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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten
Autoren: Manda Scott
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Geste ihnen beiden etwas Trost.
    Als sie wieder sprechen konnte, sagte Breaca: »Erlaubst du mir dann wenigstens, mir vorzuwerfen, dass ich dich besser hätte beschützen müssen? Dass ich dich eher hätte fortschicken sollen? Oder zumindest, dass ich, als deine Mutter, die Kraft hätte besitzen müssen, unsere Welt von Grund auf zu verändern, und dass mein Herz mir schier zerreißt vor lauter Kummer, dass ich genau das eben nicht geschafft habe?«
    »Aber das kannst du doch noch immer. Du kannst die Welt verändern. Und das Kriegsheer erwartet dich, damit du genau das tust - die Welt verändern.« Die Worte wurden gedämpft von dem Stoff von Breacas Tunika und sanken direkt in ihr Herz.
    »Ich weiß. Und wenn die Krieger dann endgültig bereit sind, vielleicht bin dann ja auch ich so weit. Aber in der Zwischenzeit muss ich erst einmal etwas anderes schaffen. Valerius hat mein Schwert gefunden, das Schwert mit dem Schlangenspeer auf dem Heft, das mein Vater einst für mich geschmiedet hatte. Sollte ich also jemals wieder in der Lage sein zu kämpfen, dann mit diesem Schwert. Um mich zu schützen, hatte Valerius es an dem Tag, als er gekommen war, um den Prokurator aufzuhalten, im Wald versteckt. Und ich muss jetzt losgehen und es wiederfinden. Falls Airmid tatsächlich unrecht haben sollte und der Schlaf deinen Traum auch nicht mehr heilen kann, willst du dann, statt zu schlafen, vielleicht mit mir kommen und mir bei der Suche helfen?«
    Der Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Tochter war Antwort genug. Breaca griff nach der Tunika, die neben dem Bett aus Schaffellen lag. Da kam ihr ein Gedanke, und sie hielt einen Moment inne. »Ob Hawk dich wohl aufstehen lässt, wenn ich ihn darum bitte?«
    Zum ersten Mal blitzte in Graines Lächeln so etwas wie ein Funken von Wärme auf und das Wissen eines Kindes, das Dinge sieht, die seine Mutter nicht sehen kann. Mit betont ruhiger Stimme entgegnete Graine: »Hawk lebt doch bloß deshalb noch, weil du Ardacos befohlen hast, auf ihn Acht zu geben und dafür zu sorgen, dass niemand ihn töten kann. Ansonsten hätten die Bärinnenkrieger ihn schon längst niedergemetzelt oder ihm zumindest beide Ohren abgeschlagen. Er schuldet dir sein Leben und seine Schönheit. Und er weiß das auch. Er wird also wohl für den Rest seines Lebens nur noch deinem Befehl gehorchen.«
    »Dann werde ich ihm sagen, wohin wir gehen, damit er es Airmid und Valerius ausrichten kann. Stone müssen wir aber hierlassen. Er ist noch nicht wieder kräftig genug, um neben einem Pferd herzulaufen. Was meinst du, ob du ihm wohl sagen kannst, dass er hierbleiben soll, damit wir ihn nicht an den Türpfosten binden müssen?«

III
    Die Pferdekoppeln lagen westlich der Siedlung. Langsam bewegten sich die von den letzten Strahlen der untergehenden Sonne rötlich überhauchten, leicht verschwommenen Silhouetten der Tiere über die Weide. Stechginsterhecken, die gerade erst ihre Blüten entfalteten, umrahmten die Koppel mit kleinen, grellgelben Farbtupfern, die sich hell vor dem Grau der heraufziehenden Nacht abhoben. Zu den Pferden gelangte man durch ein Gatter aus Weidengeflecht, das, befestigt an einem Eckpfeiler, die Umzäunung durchbrach. Neben dem Tor hing an einem Haken ein einzelnes Halfter mit einem langen Seil daran. Unmittelbar dahinter warteten drei langbeinige Fohlen, deren Atem in Form von weißen Dampfwölkchen in die kühle Abendluft entwich.
    Breaca scheuchte die Tiere ein Stück zurück und streifte dann das Zaumzeug über den Kopf jenes kleinen, graubraunen, leicht gedrungen wirkenden Pferdes, das sie Graine im Herbst vor Tagos’ Tod zum Geschenk gemacht hatte. Sobald es einen Sattel auf seinem Rücken spürte, legte es sämtliche Ausgelassenheit ab und verwandelte sich in das ruhigste Tier, das Breaca jemals gesehen hatte. Das kräftige Pferd war also ein absolut zuverlässiges und berechenbares Reittier - selbst für ein kleines Mädchen, das eigentlich panische Angst vor Pferden hatte, weil einmal eines der Schlachtrösser seiner Familie mit ihm durchgegangen war. Geduldig blieb das Pferd neben dem Aufsitzstein stehen, während Breaca erst Graine hinaufhob und in die raue, schwarze Mähne griff und sich hinter ihrer Tochter auf den Rücken des Tieres schwang.
    In zügigem Schritttempo ritten sie geradewegs nach Westen, mitten in die untergehende Sonne hinein. Einen Arm hielt Breaca fest um die Taille ihrer Tochter geschlungen, während sie im Stillen bedrückt darüber nachdachte, wie dünn, fast
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