Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kreatur

Die Kreatur

Titel: Die Kreatur
Autoren: Dean Koontz
Vom Netzwerk:
Neuen Rasse konnte sie ihr Schmerzempfinden nach Belieben abstellen, doch im Schlafzimmer gestattete er ihr das nicht. Er lebte für die Macht. Für ihn war Sex nur in dem Ausmaß befriedigend, in dem er seine Partnerin verletzen und unterdrücken konnte.
    Sie nahm seine Schläge mit herrlicher erotischer Unterwürfigkeit entgegen. Ihre zahlreichen blauen Flecken und Hautabschürfungen waren für Victor der Beweis seiner Männlichkeit. Er war ein Hengst.
    Wie all seine Geschöpfe besaß auch sie die Physiologie eines Halbgotts. In nicht mehr als ein oder zwei Stunden würden ihre Wunden verheilen, und ihre physische Vollkommenheit würde wiederhergestellt sein.
    Nachdem er sich verausgabt hatte, ließ er sie schluchzend im Bett liegen. Sie weinte nicht nur wegen der Schmerzen, sondern auch vor Scham.

    Seine Frau war die einzige Angehörige der Neuen Rasse, in deren Entwurf Schamgefühle angelegt waren. Erst ihre Demütigung machte seine Befriedigung vollkommen.
    Er duschte mit viel heißem Wasser und einer Seife, die nach Verbenen duftete und in Paris hergestellt worden war. Wenn er bei der Entsorgung toter Mütter und Ehefrauen sparte, konnte er sich doch wohl den einen oder anderen kleinen Luxus gönnen.

3
    Da sie letzte Nacht den Fall eines Serienmörders abgeschlossen hatte – mitsamt der üblichen Hetzjagd, der obligatorischen Kletterpartie und einer wüsten Schießerei, wobei sich der Täter ausgerechnet als Police Detective aus ihrer eigenen Abteilung erwies –, war Carson erst um sieben Uhr morgens ins Bett gekommen.
    Vier Stunden total kaputt in den Federn und eine schnelle Dusche: darauf dürfte sich die maximale Ausfallzeit beschränken, die sie in absehbarer Zukunft zu erwarten hatte. Zum Glück war sie restlos erschlagen gewesen, zu erledigt, um zu träumen.
    Als Detective war sie es gewohnt, immer dann, wenn eine Ermittlung sich dem Kulminationspunkt näherte, Überstunden zu machen, aber bei ihrem derzeitigen Fall handelte es sich nicht um einen typischen Mordfall. Vielleicht stand diesmal der Weltuntergang bevor.
    Das Ende der Welt hatte sie bisher noch nie mitgemacht. Daher wusste sie nicht genau, was sie zu erwarten hatte.
    Michael Maddison, ihr Partner, stand schon auf dem Bürgersteig, als sie um zwölf Uhr mittags in der Limousine, einem
Zivilfahrzeug der Polizei, vor seinem Wohnblock am Randstein anhielt.
    Er bewohnte ein gesichtsloses Apartment in einem unauffälligen Gebäude, Teil eines Straßenzugs ohne jedes besondere Merkmal, gleich um die Ecke vom Veterans Boulevard. Er sagte, seine Bude sei »sehr Zen«, und behauptete außerdem, nach einem Tag im ewig währenden Karneval von New Orleans bräuchte er einen minimalistischen Zufluchtsort.
    Für die Apokalypse hatte er sich so angezogen wie sonst auch jeden Tag. Hawaiihemd, Khakihose, sportliche Jacke.
    Nur was die Fußbekleidung betraf, hatte er ein Zugeständnis an den Jüngsten Tag gemacht. Anstelle der üblichen schwarzen Rockport-Freizeitschuhe trug er weiße. Sie waren sogar so weiß, dass sie zu leuchten schienen.
    Mit seinen verschlafenen Augen sah er noch mehr zum Anbeißen aus als sonst. Carson bemühte sich, es nicht zu bemerken.
    Sie waren schließlich Partner, kein Liebespaar. Falls sie versuchen sollten, beides zu werden, würden sie das eher früher als später mit dem Leben bezahlen. Bei der Polizeiarbeit verträgt sich das gemeinsame Austeilen von Arschtritten nicht damit, dass man sich gegenseitig neckisch in den Hintern kneift.
    Nachdem er eingestiegen war und die Wagentür zugezogen hatte, sagte Michael: »Hast du in der letzten Zeit irgendwelche Monster gesehen?«
    »Heute Morgen im Spiegel«, sagte sie und fuhr schleunigst vom Randstein los.
    »Du siehst toll aus. Wirklich. Du siehst nicht halb so miserabel aus, wie ich mich fühle.«
    »Weißt du, wie lange es her ist, seit ich das letzte Mal beim Friseur war?«
    » Du nimmst dir die Zeit, zum Friseur zu gehen? Und ich dachte immer, du zündest deine Haare ab und zu mal an und brennst sie ab.«

    »Hübsche Schuhe.«
    »Auf dem Karton stand, dass sie die in China herstellen. Oder vielleicht war es auch Thailand. Heutzutage wird alles woanders angefertigt.«
    »Nicht alles. Was glaubst du denn, wo Harker angefertigt worden ist?«
    Detective Jonathan Harker hatte sich als der Serienmörder entpuppt, dem die Medien den Spitznamen »der Chirurg« gegeben hatten, aber als ob das nicht schon reichte, hatte sich auch noch herausgestellt, dass er kein Mensch war. Weder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher