenüber der Bärin geleistet hatte und der er entweder mit seinem Sieg oder aber mit seinem Tod die höchste Ehre erweisen wollte, war zu bedeutungslosen Kringeln verschmiert. Sein Haar war etwa so lang wie seine Hand und stand, versteift mithilfe von weißem Kalk, steil empor wie ein Hahnenkamm. Er bewegte seine Schultern und spürte eindringlich seine Narben. Sowohl die alten Narben, die ihm einst in Anerkennung seines neuen Status als Bärinnenkrieger liebevoll von den ältesten der Träumer der Kaledonier in die Haut eingeritzt worden waren, als auch die neuen, die die Legionare Roms ihm zugefügt hatten. Doch ihr Reißen und Ziehen war noch nichts im Vergleich mit dem heftigen und unaufhörlichen Schmerz an der Seite seines Kopfes, jener wunden Stelle, wo einer der Falkenspäher der Coritani im Dienste Roms Cunomar das Ohr abgehackt hatte.
    Wesentlich schneller, als er erwartet hatte, hatten die Flammen sich um den hölzernen Bau der Festung geschlossen. Allein die Tore brannten noch nicht, obgleich ihre hölzernen Balken bereits zu dampfen begannen. Dem Dauerbefehl ihrer Vorgesetzten folgend, hatten die Männer der Zwanzigsten Legion, die im Inneren des Lagers Wache halten sollten, die Tore vor Einbruch der Nacht mit Wasser übergossen. Denn selbst hier, im besetzten Osten Britanniens, dort, wo angeblich Frieden herrschen sollte, schützten die Legionen ihre Wachtürme Nacht für Nacht aufs Neue gegen eventuelle Brandstifter aus dem Volk der Unterdrückten.
    Valerius hatte behauptet, dass dies das übliche Prozedere unter den Dienern Roms sei. Allerdings würden die Männer im Inneren des Wachturms sich trotz der Ermahnung zur Wachsamkeit für gewöhnlich hemmungslos betrinken und so lange zechen, bis sie nicht mehr Herr ihrer selbst waren, weil sie das Risiko eines eventuellen Angriffs einfach nicht mehr ernst nähmen. Doch ganz gleich, ob sie nun betrunken waren oder nicht, sobald der Alarm ausgelöst wurde, würden sie sofort in streng eingeübter Keilformation zu den Toren hinausstürmen. Auch dies hatte Valerius den Kriegern im Vorfeld erläutert.
    Für Cunomars Geschmack war Valerius’ Wissen über den Feind viel zu umfassend. Vor allem aber war sein Onkel ein viel zu eigenständiger Geist, der sich seine Meinung stets unabhängig von den Ansichten sämtlicher anderer bildete. Allein schon aus Prinzip wünschte Cunomar sich nun also, dass Valerius sich zumindest in dieser einen Angelegenheit irren möge.
    Genau dieser Gedanke ging ihm gerade durch den Kopf, als die Tore krachend aufflogen und die Legionssoldaten herausgeströmt kamen. Und in der
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