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Die Koenigin der Wolle

Die Koenigin der Wolle

Titel: Die Koenigin der Wolle
Autoren: Susanne Nitzsche
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junge Frau stand. Bevor sich seine Gedanken vollends überschlugen, fischte er in seiner Tasche nach seinem Mobiltelefon und wählte die Nummer seiner Agentin.
    „Alex, wo bist du? Ich hatte dich schon gestern Abend zurück erwartet.” Ihre Stimme klang wie  immer etwas vorwurfsvoll und gehetzt.
    „Dir auch einen schönen guten Morgen, Lydia”, begrüßte er sie. „Ich stecke hier in Marseille auf dem Flughafen fest. Kann noch eine Weile dauern, bis wieder Flüge nach London gehen. Außerdem soll Heathrow völlig vereist sein.”
    Lydia am anderen Ende der Leitung wunderte sich. Alexander Sterling, immer auf Pünktlichkeit und Ordnung bedacht, notorisch ungeduldig und schnell aufbrausend, war plötzlich fröhlich und unbesorgt, obwohl er seit Stunden zum Warten am Flughafen verdammt war? Da konnte etwas nicht stimmen.
    „Weshalb ich eigentlich anrufe, ist Folgendes: Kannst du den Abgabetermin für mein neues Buch noch um vier Wochen ‘rausschieben? Ich habe da ein paar Ideen für Änderungen, die ich unbedingt noch einbauen will. Wenn ich mich reinhänge, dürfte es nicht länger als diesen einen zusätzlichen Monat dauern.”
    „Äh, klar, sicher doch. Dürfte kein Problem sein, Alex.” Nun war sie vollkommen verwirrt. Wieso klang er so aufgekratzt? Seit Jahren lieferte er mit schöner Routine einen Krimi nach dem anderen ab, ohne dabei jemals in diese fiebrige Aufregung verfallen zu sein. Lydia wollte der Sache auf den Grund gehen, kam aber nicht mehr dazu.
    „Wunderbar! Wir sehen uns. Bye, Lydia.” Sofort nach seiner Verabschiedung beendete Alexander das Gespräch, um sich wieder Rosalind und seinen Gedanken zuzuwenden. Im Handumdrehen wusste er, wie die geheimnisumwitterte Schönheit in das Leben seines Detektivs treten würde, wie St. John sie verführen würde und welche Rolle sie im eigentlichen Krimiplot spielen würde. Er konnte die Bilder vor seinem inneren Auge vorbeiziehen sehen und wurde rastlos. Sobald er im Flugzeug saß, würde er damit anfangen, die Änderungen festzuhalten.
     
    Erst kurz nach neun Uhr erfreute Rosalind Fielding den Autor wieder mit ihrer Aufmerksamkeit. Sie drehte sich von der Seite auf den Rücken, rieb sich die Augen und kicherte belustigt.
    „Hey, Mr Sterling. Ich dachte schon, ich hätte diese bizarre Situation und Ihre Anwesenheit nur geträumt. In gewisser Weise beruhigt es mich, dass Sie noch hier neben mir sitzen. Gibt’s irgendwelche Neuigkeiten vom Flughafenpersonal?”
    Alexander stutzte kurz. Sollte das heißen, sie hatte von ihm geträumt? Wie schmeichelhaft.
    „Nein. Von denen hat sich hier seit gestern keiner mehr blicken lassen. Ist wahrscheinlich auch besser für die Damen, wenn man sich die Gesichter so ansieht, die einige Wartende ziehen. Haben Sie gut geschlafen?”
    Sie nickte. „Überraschend gut. Das Kissen hat nach Ihnen gerochen. War irgendwie sexier als mein üblicher Lavendelduft.”
    „Oh, ich...” Er hielt inne. Was sollte man darauf erwidern? „Schön.” Eine selten blöde Antwort! Alexander gab sich innerlich geschlagen. Den entwaffnend ehrlichen Aussagen dieser Frau hatte er nichts entgegenzusetzen. Sie schaffte es immer wieder spielend leicht, ihn, einen reifen Mann Mitte fünfzig, wie einen Schuljungen erröten zu lassen.
    „Wie wäre es mit einer weiteren ausgewogenen Mahlzeit?” fragte Rose, ohne auf eine sinnvolle Antwort auf ihre Bemerkung zu warten.
    „Das wäre wunderbar. Diesmal zahle aber ich”, erklärte Sterling eifrig. Seine Erleichterung über den Themenwechsel stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Er kramte in seinem Geldbeutel nach den Euroscheinen, die er von seinem Aufenthalt übrig behalten hatte und streckte sie ihr entgegen.
    „Okay, mein Herr. Frühstück kommt sofort.” Rose richtete sich schwungvoll auf und eilte davon.
     
    Als sie mit einer weiteren, gut gefüllten, Plastiktüte zurückkam, sah sie schon aus einigen Metern Entfernung, dass Alexander Sterling etwas abseits ihres Lagerplatzes neben zwei mittelalten Frauen stand, die aufgeregt auf ihn einredeten. Fans? Sein Gesicht verriet blankes Unbehagen. Wenn sie sich nicht irrte, versuchte er sogar, ihr Zeichen zu geben. Er wollte gerettet werden. Nichts leichter als das. Sie schlich zu den Plastikstühlen und legte die Tüte ab. Dann schlenderte sie gelassen zu ihrem berühmten Bekannten, schlang ihm einen Arm um die Hüfte und strahlte ihn an.
    „Hi, Darling. Hast du dir in meiner Abwesenheit zwei neue Freundinnen gesucht?”
    Alexanders
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