Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
Khamudi blieb stehen.
    »Wir können uns auf keinen unserer Verbündeten wirklich verlassen. Ich rechne auf dich, mein treuer und hilfreicher Freund. Wir müssen in unserem eigenen Haus Ordnung schaffen.«
    »Rechnet jederzeit mit mir, Herr!«
    »Jedes Mittel ist recht … Verstehst du, ich sagte; jedes. Um was es sich auch immer handelt, ich werde deine Vorgehensweise gutheißen. Nur das Ergebnis zählt: Ich wünsche keinen einzigen Misston mehr in der Koalition der Hyksos.«
    Khamudi erfüllten diese Worte mit Befriedigung. All die, die es gewagt hatten, ihn zu kritisieren, und sei es nur in Gedanken, waren zum Tode verurteilt.
    »Es bleibt uns noch ein schönes Stück Arbeit, um alle Spuren des überkommenen Reichs der Pharaonen auszulöschen«, fuhr Apophis fort. »Es darf nicht die geringste Hoffnung der Rückkehr zum Alten mehr geben, die neue Ordnung der Hyksos muss total und allumfassend sein.«
    »Also muss Theben verschwinden!«
    »Selbstverständlich. Doch vorher muss es mir und meinen Plänen dienen, ohne selbst etwas davon zu merken. Der Schlüssel zum totalen Sieg ist die Kollaboration. Verräter haben uns geholfen, als wir Ägypten einnahmen, andere Verräter werden uns helfen, das Land endgültig zu unterwerfen. Lassen wir die letzten Patrioten glauben, dass Theben ihre Hoffnung darstellt, während wir dafür sorgen, dass der Wurm in ihre süße Frucht kommt und ihnen den Geschmack daran gründlich verdirbt.«
    »Die Bauern …«
    »Wenn sie die Freiheit wittern, und sei sie noch so weit entfernt, werden sie mit erneuerten Kräften an die Arbeit gehen, ohne zu ahnen, dass den Aufständischen nicht ein einziges Weizenkorn bleiben wird. Jetzt kannst du beweisen, wie gut du dich auf die Kunst der Lüge verstehst, mein lieber Freund; organisiere falsche Netze des Widerstands, verhafte ein paar Leute von ihnen, damit sie keinen Verdacht schöpfen, und entfache den Arbeitseifer der Mistbauern!«
    »Ich werde aber nicht umhin können, einige unserer eigenen Leute mundtot zu machen …«
    »Such dir vor allem Kanaanäer dazu aus, sie sind ein bisschen zu feurig für meinen Geschmack.«
    »Wie Ihr befehlt, Herr.«
    »Khamudi …«
    Der Ton seines Vorgesetzten ließ den obersten Aufseher erschauern.
    »… Du bist der Einzige, der meine wahren Absichten kennt. Vergiss das nicht.«
    »Herr, ich werde versuchen, mich dieser großen Ehre würdig zu erweisen.«

3
    T eti die Kleine war fast wahnsinnig vor Sorge, aber sie konnte es nicht länger leugnen: Ihre Tochter Ahotep war schlicht und einfach verschwunden. Das wilde Mädchen fand sich weder in ihrem Zimmer, wo sie manchmal lange Nachmittage damit zugebracht hatte, Papyri aus der glorreichen Epoche des Mittleren Reichs zu lesen, noch im Garten, wo sie so gern mit ihrem großen Hund gespielt hatte, einem echten Raubtier, das nur der jungen Frau gehorchte. Wenn sie nicht da war, banden die Wachen das Furcht erweckende Tier an den Stamm einer Sykomore.
    »Aber du, Qaris, du musst doch wissen, wohin sie gegangen ist!«
    Qaris war die Sanftmut in Person, ein wenig dick, mit vollen, blühenden Wangen und schweigsam, auch wenn alles um ihn herum sich in heller Aufregung befand. Seine schwierige, wenn nicht unmögliche Aufgabe bestand darin, im rasch verfallenden königlichen Palast von Theben einen letzten Rest von Sicherheit und Ordnung aufrechtzuerhalten.
    »Leider weiß ich es auch nicht, Majestät.«
    »Ich bin überzeugt davon, dass sie dir irgendetwas gesagt hat, du willst sie nur nicht verraten.«
    »Ich weiß wirklich nichts, Majestät. Die Ordnungshüter sind schon alarmiert worden.«
    »Die Ordnungshüter … Ein paar Angsthasen, die sich in die Hosen machen, bevor die Hyksos überhaupt zu sehen sind!«
    Der Haushofmeister konnte der Königin nicht widersprechen. »Ich habe auch das Heer davon in Kenntnis gesetzt …«
    Teti die Kleine seufzte. »Gibt es noch ein Heer?«
    »Majestät …«
    »Befasse dich lieber mit dem Frühstück, Qaris; wir wollen doch so tun, als lebten wir an einem ganz normalen königlichen Hof.«
    Mit eingezogenen Schultern ging der Haushofmeister davon, um sich seinen eigentlichen Aufgaben zu widmen. Seit langem unternahm er keine Versuche mehr, die Königin mit guten Worten zu trösten, weil er selbst an diese guten Worte nicht mehr glauben konnte.
    Ermattet begab sich die Königin in den Thronsaal, den man vor vierzig Jahren in aller Eile eingerichtet hatte, als der Hof sich aus der Gegend um Memphis zurückgezogen und in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher