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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal
Autoren: Christa S. Lotz
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Elisabeth den Wirt, nachdem sie beide genüsslich ihr Mahl beendet hatten.
    »Zwei Gulden«, meinte der Mann. Er musterte erst sie, dann Agnes. »Woher kommt Ihr und wohin wollt Ihr, wenn ich fragen darf?«
    »Wir kommen aus Calw«, übernahm Agnes das Wort. »Da haben Jan van Werths Soldaten die Stadt verwüstet, und wir mussten fliehen.«
    »Habt Ihr denn eine Bleibe?«, wollte der Mann wissen.
    »Nein«, sagte Elisabeth. »Was verlangt Ihr für ein Bett?«
    »Wieso ein Bett?«, fuhr Agnes auf. »Zwei Betten brauchen wir!«
    »Wenn wir im Überfluss leben, ist unser Geld bald aufgebraucht«, sagte Elisabeth leise zu ihr, damit es nicht alle hören konnten.
    »Drei Gulden« antwortete der Wirt.
    »Wir haben gehört, dass Ihr jemanden für die Küche sucht«, fuhr Elisabeth vorsichtig fort.
    »Ja, schon, aber so heruntergekommen, wie Ihr ausseht, kann ich Euch nicht in meine Dienste nehmen.«
    »Wir werden uns etwas besorgen«, sagte sie. »Wartet Ihr auf uns, gebt Ihr die Stelle keinem anderen?«
    »Ja, aber lasst mich nicht zu lange warten!«
    Sie gingen noch einmal zum Markt zurück. Einzelne Händler räumten schon ihre Waren zusammen. Zwei alte, zahnlose Frauen saßen auf Schemeln und hatten vor sich Stoffe mit buntenRändern ausgebreitet, an einer Stange hingen Kleider mit Spitzenkragen sowie Mäntel und Umhänge. In einem Korb ringelten sich gestrickte Strümpfe, wollene Hauben und Röcke. Elisabeth erstand ein Wollkleid für sich, dann hatte sie wenigstens eines zum Wechseln, für Agnes eines aus Leinen mit Taftkragen, dazu Rindslederstiefel als Ersatz für das zerrissene Schuhzeug. Ihr Geldbeutel war sehr viel leichter, als sie zur Herberge zurückgingen. Sie kamen wieder an den Badehäusern vorbei.
    »Wir sind so schmutzig, dass wir uns eigentlich nirgends sehen lassen können«, sagte Elisabeth zu Agnes. »Wir müssen baden.«
    Agnes’ Gesicht hellte sich auf.
    »Mit Rosenöl? Und bekomme ich auch eine Handpflege?«
    »Nein, wir baden nur«, entschied Elisabeth, »damit wir besser riechen.«
    Die beiden Frauen gingen zu einem der Badehäuser hinüber, die aus rötlichem Sandstein erbaut waren und kleine Fensteröffnungen hatten. Im Inneren war das Fachwerk freigelegt worden. Eine zierliche blonde Bademagd führte sie in einen Raum, in dem zwei hölzerne Zuber standen, half ihnen beim Entkleiden und hüllte sie in Leinenhandtücher.
    »Das alte Zeug gebe ich zum Waschen und Flicken«, sagte sie und verschwand. Wenig später brachte eine weitere Magd zwei Ledereimer mit heißem Thermalwasser, das sie in die Zuber schüttete. Das wiederholte sich einige Male. Sie goss jeweils etwas Rosenöl hinein.
    »Nun überlasse ich Euch dem Vergnügen«, sagte sie und wandte sich zum Gehen.
    Die beiden stiegen ins heiße Wasser. Da, wo der Söldner mit seiner Pike zugestochen hatte und wo Dornen und spitze Steine sie verletzt hatten, spürte Elisabeth ein Brennen. Aber bald breitete sich ein wohliges Gefühl in ihrem Körper aus. Über ihr spannte sich eine Gewölbedecke.
    »Ach, ist das gut«, rief Agnes und ließ sich in den Zuber gleiten. Ihr schmaler Körper war noch nicht voll entwickelt, der Busen war klein und spitz. Mit ihren achtzehn Jahren wirkte Elisabeth schon wesentlich fraulicher, wenn sie auch in den letzten Tagen an Gewicht verloren hatte. Durch die schmalen Fenster fiel goldenes Licht. Elisabeth wusch ihr langes, dunkelblondes Haar mit Seife, rubbelte ihren Körper mit einem Schwamm und lag eine Weile sinnend in der Wanne. Auch Agnes schien das Bad zu genießen, denn immer wieder hörte Elisabeth wohlige Laute aus ihrer Richtung. Elisabeth musste, wie so oft in den letzten Tagen, an den Musketier denken, der sie unter Gefahr für sein eigenes Leben zur Stadtmauer in Calw geführt hatte. Wie war es ihm seitdem ergangen? Ob er sie schon vergessen hatte? Die Magd kam noch einmal, um heißes Wasser nachzugießen und ihnen die Nägel mit einer Sandelholzfeile zu reinigen. Nach einer weiteren halben Stunde stieg Elisabeth aus der Wanne, trocknete sich ab und schlüpfte in die frischen Kleider. Agnes machte keine Anstalten aufzustehen.
    »Komm, wir müssen zurück in die Wirtschaft«, sagte Elisabeth. Endlich stieg Agnes aus dem Kübel, trocknete sich ab und legte das neue Kleid an. Die alten Kleider bekamen sie noch feucht mit auf den Weg. Elisabeth zahlte. Draußen war es inzwischen dunkel und entsprechend kalt. Im »Roten Ochsen« hatten sich einige Adlige eingefunden. Ihre scharlachroten Röcke waren mit
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