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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin
Autoren: Iris Johansen
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mich unbedingt besuchen. Und ich werde bestimmt nie wieder einen Alligator treffen. Ich kann die Biester nicht ausstehen.«
    Er lächelte. »Okay, wenn wir in den Zoo gehen, machen wir einen großen Bogen um das Reptilienhaus.« Er schwieg einen Augenblick lang. »Falls du Zeit für mich hast, ich bin wahrscheinlich demnächst für eine Weile in Atlanta. Ich habe meine Hände völlig vermurkst und muss sie dringend behandeln lassen.«
    »Sie haben geblutet.« Laura Ann betrachtete seine verbundenen Hände. »Das ist auf dem Baum passiert, als du mich da hochgeschoben hast.«
    »Darf ich sie mal sehen?«, fragte Megan. »Ich bin Ärztin.«
    Miguel drehte sich weg, damit das Mädchen seine Hände nicht sehen konnte, und hielt sie Megan hin. »Gerne. Obwohl Sie wahrscheinlich auch nicht mehr tun können. Die Ärzte in der Notaufnahme haben die Wunden gesäubert und mir eine Spritze verpasst. Sie meinten, ich soll die Spezialisten wieder aufsuchen.«
    Megan wickelte rasch den Verband an einer Hand ab. »Die haben sicherlich recht. Ich bin nicht so qualifiziert wie die Spezialisten, die Sie operiert haben.« Sie betrachtete die Wunden und schüttelte den Kopf. »Hässlich. Sie brauchen sehr aufwendige Operationen, und selbst dann kann es noch Jahre dauern, bis das richtig verheilt.« Sie verband die Hand wieder. »Wer hat Sie operiert?«
    »Smith Lowe im Emory Hospital.«
    »Er ist ein hervorragender Chirurg.« Megan griff in ihre Handtasche und holte eine Visitenkarte hervor. »Aber es gibt jemanden, zu dem ich Sie gern schicken würde.« Sie schrieb etwas auf die Rückseite der Karte. »Er heißt Jed Harley und kann Ihnen möglicherweise helfen.«
    »In welchem Krankenhaus arbeitet er?«
    »Er ist beratender Spezialist und viel unterwegs. Zurzeit arbeitet er im St. Jude Hospital in Memphis. Ich werde ihn anrufen und bitten, nach Atlanta zu kommen, um einen Blick auf Ihre Hände zu werfen.« Sie gab ihm die Karte. »Wollen Sie ihn kennenlernen?«
    Er zuckte die Achseln. »Warum nicht? Montalvo hat mich jedem Spezialisten im Südosten vorgestellt. Einer mehr kann auch nicht schaden. Schönen Dank.«
    Megan schüttelte den Kopf. »Nein. Ich muss mich bei Ihnen bedanken, Miguel.« Sie trat ans Bett und streichelte zärtlich Laura Anns Wange. »Ich muss jetzt gehen«, sagte sie leise. »Ich weiß, ich bin nicht so wichtig wie Miguel, aber ich wohne auch in Atlanta. Ich habe einen Freund, Davy, der etwas jünger ist als du, aber vielleicht kannst du ihn ja ertragen, wenn wir alle zusammen ins Aquarium gehen. Er will unbedingt die Pinguine sehen.«
    »Das will ich auch.« Laura Anns Augen leuchteten vor Aufregung. »Man kann sich mit denen fotografieren lassen.«
    »Das wusste ich nicht. Was hältst du davon, wenn ich nächste Woche deine Mutter anrufe? Vielleicht können wir dann etwas ausmachen.« Sie warf Miguel einen Blick zu. »Vielleicht lassen wir sogar Miguel mitkommen. Die Pinguine werden seinen Händen wohl nichts tun.«
    »Hände sind gar nicht so wichtig. Ich habe den Film Happy Feet gesehen«, sagte Miguel. »Vielleicht können die Pinguine mir ja das Tanzen beibringen.«
    »Das war doch nicht echt«, erwiderte Laura Ann verächtlich. »Hast du denn von gar nichts ’ne Ahnung?«
    »Sieht ganz so aus. Du kannst mir ja was beibringen.« Er setzte sich auf den Stuhl. »Ich lerne schnell. Frag Montalvo.«
    »Den hässlichen Affen.« Sie lächelte wieder. »Das hat ihm gar nicht gefallen, dass ich das gesagt habe, stimmt’s?«
    »Ich fürchte, du bist mit allen Wassern gewaschen«, sagte Miguel. »Ich werde mal ein Wörtchen mit deiner Mutter reden müssen.«
    »Sie sind natürlich nicht mit allen Wassern gewaschen«, bemerkte Eve trocken. Sie nahm Laura Ann in die Arme. »Auf Wiedersehen, Laura Ann, wir sehen uns in Atlanta. Vielleicht kommst du ja irgendwann mal raus zu uns an den See, dann könntest du Toby kennenlernen, den Hund meiner Tochter Jane.« Sie ging zur Tür. »Auf Wiedersehen, Miguel. Seien Sie vorsichtig mit Ihren Händen.«
    Megan winkte den beiden zum Abschied und folgte Eve auf den Korridor. »Jetzt verstehe ich, wie Laura Ann bei Kistle überlebt hat. Sie ist ausgesprochen widerstandsfähig. Miguel wird alle Hände voll zu tun haben. Sie hat ihn sozusagen zwangsadoptiert.«
    »Der kann gut auf sich aufpassen«, sagte Eve. »Außerdem mag er sie offenbar, sonst würde er sich nicht darauf einlassen. Miguel ist nur so sanftmütig, wie er sein möchte.« Sie schaute Megan an, als sie den Ausgang zum
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