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Die Knickerbocker Bande 32 - Kennwort Giftkralle

Die Knickerbocker Bande 32 - Kennwort Giftkralle

Titel: Die Knickerbocker Bande 32 - Kennwort Giftkralle
Autoren: Thomas Brezina
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einem Campingtisch stand. (In ihm hatten die anderen Knickerbocker auch den Kopf gesehen. Mister Morris war gleich neben der Tür gestanden, um die drei in die Tiefe zu stoßen.)
    Der Raum, in dem sich Poppi befand, war das Versteck des Gauners, das mit Klappstühlen, einer Luftmatratze und einem Tisch ausgestattet worden war.
    Poppi hetzte weiter, warf die Stühle um, damit sie den Tiger an der Verfolgung hinderten. Dieser aber ließ sich nicht einbremsen. Mit mächtigen, wütenden Prankenhieben zertrümmerte er alles, was in seinem Weg lag. Immer wieder brüllte er auf und röchelte: er schien sehr unter seiner Verwundung zu leiden. Er wollte das Wesen erlegen, das vor ihm floh.
    Der Tiger setzte zum Sprung an und stieß sich vom Boden ab. Wie ein orangeroter Pfeil mit schwarzen Streifen glitt er durch die Luft.
    Poppi aber hatte Glück im Unglück. Sie stolperte über eine Tasche, die ihr im Weg stand, fiel zur Seite und damit aus der Flugbahn des Raubtieres. Plump klatschte die Riesenkatze auf den Boden, gegen einen offenen Koffer.
    Poppi schrie aus Leibeskräften und drehte völlig durch. Sie wirbelte um die eigene Achse und wußte nicht mehr, wo oben und unten war. Wie eine Himmelstür tauchte vor ihr eine Treppe auf. Poppi hechtete auf sie zu, das Keuchen und Geifern des Tigers hinter sich.
    Auf allen vieren kämpfte sie sich hinauf, bis sie ein flaches steinernes Dach erreichte. Der Elefantenpalast war fest gebaut und an vielen Stellen gut erhalten. Für Poppi war das ein Vorteil und ein Nachteil. Sie konnte sicher sein, daß kein Stein unter ihren Schuhen nachgeben würde, wußte aber auch, daß der Tiger sich ohne Gefahr fortbewegen konnte.
    Und da war er auch schon. Der Tiger hatte das Dach erreicht und trat, nach allen Seiten um sich blickend, in die Nacht hinaus.
    Poppi heulte, schluchzte, mußte fast kotzen vor Angst und wurde wie von unsichtbaren Händen wild hin und her geschleudert.
    Hinter ihr kreischte jemand. Zuerst war es nur eine Stimme, dann kamen mehrere hinzu. Plötzlich geriet alles rund um sie in Bewegung.
    Die Affen, das waren die Affen!
    Der Tiger stand gut zwanzig Meter entfernt und war durch den Lärm irritiert. Er warf den Kopf von einer Seite auf die andere, ließ sich zu Boden sinken und begann seine Wunde zu lecken.
    Poppi drehte sich um. Hinter ihr war das Dach zu Ende. Sie konnte nicht weiter. Es gab dort einen Baum, aber sie würde Zeit brauchen, um sich auf einen Ast zu schwingen. In diesen Sekunden würde sie dem Tiger völlig ausgeliefert sein.
    Da fiel dem Mädchen plötzlich der Rucksack ein. Es nahm ihn im Zeitlupentempo von der Schulter und ließ die Riesenkatze dabei keine Sekunde aus den Augen.
    Das mächtige Tier lag im silbernen Licht des Mondes und schien im Augenblick völlig verstört. Poppi mußte jetzt alles auf eine Karte setzen. Es gab gar keine andere Möglichkeit. Sie konnte dem Tiger entkommen, wenn alles klappte.
    Das Mädchen zog eine Banane aus dem Rucksack und schälte sie. Der Tiger hatte das Interesse an seiner Beute völlig verloren und war nur mit seiner Wunde beschäftigt.
    Wie lange noch?
    Jetzt kam der schwierigste Teil. Poppi streckte den Arm aus und warf die Banane auf die rechte Seite des Daches. „Bitte. bitte nehmt sie!“ flehte sie innerlich. In ihrem Körper war jeder Muskel angespannt, und sie bewegte sich wie eine mechanische Puppe.
    Da. wieder kreischte es! Einer der seidig glänzenden Affen stürzte sich tatsächlich auf den Leckerbissen und wollte ihn für sich allein behalten. Damit waren die anderen aber ganz und gar nicht einverstanden. Hartnäckig versuchten sie, ihm die Köstlichkeit zu entreißen.
    Das jüngste Mitglied der Knickerbocker-Bande nahm sich ein Herz, holte blitzschnell auch die anderen Bananen aus dem Rucksack und schleuderte sie in Richtung des Tigers. Mit viel Krach und Gekreische raste die Affenherde hinterher und bildete eine Mauer zwischen dem Mädchen und dem Tiger. Es würde ein paar Momente dauern, bis die Affen die Gefahr erkannten.
    Das Kreischen der Affen und das Brüllen des Tigers verschmolz in ihren Ohren zu einem schauerlichen Konzert. Die Augen voller Tränen suchte sie Halt auf einem der
    Äste, schob sich weiter, hörte einen der Affen besonders laut schreien und sah aus den Augenwinkeln, wie die Raubkatze sich erhob und wieder auf die Jagd machte.
    Poppi versuchte den Stamm zu erreichen, aber plötzlich waren alle Äste verschwunden. Der Tiger duckte sich und schlich immer näher heran. Es war die
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