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Die Krieger der Königin: Falkenherz

Die Krieger der Königin: Falkenherz

Titel: Die Krieger der Königin: Falkenherz
Autoren: L. J. McDonald
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anderen Stadt gewohnt zu haben, hatte sie noch nie die Freiheit besessen, einfach auf Erkundungstour zu gehen – und die Stadt Para Dubh war viel größer, als Eferems Hauptstadt jemals hätte werden können. Lizzy war sich sicher, dass sie trotzdem von Eferem beeindruckt gewesen wäre, hätte man ihr erlaubt, dort herumzuwandern. Aber immer war ihre Mutter dabei gewesen oder eine ihrer drei Schwestern, denen Lizzy – als die Älteste – immer helfen musste, obwohl die Familie Diener besaß. Größtenteils hatte es ihr nichts ausgemacht, aber sie hatte sich immer gewünscht, einmal einfach tun zu dürfen, was ihr Spaß machte.
    Jetzt, auch wenn es sie wochenlanges Betteln bei ihrer Mutter gekostet hatte, waren keine Eltern in Sicht, und sie war fast allein. Kichernd eilten sie und ihre Freundin Loren den Gehweg entlang, der zum Hafen führte. Lorens Wassersylphe Shore eilte neben ihr und hielt die Hand ihrer Meisterin. Shore wurde allmählich gut darin, die menschliche Form nachzuahmen, und sie wirkte wie ein kleines Mädchen, wenn auch ein wenig nasser als ein echtes Kind. Drei Blöcke hinter ihnen entlud der Rest der Gruppe, mit der die zwei Mädchen in die Stadt gekommen waren, immer noch ihre Wagen.
    »Sie werden wütend auf uns sein.« Loren kicherte. »Hast du Datons Gesicht gesehen, als wir davongerannt sind?«
    »Der war sauer!«, stimmte Lizzy zu. Sie war ein wenig unsicher, was ihre angebliche Aufsichtsperson sagen würde, wenn sie zurückkamen, und sie wollte absolut nicht, dass ihre Mutter es jemals herausfand, da sie ihr steif und fest versprochen hatte, sich zu benehmen. Aber vor allem war Lizzy zu aufgeregt, um sich Gedanken zu machen. Sie war achtzehn Jahre alt und vom Gesetz her jedem Mann gleichwertig – im Sylphental, wenn auch nicht hier. Und auch wenn Daton es ihren Eltern erzählen würde, konnte ihre Mutter sie nur eine begrenzte Zeit lang anschreien. Ihr Vater war schon vor Monaten mit Ril verschwunden, worüber Lizzy immer noch wütend war. Sie hatte ihn angebettelt, mitkommen zu dürfen, aber Leon und sein Sylph waren nicht so einfach zu überreden wie ihre Mutter und hatten es schlichtweg abgelehnt. Sie hatte sich den Mund fusselig geredet, aber weder ihr Vater noch Ril gaben nach. Also musste sie zu Hause bleiben. Keinem von beiden hatte sie das verziehen.
    Na ja, immerhin erlebten sie jetzt ein Abenteuer. Mit Loren neben sich, rannte Lizzy durch die fremde Stadt und bewunderte die Gebäude genauso wie die sanft abfallenden Straßen. Para Dubh war von
menschlicher Hand
auf einem Hügel errichtet – ganz anders als die von Sylphen errichtete Stadt von Sylphental –, und die Straßen wanden sich in Kurven auf das Meer zu.
    Keiner von ihnen hatte schon einmal das Meer gesehen, und beide Mädchen hatten sich sofort für den Hafen als erstes Ziel entschieden. Die kleine Wassersylphe war beim Anblick des Salzwassers atemlos verstummt, und sie entschieden, dass es ihre Pflicht war, ihr alles aus der Nähe zu zeigen. Die anderen konnten den Wagen entladen. Es war nur eine einzige Ladung Eisenerz, die der Herrscherfamilie von Para Dubh als Teil ines Handelsabkommens zum Geschenk gemacht wurde – und um die Leute auf die Probe zu stellen, die es überbrachten. Von Daton abgesehen, waren alle auf dieser Reise unter zwanzig Jahre alt.
    Loren besaß als Einzige eine Sylphe. Gewöhnlich war es nur verantwortungsvollen Erwachsenen erlaubt, eine Sylphe zu besitzen, aber diese Wassersylphe hatte sich nach dem Tod ihres ersten Meisters Loren selbst ausgesucht. Zu dieser Zeit war Loren vierzehn Jahre alt gewesen. Jetzt war sie fast zwanzig, knappe zwei Jahre älter als Lizzy, aber sie war so unreif, dass Lizzy bezweifelte, dass sie je eine Sylphe erhalten hätte, wäre die Entscheidung nicht Shore selbst überlassen worden.
    Vor ihnen machte die Straße wieder eine Kurve. Die Straßenseite zum Meer hin war durch eine hüfthohe Steinwand begrenzt. Für einen Moment beugten sich die zwei Mädchen darüber und blickten auf die wunderschöne alte Stadt, deren Dächer bepflanzt waren. Die Plätze und Parkflächen waren bestückt mit Statuen. Keine von ihnen hatte je etwas Derartiges gesehen. Sie genossen die Aussicht, weil sie sich sicher waren, weit genug von Daton entfernt zu sein, so dass er sie nicht einfach zurückrufen konnte.
    »Ich finde es toll hier«, hauchte Loren und streckte ihr Gesicht in die salzige Brise, die sie sogar so weit oben noch umwehte. Sie trug zusätzlich zum Geruch von
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