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Die Knickerbocker Bande 37 - Die giftgelbe Geige

Die Knickerbocker Bande 37 - Die giftgelbe Geige

Titel: Die Knickerbocker Bande 37 - Die giftgelbe Geige
Autoren: Thomas Brezina
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Lieselotte. Sie verschwieg, daß die Reporterin sie wenige Minuten vor Abfahrt des Zuges hatte ausrufen lassen, um ihnen mitzuteilen, daß aus der Reise nach Budapest nichts wurde. Die Reporterin jammerte, daß sie nicht einmal Zeit hatte, den Kameramann und die Hotelzimmer abzusagen. Das hatte die vier Freunde auf die Idee gebracht, die Reise allein zu unternehmen. Wenn schon alles vorbereitet war .
    Mit zusammengekniffenen Lippen händigte ihnen der Portier die Schlüssel aus. Lieselotte bedankte sich mit einem strahlenden Lächeln und fuhr mit ihren Kumpeln in den vierten Stock.
    Poppi und Lilo bewohnten Zimmer 471, Axel und Dominik 402, am anderen Ende des Ganges.
    Nachdem sie geduscht hatten, riefen die Freunde ihre Eltern an und teilten ihnen mit, daß alles in Ordnung war. Danach gönnten sie sich ein Abendessen im Hotelrestaurant. Während Lilo, Axel und Dominik echt ungarisches Gulasch mit viel Paprika, saurem Rahm und saftigen Fleischstücken aßen, bevorzugte Poppi ein Pilzgulasch. Fleisch konnte sie nicht ausstehen.
    Um acht zogen sich die Juniordetektive in ihre Zimmer zurück. Während die Jungen noch eine Gameboy-Meisterschaft veranstalteten, machte sich Lieselotte einige Notizen. Seit ihrer Ankunft war so viel geschehen. Sie wollte nichts vergessen.
    Um zehn schliefen alle vier bereits tief und fest.
    Es war kurz nach Mitternacht, als ein Mann die große Hotelhalle betrat. Er war so gekleidet, daß sich wohl niemand an ihn erinnern würde. Mantel und Hose waren staubgrau und völlig unauffällig, Hut und Schuhe waren dunkel. Der späte Gast hatte die Krempe seines Hutes tief in die Stirn gezogen, so daß ein Schatten über sein Gesicht fiel, der Augen und Nase verdeckte.
    Der Mann ließ seinen Blick über die Marmorsäulen und die ausladende Kuppel der geräumigen Halle schweifen, bevor er sich dem Empfang zuwandte. Der Portier war in seinem Aufenthaltsraum, der hinter der Theke lag. Er verfolgte im Fernsehen die Übertragung eines Boxkampfes.
    Leise näherte sich der Mann der Rezeption und begann sich dem Gästebuch zu widmen. Bei der Reservierung der Knickerb ocker-Bande blieb sein suchender Finger stehen. Langsam glitt er von der Spalte, in der die Namen eingetragen waren, hinüber zu den Zimmernummern. Zufrieden klappte der Mann das Buch zu und verschwand in der nahen Toilette. Dort holte er ein Glasfläschchen aus der Innentasche seines Mantels und entkorkte es. Er bückte sich und schob das linke Hosenbein hoch, unter dem ein abgewetzter schwarzer Lederstiefel zum Vorschein kam. An der Außenseite war ein dünnes Futteral aufgenäht. Aus diesem zog er eine ungefähr 20 Zentimeter lange Stahlnadel, an deren Ende ein erbsengroßer Gummiballon aufgesteckt war.
    Der Mann tauchte die Nadel in das Fläschchen und preßte den Ballon zusammen. Wie kleine weiße Perlen quollen Luftbläschen aus der Nadelspitze und stiegen durch die ölige, violette Flüssigkeit auf.
    Als der Mann die Gummipumpe losließ, wurde der halbe Inhalt der Flasche in das Innere der Nadel gesaugt. Vorsichtig wischte er die Nadel ab und steckte sie durch den Filz des Hutes, den er trug. Dort war sie jederzeit griffbereit ... Dann begab er sich auf den Weg in den vierten Stock ...

 
     
Der Mann mit der Nadel
    Poppi kam nicht zur Ruhe. Die dunklen Augen Susannas starrten sie aus der Finsternis an. Sie waren wie zwei Tore, hinter denen sich ein düsteres Geheimnis verbarg, und Poppi spürte, daß sie einen Schlüssel dazu besaß. Aber wie sollte sie die Tore öffnen, die Susanna zugeschlagen hatte?
    Lieselotte schlief schlecht. Poppi merkte es vor allem daran, daß das Superhirn ständig mit den Zähnen knirschte. Die beiden Mädchen mußten sich ein altmodisches Bett und eine Dek- ke teilen, in die sich Lilo doppelt und dreifach eingewickelt hatte.
    Poppi stand auf und schlich zum Schrank. Vielleicht gab es dort eine Ersatzdecke. Sie wurde enttäuscht. Der Kasten war leer.
    Ihr nächster Weg führte sie ins Badezimmer. Sie hatte beschlossen, alle Badetücher zusammenzuraffen und sich daraus eine Decke zu machen. Das war noch immer besser, als halb nackt auf dem Bett zu liegen und zu frieren.
    Schnell schnappte sie die vier großen Frotteetücher und wollte damit zurück in das Zimmer. Ein metallisches Geräusch an der Zimmertür ließ sie einhalten. Hatte sie sich verhört, oder werkte jemand am Schloß?
    Vorsichtig spähte sie um die Ecke und sah einen schmalen Lichtstreifen auf dem Teppichboden.
    Sie hatte sich nicht geirrt.
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