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Die Knochen der Goetter

Die Knochen der Goetter

Titel: Die Knochen der Goetter
Autoren: Boris Pfeiffer
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sein wird«, vollendete der Direktor ihren Satz. Dann sah er Rufus an. »Allerdings, eine Frage gibt es.«
    Rufus merkte, dass er feuchte Hände bekam.
    In den letzten Minuten war ihm diese seltsame Akademie mit ihrem verschrobenen Direktor immer sympathischer geworden. Auch wenn er sich ein Leben ohne Computer und Handy ziemlich langweilig vorstellte, hätte er schon gerne gewusst, um was es sich hier handelte. Trotzdem, bei der ganzen Geschichte musste es sich um einen Irrtum handeln. Er war jetzt sicher, dass die Sache keine Idee seiner Mutter gewesen war. Aber dass seine Lehrerin etwas damit zu tun hatte, glaubte er ebenfalls nicht. Er war einfach nicht hochbegabt oder superklug. Das Ganze musste ein Irrtum sein, eine Namensverwechslung oder so etwas. Und jetzt würde es gleich rauskommen. Welche Frage auch immer ihm der Direktor stellte, er würde sie nie und nimmer beantworten können. Bestimmt handelte es sich um eine Matheaufgabe mit zwei Unbekannten. Oder wie viel 2 678 454,25 geteilt durch 80,125 war. Oder welche Gebirge der Welt auf welchem Erdteil lagen.
    Rufus hatte gedacht, dass er sich diesen Eliteschuppen einfach mal ganz cool angucken würde. Dass er vielleicht seine Mutter dabei erwischen würde, wie sie versuchte, ihn reinzulegen. Und dass er ihr dann die passende Antwort geben würde. Auch wenn er sich nicht sicher war, ob die Idee, anschließend zu seinem Vater abzuhauen, wirklich das Richtige gewesen wäre. Aber natürlich hatte er nicht vorgehabt, tatsächlich auf dieses Internat zu gehen.
    Und doch hatte ihm die Unterhaltung in der Halle mit dem Direktor Spaß gemacht.
    Rufus legte die Handflächen auf die Oberschenkel und wischte sie heimlich ab. Er hatte sich bis eben richtig gut gefühlt. Frei und auf eine Art neugierig, wie lange nicht mehr. Noch besser sogar, als wenn er durchs Museum streifte oder sich in die Männerhütte setzte. Einfach richtig gut.
    Aber gleich würde ein blöder Eliteinternatsaufnahmetest alles wieder zerstören.
    Rufus merkte, wie er zusammensackte. Doch dann durchzuckte ihn ein Gedanke. Selbst wenn das hier alles nur die Folge einer Verwechslung war, hieß es ja noch lange nicht, dass er am Ende als der blöde Loser dastehen musste. Wieso sollte er nicht in der Lage sein, diesen seltsamen Zufall auszunutzen? Er hatte immerhin eine Chance!
    Schnell richtete Rufus sich auf.
    »Dann machen wir jetzt diesen Test!«
    Direktor Saurinis Augen schienen für eine Sekunde Funken zu sprühen.
    »Frau Minkenbold«, sagte er langsam, »dürfte ich dafür bitte mit Rufus alleine sein? Ich muss ganz sichergehen, dass er auf sich allein gestellt ist, während ich ihn befrage.«
    Rufus’ Mutter machte große Augen. »Sie haben ja wirklich strenge Vorschriften hier. Na ja, in meinem Beruf läuft es auch so. Man bekommt im Leben nun mal nichts geschenkt. Ich verstehe das vollkommen, Herr Direktor. Obwohl ich Ihnen versichere, dass mein Rufus nie betrügen würde!«
    Direktor Saurini sah sie an und wartete.
    Rufus’ Mutter stand auf und machte sich auf den Weg zur Tür. Dann blieb sie unvermittelt stehen und drehte sich um. »Rufus, ich bin wirklich stolz auf dich!«, sagte sie mit fester Stimme. »Und ich bin absolut sicher, dass du hier deinen Platz finden kannst!«
    Sie sah ihm in die Augen, und Rufus konnte erkennen, dass sie wirklich stolz war. Und er sah auch, dass sie sich nichts sehnlicher wünschte, als dass er diesen Test bestand. Das machte die Sache irgendwie nicht leichter.
    Im selben Moment drehte seine Mutter sich um, ging aus dem Büro und schloss leise die Tür hinter sich.
    Gino Saurini sah ihr nach. Dann wandte er sich Rufus zu.
    »Deine Mutter hat allen Grund, stolz zu sein. Auch wenn es sich bei der Akademie nicht haargenau um das handelt, was sie wahrscheinlich denkt. Aber das hast du vielleicht schon selbst bemerkt?«
    Rufus zuckte zusammen. Hatte er da eben richtig gehört?
    »Was? Äh, wie bitte?«, stotterte er. Er schluckte und fühlte, wie er rot wurde. Vorsichtig fragte er: »Ist das jetzt schon der Test?«
    Direktor Saurini hob beschwichtigend die Hände. »Wir machen hier keinen Test, wie du ihn aus der Schule kennst. Ich habe das Wort Test auch gar nicht benutzt, sondern von einer Frage gesprochen. Eine Frage, ja genau. So eine Frage, wie sie zum Beispiel die drei Perlmuttscherben aufwerfen, die du gesehen hast. Aber bevor ich dir diese Frage stelle, sollte ich dir vielleicht zuerst ein paar Antworten geben.«
    Antworten bekommen, bevor die Frage
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