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Die Knickerbocker Bande 30 - Im Reich des Geisterzaren

Die Knickerbocker Bande 30 - Im Reich des Geisterzaren

Titel: Die Knickerbocker Bande 30 - Im Reich des Geisterzaren
Autoren: Thomas Brezina
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das verdutzte Mädchen an der Hand und zerrte es in das Theater. Gespannt betraten die beiden den Zuschauerraum.
    Die Wände und die Decke waren mit schwarzem Stoff verhängt. Axel und Poppi zitterten vor Aufregung am ganzen Körper. Es war wie Weihnachten und Geburtstag zusammen. Ihr Wunsch war in Erfüllung gegangen, obwohl sie nicht mehr damit gerechnet hatten. Nur für den Bruchteil einer Sekunde fragte sich Axel, wieso der Russe plötzlich seine Meinung geändert hatte und abgefahren war. Dann verscheuchte er den Gedanken wieder und freute sich nur auf das Spukspektakel, das sie erwartete. Doch als sie ihre Plätze aufsuchten, erwartete die beiden Knickerbocker noch eine Überraschung: Sie saßen zwar in derselben Reihe, aber nicht nebeneinander. Sieben Sitze waren zwischen ihnen, was Poppi etwas wunderlich fand. Aber auch sie kam nicht zum Nachdenken.
    Die Nervosität der Besucher stieg. Niemand wagte ein lautes Wort zu sprechen. Alle blickten angestrengt zur ebenfalls schwarz ausgelegten Bühne. Pünktlich um acht Uhr erlosch das Licht im Saal, und es herrschte absolute Finsternis. Pauken begannen zu dröhnen, und ein tiefer Männerchor stimmte eine traurige russische Volksweise an. Ein kleiner Lichtkegel fiel auf die Bühne, wo plötzlich ein Mann stand. Er trug eine mit edlem Pelz verzierte Krone aus Gold, die wie eine kostbare Mütze aussah. Von seinen Schultern fiel ein aus Silberfäden gewebter Mantel. Vor dem Mann türmten sich Becher, Schalen, Figuren und Bilder, die mit großen Edelsteinen besetzt waren.
    Der Mann, bei dem es sich um einen Zaren zu handeln schien, hob die wertvollen Gegenstände und hielt sie ins Licht, so daß sie glänzten und strahlten. Er schien nicht zu bemerken, wie sich von der Seite dunkle, vermummte Gestalten heranschlichen. Sie trugen Schwerter und Säbel und stürzten sich auf ihn. In diesem Moment schwoll die Musik zu einem ohrenbetäubenden Toben an. Der Zar wurde seiner Krone und seines Mantels beraubt. Die Räuber entrissen ihm die Schätze und stachen auf ihn ein. Tot sank der Mann zu Boden. Poppi umklammerte die Armstützen ihres Stuhles. Das war ja grausam und brutal! Was hatte das mit einem Spukspektakel zu tun?
    Blaues Licht fiel auf den leblosen Körper des Zaren, und mehrere Sekunden lang tat sich nichts. Doch dann geschah es...

Angriff der Geister
     
     
    Aus dem Körper des toten Zaren stieg eine durchscheinende Gestalt, die nur aus Licht und Luft zu bestehen schien. Und sie sah genauso aus wie der Tote auf der Bühne! Langsam erhob sich die Gestalt zu einer Größe von mindestens drei Metern. Ein Raunen ging durch den Zuschauerraum. Die Erscheinung erinnerte Axel an den Flaschengeist aus der Aladin-Geschichte, denn noch hatte sie keine Beine, sondern schien nach wie vor aus dem Körper auf dem Boden herauszuwachsen.
    Ohne Zweifel handelte es sich um den angekündigten Geisterzaren. Die Gestalt hob den Kopf und starrte das Publikum aus zwei großen schwarzen Augen an, die unter buschigen Brauen in tiefen Höhlen lagen.
    Langsam und mit Mühe begann der Zar zu sprechen. Jedes Wort schien Schwerarbeit für ihn zu sein. Er redete russisch, und seine Stimme hallte, als würde er sich in einer riesigen Höhle befinden. Über Lautsprecher kam die Stimme eines Übersetzers.
    „Ich bin Nikolai, Zar von Rußland. Vor 75 Jahren wurde ich beraubt und ermordet. Doch ich habe die Welt der Lebenden nie verlassen. An meinen Feinden habe ich mich gerächt, aber auch danach habe ich keine Ruhe gefunden. Ich bin noch immer da.“
    Wieder wurden die Theaterbesucher unruhig und begannen flüsternd miteinander zu reden. Sie schienen dem Spuk nicht zu trauen und ihn für eine optische Täuschung zu halten.
    Der Geisterzar konnte offenbar Gedanken lesen. Wieder erhob sich die tiefe, dunkle Stimme, die sofort übersetzt wurde. „Sie glauben mir nicht? Dann werde ich Ihnen beweisen, wie groß die Macht des Jenseits ist!“ verkündete der durchscheinende, schwach leuchtende Riese. Er riß gebieterisch die Arme in die Höhe, und als er sie ausbreitete, reichten sie von einer Seite der Bühne bis fast zur anderen. Er hob herausfordernd und befehlend den Kopf und begann beschwörende Formeln und Sprüche zu murmeln. Der leblose Körper löste sich unter einem grell aufblitzenden Licht in nichts auf.
    Gleich darauf brach über den Köpfen der Zuschauer ein atemberaubendes Schauspiel los. Dunkle Gewitterwolken türmten sich plötzlich unter der Decke des hohen Raumes. Es handelte sich
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