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Die Knickerbocker Bande 30 - Im Reich des Geisterzaren

Die Knickerbocker Bande 30 - Im Reich des Geisterzaren

Titel: Die Knickerbocker Bande 30 - Im Reich des Geisterzaren
Autoren: Thomas Brezina
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Hilf mir hinter die Theke und renn los. Bitte!“
    Poppi vergaß in diesem Moment ihre Angst und jedes Wenn und Aber. Sie half dem Superhirn ins Versteck. Danach huschte sie auf Zehenspitzen zur offenen Tür. Zum Glück brannte hinter der Bühne ein schwaches Licht. Das erleichterte die Sache sehr. „Aber was ist... wenn noch ein zweiter da ist?“ ging es Poppi plötzlich durch den Kopf. „Was nützt es, wenn ich mich das frage?“ gab sie sich selbst die Antwort. Wie ein Schatten huschte sie durch den Saal und links von der Bühne eine Treppe hinauf.
    Sie betrat einen langen Gang, der hufeisenförmig rund um die Bühne führte. Bereits nach wenigen Schritten erreichte Poppi eine Tür, durch die man direkt auf die Bühne gelangte. Zwischen den langen, schwarzen Stoffbahnen, die von oben herabhingen, erkannte sie zahlreiche Metallkisten, die aber alle verschlossen waren. Poppi hastete einmal quer über die Bühne und inspizierte danach den Raum hinter einem der Stoffvorhänge am Rand der Bühne. Dort hielten sich bei Vorstellungen die Schauspieler für den Auftritt bereit. Nun aber war auch hier der Platz mit zahlreichen Kisten verstellt, aus denen dicke Kabel führten. Sie waren bis zur Mauer verlegt, wo sie sich zu dicken Strängen vereinigten. Zwischen all diesen technischen Dingen entdeckte Poppi einen altmodischen, grünlackierten Holzschrein, dessen Kanten mit Blattgold verziert waren. Die Farbe war an vielen Stellen abgeschlagen und notdürftig ausgebessert. In die Seiten und in den Deckel waren handtellergroße Gucklöcher geschnitten und mit Glas verschlossen worden. Das Innere der Kiste war ungefähr viermal so groß wie ein Schuhkarton.
    Poppis Herz begann wild zu pochen, als sie den grünen Lichtschimmer sah, der unwirklich und geisterhaft aus dem Inneren des Schreins fiel. Poppi dachte, daß sie es mit einer Art Geist zu tun haben könnte, der in diesem Holzschrein gefangengehalten wurde. „Irgendwie... erinnert mich die Truhe an... einen Mini-Sarg!“ überlegte sie. Ob es sich um das Versteck des Geisterzaren handelte? War es tatsächlich eine übernatürliche Erscheinung, die man in die Kiste gesteckt hatte? Die Juniordetektivin hatte keine Lust, länger an diesem Ort zu bleiben und eilte über die Bühne auf den Gang zurück. Auf kleinen Metalltafeln neben den Türen an der Außenseite des hufeisenförmigen Halbrunds stand, was in den verschiedenen Räumen untergebracht war. „Maske Herren“, „Maske Damen“, „Garderobe l“, „Garderobe 2“, „Garderobe 3“ las Poppi. Die Tür zu Garderobe 7 stand offen, und aus dem Zimmer fiel Licht. Das jüngste Mitglied der Bande schlich näher und versuchte, jedes verdächtige Geräusch aufzufangen. War da jemand? Befand sich außer dem Unbekannten noch jemand im Haus? Nein, da war niemand. Also näherte sich das Mädchen dem Raum und warf einen Blick hinein. Was sie sah, versetzte ihr einen schweren Schock.

Vier Särge
     
     
    In der Garderobe standen vier Särge. Sie waren außen schwarz und innen mit weißer, glänzender Seide ausgekleidet. Man konnte das gut erkennen, da die Deckel der Särge abgenommen waren.
    In drei Särgen lagen Männer. Ihre Hände waren über dem Bauch gefaltet, und ihre Gesichter schimmerten starr und bleich. Die Wangen waren eingefallen, die Augen geschlossen. Die Haut wirkte wie aus Wachs, nur viel, viel echter. Die Männer waren tot, mausetot, da bestand für Poppi kein Zweifel.
    Doch das war noch nicht das Schlimmste. Im vierten Sarg erkannte sie... Axel. Wie die drei anderen, war auch er völlig steif und bewegungslos. Die Hände gefaltet, die Augen zu, das Gesicht wie aus Porzellan. Poppi spürte, wie die Kraft aus ihren Beinen wich. Sie mußte sich am Türstock anklammern und öffnete den Mund, um zu schreien. Sie vergaß jede Gefahr, den Unbekannten im Theater und den Geisterzaren. Sie holte Luft und stieß sie wieder aus, doch aus ihrem Kehlkopf kam nichts, nicht einmal ein heiseres Krächzen.
    Poppi glitt langsam am Türstock entlang zu Boden, weil sie sich nicht mehr aufrecht halten konnte, und sackte hin. Tränen tropften aus ihren Augen, und sie wurde von einem heftigen Schluchzen geschüttelt. Doch sie konnte nicht weg. Der Sarg mit ihrem Kumpel zog sie wie ein Magnet an. Sie robbte auf allen Vieren immer näher und näher. In ihr waren nur noch Verzweiflung und Trauer. Ihre Hände zitterten so heftig, daß sie Mühe hatte, sie zu heben. „Axel! Axel!“ Das war Poppis einziger Gedanke. Sie hatte noch nie
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