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Die Knickerbocker Bande 41 - Die Hand aus der Tiefe

Die Knickerbocker Bande 41 - Die Hand aus der Tiefe

Titel: Die Knickerbocker Bande 41 - Die Hand aus der Tiefe
Autoren: Thomas Brezina
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um und schritt davon.
    „Wer war das?“ fragte Dominik Inga.
    Poppis Cousine hatte die Frau noch nie gesehen und seufzte: „Keine Ahnung!“
    Die unheimliche Person war schon fast bei dem Weg angelangt, der zum Birkenwäldchen führte, als Axel niesen mußte. Erschrok- ken drehte sie sich nun um. Der Rand des Schleiers war weit nach vorne gezogen, so daß vom Gesicht der Frau nichts zu erkennen war. Doch es bestand kein Zweifel, daß sie über die Anwesenheit der Knickerbocker entsetzt war. Die Verhüllte begann zu laufen.
    „Wieso rennt sie vor uns weg?“ wunderte sich Dominik.
    „Die Bucht dürfte ein Anziehungspunkt für Spinner sein!“ bemerkte Lilo trocken.
    Die Bande hatte genug von dem nächtlichen Abenteuer. Sie wollte den gruseligen Ort endlich verlassen.
    Als die vier Freunde und Inga das Birkenwäldchen erreichten, sah Lieselotte noch einmal auf das Meer hinaus.
    Still lag die Bucht zwischen den hoch aufragenden Felsen, und Lilo war sich nicht sicher, ob sie tatsächlich etwas Bedrohliches ausstrahlte. War alles nur Einbildung gewesen?
    Als sie den anderen folgte, blitzte zu ihren Füßen etwas auf. Sie bückte sich und hob einen Silberknopf auf.
    Nein, es war kein Knopf, sondern ein Ohrclip. Er hatte die Form einer Muschel und schien alt zu sein. Die Oberfläche war mit vielen feinen Rillen versehen und blank poliert. In den Rillen waren schwarze Schmutzstreifen zu erkennen, die dem Poliertuch entgangen waren. Lieselotte steckte den Clip ein und beschloß, ihn bei der Polizei abzugeben.
    „Hat man schon so etwas erlebt?“ plusterte sich Onkel Jens auf. „Wie kann ein Mensch allein so dumm sein? Inga, du hast es wieder einmal geschafft. Ich bin sehr, sehr enttäuscht von dir!“
    Ingas Vater hatte bereits auf die Rückkehr der Nachtschwärmer gelauert. Kaum waren die Knickerbocker eingetreten, hatte er sich auf sie gestürzt.
    Er bemerkte sofort, daß etwas geschehen war: Lilo trug fremde Klamotten, und Axels Haar war noch feucht.
    Augenblicklich begann das Verhör. Leugnen war zwecklos. Er fand alles heraus.
    Inga hatte ihre Cousine und deren drei Freunde zu einem Nachtspaziergang aufgefordert und zur Schwarzen Bucht geführt. Axel und Lilo waren ins Meer gegangen und in eine gefährliche Situation geraten.
    Von der Hand aus der Tiefe wollte Onkel Jens nichts wissen. Er war Hochschulprofessor für Mathematik und glaubte nur an Zahlen und Fakten.
    Inga hatte den Blick gesenkt. Sie sagte kein Wort und ließ die Strafpredigt über sich ergehen.
    Onkel Jens geriet immer mehr in Saft. Ständig fuhr er sich mit den Händen durch das Haar. Es machte ihm anscheinend Spaß, daß er einen Grund hatte, toben zu können.
    Dominik fiel etwas auf, das er nicht verstand. Onkel Jens richtete nicht einmal das Wort an die Knickerbocker. Er brüllte nur auf Inga ein. Sie mußte diese Anfälle schon gewohnt sein: die Vorwürfe und Beschimpfungen schienen wie Regentropfen an ihr abzuprallen.
    „Du bist wirklich das dümmste Kind, das mir je untergekommen ist!“ wütete Onkel Jens. „Ich will einfach nicht glauben, daß du meine Tochter bist.“
    „Und ich kann nicht fassen, daß der Typ Ingas Vater ist!“ dachte Lieselotte.

 
     
Haben Engel rote Haare?
    Noch in der selben Nacht kehrte Lilo in die Schwarze Bucht zurück.
    Obwohl es bereits heller und heller wurde, hatte man den Eindruck, daß das Tageslicht nicht in die Bucht vordrang. Strand und Felsen schimmerten rötlich-braun, genau wie ein paar Stunden zuvor. Das Wasser des Meeres aber war noch dunkler.
    Lilo wagte sich Schritt für Schritt in das eisige Wasser.
    Die schleimige Algenschicht unter ihren Füßen empfand sie als besonders ekelig. Dem Superhirn der Bande war, als würde sie über Quallen gehen. Angewidert stöhnte Lieselotte und brauchte eine Weile, bis sie sich überwinden konnte, weiterzugehen.
    Das Wasser reichte ihr noch nicht einmal bis zu den Knien. Es war glasklar - und trotzdem konnte sie ihre Zehen nicht sehen!
    „Das Meer schluckt das Licht. Es kann nur ein paar Zentimeter unter die Oberfläche vordringen!“ ging es ihr durch den Kopf.
    Bald reichte Lilo das Wasser bis zur Hüfte, und der Grund fiel steil ab. Sie begann zu schwimmen.
    Rund um sie war es totenstill. Sie drehte sich mehrere Male im Kreis und suchte das Ufer ab - Stück für Stück.
    Es war niemand zu sehen.
    Irrte sie sich, oder waren hier in der Schwarzen Bucht die Bäume und Sträucher vertrockneter und kahler als in der Umgebung? Nein, es war keine Täuschung!
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