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Die Koenigin der Wolle

Die Koenigin der Wolle

Titel: Die Koenigin der Wolle
Autoren: Susanne Nitzsche
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blieb von ihrem Festmahl nur das Wechselgeld auf dem Tütenboden übrig.
    Nach Beendigung des äußerst ausgewogenen Frühstücks drehten beide wieder ihre Runde zu John Wayne und seiner kleinen Freundin an der Nachbartür. Sterling wurde dort zwar den Kaffeegeschmack los, konnte aber nichts gegen die silbergrauen Stoppeln in seinem Gesicht unternehmen. Mit etwas Wohlwollen konnte man den Anblick als verwegen bezeichnen. Ohne dieses Wohlwollen blieb nur die Bezeichnung ‘ungepflegt’ übrig, dachte er genervt. Immerhin, Miss Fielding schien sich nicht daran gestört zu haben. Weil sie die einzige in diesem riesigen Gebäude war, deren Meinung für ihn zählte, hakte er das Thema ab.
     
    Da ihre gemeinsame Zeit begrenzt sein würde, zog Rosalind es vor, Alexander reden zu lassen und packte ihre Stricknadeln samt Wolle weg. Er gab ihr stattdessen einen äußerst humorvollen Einblick in das Leben eines erfolgreichen Autors und bewies großes komödiantisches Talent dabei, ihr mit verstellter Stimme zu schildern, wie Buchpräsentationen und andere PR-Termine abliefen. Zweifelsohne war ein großartiger Schauspieler an ihm verloren gegangen. Während er die verschiedenen Menschen imitierte, die zu seinem Alltag gehörten, saß sie vor ihm, beobachtete seine Darbietung und wurde dabei von Lachkrämpfen geschüttelt. Es war schwer für Rose, sich zu entscheiden, worauf sie bei Alexander mehr achten sollte - die verführerische Stimme oder seine Hände, die seine Worte mit ausschweifenden Gesten untermalten.
     
    Am späten Nachmittag kam endlich Bewegung in die wartenden Fluggäste und die Angestellten. Nachdem um sie herum schon alle von einer gewissen Geschäftigkeit erfasst worden waren, kam eine der Damen in Uniform auch zu ihnen geeilt, um mitzuteilen, dass der Betrieb wieder aufgenommen würde. Auf Sterlings Frage hin bestätigte sie, dass auch die Flüge nach London wieder stattfinden würden. Alles wäre bereit zum Check-In.
    „Okay. Wer hätte das gedacht? Nach nicht einmal dreißig Stunden.” Rose packte ihre Taschen, behielt jedoch den fertig gestrickten Socken in ihrer Hand. „Mr Sterling, dürfte ich Sie um einen Gefallen bitten?”
    Die Frage kam unvermittelt und ließ Alexander innehalten. Hoffentlich fragte sie nicht nach einem Autogramm. Das wäre banal und lächerlich.
    „Selbstverständlich, Miss Fielding.”
    „Darf ich ein Foto von Ihnen machen? Ohne eine Erinnerung an diesen Aufenthalt denke ich sonst, ich hätte das alles nur geträumt.”
    „Sicher. Kein Problem.” Während er ihr dabei zusah, wie sie ihr Handy in ihrer Handtasche suchte, fiel ihm ein, dass dieser Gedanke gar nicht schlecht war. Auf diese Weise würde er zu einem Erinnerungsfoto dieser kleinen Elfe kommen. „Wenn ich im Gegenzug auch ein Bild von Ihnen machen dürfte? Ich könnte dieses Erlebnis sonst auch für einen Traum halten.”
    „Aber immer doch.” Rose hielt ihr Handy in die Höhe und drückte auf die Auslöser-Taste. „Wunderbar. Der echte und einzig wahre Alexander Sterling.”
    Er schoss auf die gleiche Weise ein Foto von ihr und lächelte zufrieden, als er das Resultat sah.
    „Die Königin der Wolle. Sehr schön.”
    „Wissen Sie, wie man mit einem Dampfbügeleisen umgeht, Mr Sterling?” wollte Rose daraufhin wieder unvermittelt und mit einem breiten Grinsen im Gesicht wissen.
    „Ja. Warum?”
    „Weil Sie dann dieser Socke zu ihrer endgültigen Größe und Schönheit verhelfen können. Liebevoll und zärtlich überdämpfen, nicht zu heiß, sonst bleibt die Wolle an der Sohle kleben und schnurrt zusammen.” Sie überreichte ihm den grauen Strumpf. „Nicht vergessen - immer ganz liebevoll damit umgehen. Man muss nett zu den Sachen sein, die einem gehören.”
    Alexander betrachtete die Socke. „Danke, aber eigentlich habe ich zwei Füße.”
    „Ich weiß. Das ist schließlich auch gut und richtig so. Die Natur wird sich schon was dabei gedacht haben. Machen Sie sich keinen Kopf um seinen Kumpel. Der wird seinen Weg zu Ihnen finden, sobald er mir von der Nadel gesprungen ist.” Sie lächelte wieder und wandte sich zum Gehen.
    Alexander folgte ihr. Die ganze Zeit am Schalter der Fluggesellschaft und bei der Gepäckaufgabe stand er hinter ihr und versuchte, sich jede Einzelheit ihres Körpers einzuprägen. Als ihr Flug endlich aufgerufen wurde und sie sich trennen mussten, weil sie in verschiedenen Flugklassen reisen würden, umarmte er sie zum Abschied.
    „From the east to western Ind , No jewel is
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