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Die Krieger der Königin: Falkenherz

Die Krieger der Königin: Falkenherz

Titel: Die Krieger der Königin: Falkenherz
Autoren: L. J. McDonald
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umwarb er sie auf seine ungeschickte, scheue Art. Lizzy wusste nicht, was sie denken sollte. Sie mochte Justin. Er war ehrlich und freundlich, völlig unfähig, jemanden anzulügen, und er gab niemals auf, auch wenn sie ihn links liegenließ, mit ihren Freundinnen über ihn lachte oder die Verabredungen platzen ließ, die ihre Mutter für sie ausgemacht hatte, um ihn dann auszulachen, wenn er enttäuscht war. Er versuchte es einfach weiter, und im letzten Jahr hatte sie aufgehört, ihn auszulachen oder die Verabredungen platzen zu lassen. Sie dachte sogar darüber nach, wann er wohl den Mut fand, noch mal zu versuchen, sie zu küssen … und ob sie es erlauben würde.
    Ein Grund für diese Reise war allerdings auch, allen zu entkommen, die sie kannte. Lizzy hatte gedacht, es würde ihr dabei helfen, endlich herauszufinden, was sie mit ihrem Leben anfangen wollte. Die Träume, die sie mit dreizehn oder vierzehn Jahren gehabt hatte, hatten sich nicht erfüllt, und sie wollte irgendwohin, wo sie über das Leben nachdenken und vielleicht lernen konnte, Justin mit neuen Augen zu sehen. Dass er mitgekommen und jetzt schon wieder hier war, darüber war sie teilweise froh, aber hauptsächlich war sie furchtbar wütend.
    »Was tust du hier?«, schrie sie, als er näher kam.
    Justin, der bis jetzt gegrinst hatte, blieb nervös stehen, und sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. »Ich bin euch gefolgt. Daton hat gesagt, dass niemand hier allein sein soll.«
    »Sehe ich aus, als wäre ich allein?«, schimpfte Lizzy und wandte ihm, die Hände in die Hüften gestemmt, den Rücken zu.
    Sie war groß, aber Justin war trotzdem noch ein Stück größer. »Aber ihr seid beide Mädchen«, protestierte er und verzog das Gesicht, als ihm aufging, was er gesagt hatte. Lizzy und Loren starrten ihn böse an. Selbst Shore runzelte die Stirn. Lizzy bemerkte, dass Shore außerdem auf den Boden tropfte.
    »Nenn mich nicht Mädchen«, blaffte Loren und schnitt eine Grimasse in Lizzys Richtung. »Ich bleibe nicht in seiner Nähe.« Sie drehte sich um und ging zum nächstgelegenen Steg, der sich ins Wasser erstreckte. Kleine Schiffe und Beiboote waren daran befestigt. Männer waren eifrig damit beschäftigt, Ausrüstung und Fische zu be- oder entladen, während sie einander Anweisungen zuschrien. Loren kümmerte sich nicht um den Lärm, sondern ging mit Shore unbeirrt weiter.
    Lizzy beäugte Justin. Er wirkte unglücklich. Er hatte nicht vorgehabt, irgendjemanden zu beleidigen, das wusste sie, aber manchmal rutschten ihm einfach die schlimmsten Dummheiten heraus. Gewöhnlich passierte das nur, wenn noch jemand in der Nähe war. Wenn er mit ihr allein war, war er um einiges selbstbewusster.
    »Du hast Glück, dass kein Krieger das gehört hat«, beschwerte sie sich. Sie war immer noch ein wenig wütend auf ihn, weil er ihnen gefolgt war. Er sackte noch weiter in sich zusammen. Im größten Teil der Welt wurden Frauen immer noch als Menschen zweiter Klasse behandelt, aber die Krieger im Sylphental wurden bei so einem Verhalten ziemlich wütend. Bis jetzt war noch niemand wegen etwas gestorben, das er gesagt hatte, aber alle hatten gelernt, sexistische Äußerungen für sich zu behalten.
    Trotzdem konnte Lizzy nicht lange wütend bleiben. Justin meinte es gut, und dass sie und Loren weggerannt waren, war nicht besonders klug gewesen, selbst wenn Loren eigentlich alt genug sein sollte, um die Verantwortung zu übernehmen. Natürlich würde Loren nicht mehr mit jüngeren Mädchen herumhängen, dachte Lizzy, wenn sie wirklich erwachsen wäre.
    »Es tut mir leid«, meinte Justin.
    Lizzy seufzte, drehte sich um und ging langsam hinter Loren und Shore den Steg entlang. »Es ist okay, aber ich hatte dir doch gesagt, dass ich ein wenig Zeit für mich möchte.«
    »Ich weiß. Aber hier ist es nicht wirklich sicher«, antwortete er. »Daton hat mich angewiesen, euch zu folgen.«
    Sie hätte es wissen müssen. Es war immer jemand in der Nähe, der dafür sorgte, dass sie ein braves Mädchen blieb. Wenn es nicht ihr Vater war, dann war es Daton oder Justin auf Anweisung von Daton. Lizzy musste ihre Wut hinunterschlucken, damit sie nicht anfing zu schreien. Es war nicht Justins Fehler. Sie dachte, dass sie froh sein sollte, dass sie ihr genug vertrauten, um ihn mit ihr allein zu lassen – obwohl das eigentlich auch etwas war, worüber sie sich aufregen sollte: Sie hatten überhaupt keine Angst, sie mit Justin allein zu lassen.
    Lizzy ging davon aus, dass nach
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