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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin
Autoren: Iris Johansen
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Parkplatz nahmen. »Glauben Sie wirklich, Ihr Spezialist kann ihm helfen?«
    »Das werden wir sehen. Auf jeden Fall ist Harleys Erfolgsquote außergewöhnlich hoch.« Sie nahm auf dem Beifahrersitz von Eves SUV Platz. »Es fängt an zu regnen. Verdammt, das hat der Polizei auf der Insel jetzt gerade noch gefehlt.«
    Eve setzte aus der Packlücke. Nach einer Weile fragte sie: »Hören Sie immer noch Stimmen?«
    »Nein.« Megan betrachtete die fetten Regentropfen, die gegen die Windschutzscheibe prasselten. »Ich bin zu weit weg. Wenn ich mich für sie öffnen würde, könnte ich sie vielleicht hören. Normalerweise würde ich sagen, dass ich frei bin, aber diesmal war es anders.«
    »Das haben Sie vorhin schon mal gesagt. Inwiefern war es anders?«
    »Ich habe sie mitgenommen«, sagte sie. »Deshalb konnte ich auch nicht aufwachen. Sie waren in mir und haben mich mit ihrer Traurigkeit beinahe zerrissen. Beim letzten Mal habe ich während meiner Bewusstlosigkeit überhaupt nichts gefühlt. Diesmal waren sie alle noch da.« Sie schüttelte den Kopf. »Wie gesagt, ich kann mich in Sie und in all die anderen Eltern hineinversetzen, die ihre Kinder verloren haben, weil ich mittlerweile das Gefühl habe, ich hätte sie auch verloren.«
    Eine Weile fuhren sie schweigend, bis Eve schließlich sagte: »Wenn Sie sich in mich hineinversetzen können, dann wissen Sie auch, was ich Sie gern fragen möchte. Darf ich jetzt?«
    »Sie wollen wissen, ob eine der Stimmen die von Bonnie war.« Megan seufzte. »Seit ich aufgewacht bin, denke ich über nichts anderes nach. Das war eine solche Kakophonie von Geräuschen, von Stimmen.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber ich kann mich nicht erinnern, und ich glaube, ich hätte Bonnie erkannt. Schließlich weiß ich, wie viel es Ihnen bedeutet, sie zu finden.«
    Eve war zutiefst enttäuscht. »Kistle hat gesagt, sie ist nicht auf dieser Insel begraben.«
    »Das ist bestimmt nicht alles, was dieser Dreckskerl von sich gegeben hat.«
    »Er hat etwas von … Alligatoren gesagt.«
    »Der Mann war ein Monstrum. Er hat sich das schlimmste Szenario ausgedacht, das ihm eingefallen ist, und hat es Ihnen hingeworfen.« Megan schüttelte den Kopf. »Wenn er sie dort getötet hätte, hätte ich ihre Stimme gehört, auch wenn er sie dort nicht begraben hätte.«
    »Sie glauben also, sie ist nicht dort.« Eve steuerte den Hotelparkplatz an und schaltete den Motor ab. »Ich habe ihm auf den Kopf zugesagt, dass er einen Mord für sich in Anspruch nimmt, den er nicht begangen hat. Es hat ihn wütend gemacht.« Sie befeuchtete ihre Lippen. »Ich habe ihn getötet, Megan. Ich hatte Angst, dass er sich irgendwie aus der Geschichte herauswinden und weitermorden würde. Ich habe drei Schüsse auf ihn abgegeben, um sicherzustellen, dass er wirklich tot ist.«
    »Gut. Ich weiß nicht, ob er Ihre Tochter getötet hat. Sie werden abwarten müssen, bis die Suche abgeschlossen ist. Ich weiß nur, dass er diese anderen armen Kinder auf dieser Insel getötet hat«, sagte Megan. »Und wenn ich dazu in der Lage gewesen wäre, hätte ich diesen Scheißkerl eigenhändig in die Hölle befördert.«
    Eve parkte so nah am Hotel wie möglich. »Sie werden noch ganz nass.« Sie rang sich ein Lächeln ab. »Phillip hat mir aufgetragen, auf Sie aufzupassen.«
    »Ein bisschen Regen tut mir nichts.« Megan machte keine Anstalten auszusteigen. Der Regen trommelte aufs Dach und umschloss sie wie ein Kokon. »Bitten Sie mich nie wieder, es zu tun, Eve.«
    »Das würde ich nicht«, antwortete Eve betroffen.
    »Doch, das würden Sie. Wenn dieses Mal nichts dabei herauskommt. Wenn man Bonnie nicht auf der Insel findet. Sie können gar nicht anders.« Sie schaute in den strömenden Regen hinaus. »Und ich werde es ablehnen, Eve. Nicht meinetwegen, ich würde das ertragen können, denke ich. Aber Sie würden es nicht ertragen. Es würde Sie umbringen.«
    »Nein, denn das ist es, was ich mir in diesem Leben am meisten wünsche.«
    »Als wir in die Sümpfe gefahren sind, habe ich Ihnen gesagt, wenn ich es tue, dann nur für Laura Ann. Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen nicht versuchen, sie durch mich zu finden. Ich konnte sehen, was geschehen würde.«
    »Ich hätte meine Bonnie wieder.«
    »Sie hätten nichts als Horror, der Sie Ihr ganzes weiteres Leben begleiten würde«, sagte Megan. »Denn wenn ich sie fände, würde es Ihnen keine Ruhe lassen. Sie würden von mir ganz genau wissen wollen, wie sie gestorben ist, und Sie würden mich so lange
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