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Die Koenigin der Wolle

Die Koenigin der Wolle

Titel: Die Koenigin der Wolle
Autoren: Susanne Nitzsche
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wieder gefangen hatte, stellte er endlich seine Frage.
    „Wie kommen Sie zu einer so großen Menge Wolle?”
    „Ganz einfach. Ich habe ein kleines Geschäft für Handarbeitswaren in Reading und war hier auf einer Messe. Bei einigen Wollangeboten konnte ich mich einfach nicht zurückhalten. Als ich hier ankam, konnte ich mein Gepäck nicht mehr aufgeben, weil schon alles dicht war. Deshalb sitze ich hier umringt von meinen Schätzen und vertreibe mir die Zeit mit einem halbfertigen Socken und Ihnen.”
    „Sollte es mir zu denken geben, dass der halbfertige Strumpf in Ihrer Aufzählung noch vor mir kommt?” Alexander lächelte. Innerlich fluchte er jedoch schon wieder über sich. Was hatte diese Frau an sich, dass jeder Satz, den er sagte, selbstgefällig und arrogant klang? Ganz nebenbei hatte er bemerkt, dass er versuchte, mit ihr zu flirten. Sehr ungelenk und weit entfernt von Erfolg, aber er flirtete.
    Rosalind lachte kurz auf. „Doch, sollte es vermutlich. Es könnte Ihnen zeigen, dass Sie es mit einer sehr unhöflichen Person zu tun haben, die die Gesellschaft eines netten Mannes nicht richtig zu würdigen weiß. Also, Entschuldigung - Ihre Gesellschaft ist wesentlich aufregender als die des Wollknäuels hier.” Sie schenkte ihm ein weiteres entwaffnendes Strahlen.
    Wie dumm. Wie unsagbar dumm! Rose war sauer auf sich. Da befand sich einmal ein wirklich toller Mann in ihrer Nähe, der nicht nach fünf Minuten das Weite suchte, und was tat sie? Sie beleidigte ihn, indem sie ihn geringer schätzte als einen Berg Wolle. Okay, feinste Alpakawolle, aber trotzdem. Sie sollte einfach ihn erzählen lassen, das war die beste Lösung. Zum Einen würde sie selbst sich dann nicht weiter um Kopf und Kragen reden. Zum anderen hatte Mr Sterling eine derart fesselnde Stimme, dass sie ihm stundenlang hätte zuhören können. Die wenigen Sätze, die er gesagt hatte, hatten einen samtweichen Bariton zum Vorschein gebracht, der so warm und erotisch klang, dass er ihr Gänsehaut verursachte.
    „Können Sie mir eine Frage beantworten?”
    „Sicher.” Er war gespannt, denn eine Standardfrage war von dieser Frau nicht zu erwarten.
    „Wieso kommen in Ihren Büchern keine Frauen vor? Ihr Detektiv ist durch und durch Gentleman, soviel ist mir klar. Aber warum schließt das aus, dass ab und zu mal eine Frau kennen lernt?” Rosalind war klar, dass diese Frage weder sonderlich clever noch sonderlich sensibel war, aber sie würde den berühmten Mr Sterling hoffentlich zum Reden bringen.
    „Eine gute Frage”, entgegnete der Autor nachdenklich. Es stimmte, in keinem seiner bislang fünfzehn Romane hatte sich sein Held, der ehrenwerte Basil St. John, jemals mit einer Frau eingelassen.
    „Ich schätze, es hat sich einfach nie so ergeben. Ich hatte die Geschichten im Kopf, komplett mit allem Drum und Dran, und habe sie zu Papier gebracht. Dass Frauen dabei bisher nie eine Rolle gespielt haben, ist mir nie wirklich aufgefallen. Es scheint sich auch niemand daran zu stören.”
    „Aber er ist nicht schwul, Ihr Basil St. John?”, hakte Rose nach.
    „Nein, das nicht. Aber sehr auf seine Fälle konzentriert.”
    Sie zuckte mit den Schultern. „Sie sollten aber mal über das weibliche Element nachdenken. Immerhin, sogar Sherlock Holmes hatte Irene Adler.”
    Sterling lachte. „Zur Kenntnis genommen. Ich werde mir über die Frauen Gedanken machen.”
     „Und”, fuhr Rosalind unvermittelt fort, „Sie sollten sich überlegen, Hörbücher aus Ihren Büchern zu machen. Zusätzlich, meine ich. Der Markt boomt, und mit Ihrer Stimme würden Ihnen die Frauen massenweise das Geld hinterherwerfen.”
    Alexander nickte stumm. Mit ihrer Anregung hatte Miss Rosalind Fielding es gleichzeitig geschafft, ihm ein großes Kompliment zu machen. Auf eine ganz und gar außergewöhnliche Art.
    „Kann man von Wolle überhaupt leben?”, wollte er wissen, um von sich abzulenken.
    „Oh ja, auch dieser Markt boomt wieder. Die älteren Damen haben nie damit aufgehört, zu stricken, zu häkeln und zu nähen. Seitdem die Frauen in Hollywood Handarbeiten zum  neuen It-Hobby erkoren haben, wollen auch immer mehr junge Frauen und Mädchen wieder lernen, wie man mit Nadeln und Faden umgeht.” Rose schaute auf Alexanders Hände, die locker gefaltet in seinem Schoß lagen. „Sogar Ihnen könnte man das noch beibringen. Ihre Hände sehen geschmeidig und beweglich aus. Mittlere Nadelstärke, würde ich sagen. Zumindest für den Anfang.”
    „Danke, ein anderes
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