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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten
Autoren: Manda Scott
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Bewohnerin von Mona und der Welt bekannt als die Bodicea, die Siegreiche, sich von ihrem Lager hoch, zog ihre Tunika über und machte sich auf die Suche nach ihrem von Rom gebrochenen Kind.
     
    »Du kannst wieder gehen.«
    Die Hütte, in die man Graine gelegt hatte, war noch so neu, dass das Reetgeflecht, das die Dachsparren bedeckte, noch keinen einzigen Regenschauer erlebt hatte. Es schimmerte mattgrün, ähnlich der Haut eines Frosches. Ein niedrig flackerndes Feuer vor der Tür durchdrang das schwache Licht der Abenddämmerung und warf dunkle Schatten über das mit Lehm bestrichene Weidenwerk, das die Mauern der Hütte bildete.
    Drinnen, dicht an der Seitenwand, lag Graine auf einem Lager aus aufeinandergeschichteten Schafsfellen, die eine Hand, schweißnass, locker über der Decke. Dunkles, ochsenblutrotes Haar lag in unordentlichen Strähnen um ihren Kopf herum und erzählte seine ganz eigene Geschichte von dem unruhigen Schlaf, in den Graine gesunken war. Die Quetschwunden und Blutergüsse in ihrem Gesicht und an ihrem Hals wirkten weniger markant als beim letzten Mal, als Breaca ihre Tochter gesehen hatte. An jenem Tag hatte sie Graine noch bei Tageslicht gesehen, und die Verletzungen waren noch wie schmutzig grüne Pfützen erschienen, die sich vor der kalkweißen Haut ihres erschöpften Gesichtchens abgehoben hatten. Nun, im sanften, gräulichen Licht des Abends konnte man von den einstigen Wunden nicht mehr viel erkennen.
    Vorsichtig setzte Breaca sich auf den Rand des Schaffelllagers, und mit der gleichen Behutsamkeit ließ nun auch Stone, der verkrüppelte Kampfhund, der draußen vor der Krankenhütte gewartet hatte, sich im Inneren der Hütte nieder - dicht am Bett, wo sowohl Mutter als auch Tochter ihn erreichen konnten.
    »Ja, ich kann gehen«, antwortete Breaca. »Das heißt zwar noch nicht, dass ich auch schon wieder kämpfen könnte, aber es ist zumindest ein Anfang.« Hier, in Graines Gesellschaft, war es ihr möglich, ganz offen darüber zu sprechen, welchen Berg sie noch würde erklimmen müssen. »Und wie steht es mit dir? Kannst du auch schon wieder richtig laufen?«
    »Ich weiß es nicht.« Graine blickte auf Stone hinab. Sie kämmte mit den Fingern durch sein Nackenhaar, strich es glatt und zerzauste es dann wieder. »Hawk lässt mich ja nicht weiter gehen als bis nach unten an den Fluss. Er hält sich genau an das, was Airmid ihm gesagt hat. Und Airmid sagt, weiter darf ich noch nicht. Sie meint, wenn ich schlafe, dann träume ich vielleicht auch wieder, und dass ich, wenn ich aufstehe und herumlaufe, nicht genug schlafe. Aber ich glaube, sie irrt sich.«
    »Meinst du wirklich? Airmid irrt sich nur sehr selten.« Breaca streckte die Hand aus und strich ihrer Tochter behutsam eine Haarsträhne aus den Augen. »Ist Hawk dieser Coritani-Späher, der da draußen mit einer nackten Klinge auf seinen Knien vor deiner Hütte sitzt? Der, der Cunomar das Ohr abgeschnitten hat?«
    Die Anwesenheit des jungen Mannes war Breaca natürlich keinesfalls entgangen, doch sie hatte bis zu diesem Moment kaum einen weiteren Gedanken an ihn verschwendet. Allerdings hatte sie bemerkt, dass er noch beide Ohren besaß, was erstaunlich war. Denn sie hatte eigentlich erwartet, dass die Bärinnenkrieger sie ihm als Rache für sein Verbrechen an Cunomar inzwischen abgeschnitten hätten. Irgendwann, während das Fieber in ihrem Körper gewütet hatte, glaubte sie nämlich gehört zu haben, dass ihn genau diese Strafe ereilen sollte.
    Der junge Mann hatte genau beobachtet, wie Breaca in die Hütte getreten war, hatte jedoch nichts gesagt, sondern nur knapp genickt, was wohl so viel bedeuten sollte, wie dass er nicht nur ihr Erscheinen, sondern auch all das, was Breaca in ihrer Person verkörperte, sehr wohl zur Kenntnis genommen hatte. An seiner Unterlippe war ein Rest jener blutigen Blase zu erkennen, die Valerius ihm mit einem stumpfen Schlag seines Messers zugefügt hatte. Doch noch immer besaß der junge Mann jene lässige, beinahe arrogante Schönheit, die auch schon zu jener Zeit, als er noch im Dienste des römischen Prokurators gestanden hatte, sein hervorstechendstes Merkmal gewesen war. An seiner Attraktivität hatte sich bislang also nichts geändert, ebenso wenig wie an den blauen Echsen-Tätowierungen, die sich über die deutlich sichtbaren Muskeln seiner beiden Oberarme schlängelten und das Zeichen seiner Clanzugehörigkeit und jener Racheschwüre waren, die er gegenüber dem Geist seines Vaters geleistet
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