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Die Kreatur

Die Kreatur

Titel: Die Kreatur
Autoren: Dean Koontz
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ihn aus. Während der Arbeitszeit wusste er immer, womit er die Stunden ausfüllen konnte.

    Das Einzige, was er im Leben kannte außer Arbeit und Freizeit, waren gelegentliche Ausfälle, ein Phänomen, das erst in der jüngsten Zeit aufgetreten war. Ab und zu kam er zu sich, als hätte er im Stehen geschlafen, und fand sich an seltsamen Orten wieder, ohne jede Erinnerung daran, wie er dorthin gelangt war oder was er gerade getan hatte.
    Daher versuchte er, überwiegend zu arbeiten, und sei es nur, dass er da, wo er gerade erst vor einer Stunde sauber gemacht hatte, wieder putzte, um sich die Zeit zu vertreiben.
    Heute Abend, als er den Fußboden um den Schreibtisch seines Schöpfers herum nass wischte, hellte sich der dunkle Bildschirm des Computers plötzlich auf. Annunciatas Gesicht erschien auf dem Monitor.
    »Mr Helios, Helios, Werner hat mich gebeten, Ihnen auszurichten, dass er sich im Zimmer von Randal sechs aufhält und dass er explodiert, explodiert.«
    Lester warf einen Blick auf das Gesicht auf dem Bildschirm. Er wusste nicht, was er sagen sollte, und daher wischte er weiter den Boden auf.
    »Mr Helios, Sir, Werner möchte die Dringlichkeit, Dringlichkeit, Dringlichkeit der Situation betonen.«
    Das klang gar nicht gut, aber es ging Lester nichts an.
    »Mr Helios, ein Alpha erbittet dringend, dringend ein Treffen mit Ihnen.«
    Lester, der zunehmend nervöser wurde, sagte: »Mr Helios ist nicht hier.«
    »Mr Helios. Ich habe Kenntnis davon erlangt, dass Werner, dass Werner, dass Werner im Isolierraum Nummer zwei eingesperrt ist.«
    »Sie werden sich später noch mal melden müssen«, sagte Lester.
    »Anweisungen?«, fragte Annunciata.
    »Was?«
    »Könnte ich bitte Anweisungen erhalten, Sir?«

    »Ich bin doch nur Lester«, sagte er zu ihr. »Ich erteile keine Anweisungen, ich nehme sie entgegen.«
    »Im Zentrallabor ist Kaffee verschüttet worden.«
    Lester sah sich besorgt um. »Wo? Ich sehe nirgends Kaffeeflecken. «
    »Kaffee explodiert, explodiert im Zentrallabor.«
    Die Maschinen surrten und gluckerten wie immer. Bunte Gase und Flüssigkeiten sprudelten und schimmerten in Glaskolben und Glasröhrchen wie sonst auch. Nichts explodierte.
    »Annunciata«, sagte Annunciata streng, »jetzt wollen wir doch mal sehen, ob du überhaupt noch zu etwas taugst.«
    »Nichts explodiert«, beteuerte ihr Lester.
    Annunciata sagte: »Werner ist Kaffee im Isolierraum Nummer zwei. Analysiere deine Systeme, Annunciata, analysiere, analysiere.«
    »Ich kann Ihnen absolut nicht folgen«, sagte Lester zu ihr. »Sie machen mich nervös.«
    »Guten Morgen, Mr Helios. Helios.«
    »Ich werde jetzt drüben am anderen Ende des Labors putzen«, stellte Lester klar.
    »Werner ist eingesperrt, eingesperrt, eingesperrt. Analysiere. Sehen, ob du überhaupt noch zu etwas taugst.«

76
    Carson hielt Vickys Honda am Straßenrand vor dem Gebäude an, in dem Michael seine Wohnung hatte. Sie zog die Handbremse nicht an und schaltete auch nicht den Motor aus.
    Eine Minute lang blieben sie dort sitzen und starrten das Haus an. Es war ein nichtssagender Wohnblock, der in keiner Weise bedrohlich wirkte, ein Stockwerk über dem anderen. Es
war ein Gebäude, das einen dicken, dummen und zufriedenen Eindruck machte und bei dem niemand zu befürchten brauchte, dass ihm dort erbarmungslose Fleischmaschinen auflauerten, um ihn zu töten.
    »Nach Hause führt … wie geht das schnell noch mal weiter? «, fragte Michael.
    »Kein Weg zurück.«
    »Genau. Das ist es. Es führt kein Weg zurück.«
    »Thomas Wolfe«, sagte sie.
    »Wer auch immer. Die Vibes, die mir entgegenschlagen, sagen ganz eindeutig, dass kein Weg zurückführt.«
    »Ich empfange dieselben Vibes.«
    »Jetzt bin ich richtig froh, dass ich heute Morgen meine neuen weißen Schuhe angezogen habe. Mir wäre nicht wohl dabei zumute gewesen, wenn ich sie nie getragen hätte.«
    »Das sind echt coole Schuhe«, sagte Carson, als sie vom Randstein losfuhr. »Du wusstest schon immer, wie man sich anzieht.«
    »Echt wahr?«
    »Immer.«
    »Das freut mich. Nett von dir, dass du das sagst. Tut mir übrigens leid wegen vorhin, als ich gesagt habe, du kämest mir auf die weibliche Tour.«
    »Schwamm drüber.«
    »Hast du Hunger?«
    »Von dem Red Bull hab’ ich ganz schön Appetit gekriegt.«
    »Ich habe einen Bärenhunger, gerade richtig für eine Henkersmahlzeit. Vor dem elektrischen Stuhl noch mal schnell alles in sich reinschlingen. Ich bin total ausgehungert.«
    »Sollen wir uns Krabbensandwichs
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