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Die Kreatur

Die Kreatur

Titel: Die Kreatur
Autoren: Dean Koontz
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etwa dreieinhalb auf dreieinhalb Meter maß.
    Der Außentür gegenüber befand sich eine weitere Tür mit einem Tastenfeld an der Wand daneben. Victor tippte einen Code ein, und das elektronische Schloss schnappte auf.
    Hinter dieser Tür führte ein Korridor von gut vierzig Metern Länge unter dem Gelände des Krankenhauses durch und verband die beiden Gebäude auf den benachbarten Grundstücken miteinander. Dieser unterirdische Gang war einen Meter achtzig breit und zwei Meter vierzig hoch und hatte Wände aus Zement, die von Holzbalken abgestützt wurden, und einen Zementboden.
    Der Gang war von Angehörigen der Neuen Rasse angelegt worden, ohne öffentlich ausgehängte Pläne, ohne Genehmigung von der Baubehörde und ohne Zahlung der gewerkschaftlich ausgehandelten Löhne. Victor konnte nach Belieben kommen und gehen und seine Besuche in den Händen der Barmherzigkeit absolut geheim halten.
    Am Ende des Gangs tippte er seinen Code in ein weiteres Tastenfeld ein, und daraufhin öffnete sich eine Tür, die in einen Aktenkeller im tiefsten Untergeschoss des Krankenhauses führte. Reihen von Aktenschränken enthielten die Ausdrucke der kompletten Computer-Backups seiner zahlreichen Projekte.
    Im Allgemeinen mochte Victor verborgene Türen, Geheimgänge und die ganze Heimlichtuerei, die jedes Projekt zur Ausrottung der Zivilisation und zum Erlangen der Weltherrschaft zwangsläufig mit sich brachte. Er hatte den Kontakt zum Kind in sich nie ganz verloren.

    Aber diesmal ärgerte es ihn, dass er nur auf diesem umständlichen Weg in sein Laboratorium gelangen konnte. Er hatte einen hektischen Tag vor sich, und mindestens eine Krise erforderte seine sofortige Aufmerksamkeit.
    Durch den Aktenkeller betrat er das Untergeschoss des Krankenhauses. Hier herrschte tiefe Stille, und trotz der Flurlichter war es schummerig. Einst hatte er hier seine revolutionärsten Experimente durchgeführt.
    Ihn hatte die Vorstellung fasziniert, Krebszellen, die sich in einem Affentempo vermehren, könnten nutzbar gemacht werden, um die schnelle Entwicklung der Klone in einem künstlichen Uterus zu fördern. Er hatte sich davon erhofft, das Wachstum eines Embryos zu forcieren und ihn binnen Wochen anstelle von Jahren zum Erwachsenenalter heranzuzüchten.
    Wenn man sich an die äußersten Grenzen der neuesten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse vorwagte und in diesem Grenzbereich experimentierte, dann konnte es schon mal passieren, dass ein Experiment danebenging. Was dabei herauskam, war nicht etwa ein Neuer Mensch, sondern ein hochgradig aggressiver, rasend schnell mutierender, frei umherlaufender Tumor, der zu allem Überfluss auch noch verflucht gescheit war.
    Da er dem Geschöpf das Leben geschenkt hatte, hätte er wenigstens ein Mindestmaß an Dankbarkeit von ihm erwarten können. Dem war aber nicht so.
    Vierzig von Victors Leuten waren hier bei dem Versuch umgekommen, dieser bösartigen Geschwulst Einhalt zu gebieten. Und seine Leute waren nicht gerade leicht umzubringen. Erst als schon alles verloren schien, war diese Scheußlichkeit überwältigt und anschließend zerstört worden.
    Dabei war ein grässlicher Gestank entstanden. Nach all den Jahren glaubte Victor, das Ding immer noch riechen zu können.

    Bei den Handgreiflichkeiten war die Wand zum Korridor auf einer Breite von sechs Metern eingerissen worden. Hinter diesem gezackten Loch lag der Inkubationsraum, finster und voller Trümmer.
    Neben dem Aufzug wurde die halbe Breite des Flurs von sortiertem und aufgeschichtetem Bauschutt eingenommen: zerbrochenen Zementblöcken, verbogenen Putzträgern, stählernen Türrahmen, die ineinander verknotet waren wie Taue.
    Victor hatte diese Trümmer und diesen Bauschutt zur Seite räumen, aber nicht abtransportieren lassen, um eine dauerhafte Erinnerung daran vor Augen zu haben, dass selbst ein Genie seines Formats sich gelegentlich mit seiner eigenen Klugheit schaden konnte. In jener Nacht wäre er hier unten beinah gestorben.
    Jetzt nahm er den Aufzug zum Erdgeschoss. Dorthin hatte er sein Zentrallabor verlegt, nachdem der undankbare Tumor zerstört worden war.
    In den Gängen herrschte Stille. Achtzig Angehörige der Neuen Rasse arbeiteten in diesem Betrieb, aber sie waren alle mit den Aufgaben beschäftigt, die ihnen zugeteilt worden waren. Sie vergeudeten ihre Zeit nicht darauf, um den Trinkwasserspender herumzustehen und zu plaudern.
    Sein riesiges Labor war mit phantastischen Maschinen eingerichtet, die nicht nur den
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