Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)
Autoren: Zoë Archer
Vom Netzwerk:
vertreiben?«
    »Aber nein«, erwiderte London rasch. »Ich habe dem Herrn lediglich erklärt, dass die zeitliche Zuordnung nicht ganz …«
    »Sie sind es, die hier lügt!«, wetterte der Verkäufer. »Keine Frau kennt diese Sprache! Sie wollen nur Ärger machen!«
    Durch den Lärm aufmerksam geworden, richteten viele Marktbesucher den Blick auf sie. Die Leute reckten die Hälse und sahen zu, wie der Verkäufer immer mehr in Rage geriet. Er überschüttete London mit einem griechischen Wortschwall, zog ihre gute Erziehung in Zweifel und wollte wissen, warum eine Engländerin darauf aus sei, sein Geschäft zu ruinieren. Schließlich habe er eine Frau und Dutzende von Kindern zu ernähren, die sich doch nichts weiter wünschten als ein Stückchen Brot, diese bedauernswerten Geschöpfe.
    Der Franzose stahl sich davon und überließ London allein dem verbalen Bombardement des Verkäufers. Eine solche Situation war im Benimmunterricht nie zur Sprache gekommen. London fragte sich, wie sie sich aus dieser misslichen Lage befreien sollte, ohne verhaftet zu werden.
    »Werfen Sie diese Verleumdungen gefälligst Ihrer Großmutter an den Kopf«, sprach da eine tiefe Männerstimme den Verkäufer an, Griechisch mit englischem Akzent.
    London drehte sich nach dem Sprecher um. Und fand sich überwältigt.
    Sie führte noch immer ein sehr behütetes Leben. In England beschränkte sich ihr Umgang auf wenige Familien und ausgesuchte Bekannte, meist Geschäftspartner ihres Vaters sowie deren Bedienstete und Angestellte. Auf Veranstaltungen und Festen begegnete sie immer nur denselben Leuten. Dennoch wusste sie mit absoluter Sicherheit, dass es sich bei Männern von diesem Schlage um eine Ausnahmeerscheinung handelte.
    Sicher gab es größere Männer, doch konnte sie ihm dies angesichts seiner schlanken, muskulösen Gestalt nicht als Makel auslegen. Sein englisches Jackett brachte seine Schultern wunderbar zur Geltung; sie wirkten darin nicht massig, sondern stark. Sie erkannte sofort, dass in seinen Armen und langen Beinen eine enorme Kraft steckte. Darüber konnte auch seine lässige Haltung nicht hinwegtäuschen. Er erinnerte sie an die Boxer, die ihr Bruder Jonas in seiner Jugend bewundert hatte. Der Fremde trug keinen Hut, was bei dieser Hitze seltsam war, doch erlaubte ihr dieser Umstand einen Blick auf seine dunklen, leicht gewellten Haare. Sie wirkten etwas zerzaust, als hätte er eben noch im Bett gelegen. Plötzlich stellte London sich vor, wie sie mit ihren Fingern durch die Haare dieses Mannes fuhr und ihn dichter an sich zog.
    Wenn sie bei diesem Gedanken nicht bereits puterrot geworden war, dann spätestens beim Anblick seines Gesichts. Was für sündhafte Versprechungen er schon gemacht und gehalten haben musste mit einem Gesicht wie diesem! Das Kinn kantig und scharf geschnitten, der Mund unfassbar sinnlich. Um seine Lippen spielte ein ungehöriges, überaus maskulines Lächeln. Seine strahlend blauen Augen sprühten vor intelligentem Humor. Selbst der kleine Höcker auf dem Rücken seiner Nase, die er sich wohl einmal gebrochen haben musste, verstärkte den Eindruck überwältigender männlicher Schönheit nur noch. Dazu war er glatt rasiert. Dieser Fremde war fraglos ein über die Maßen gut aussehender Mann.
    London konnte eigentlich gleich mit dem Schiff zurück nach England reisen. Denn gewiss würde sie in ganz Griechenland nichts finden, was den Anblick dieses Mannes übertraf.
    »Wer sind Sie?«, fuhr der Verkäufer den Fremden auf Griechisch an. »Sie verteidigen diese Frau und ihre Lügen?«
    »Es ist mir einerlei, was sie gesagt hat«, erwiderte der Engländer gelassen und wieder in der Landessprache. »Sollten Sie diese Dame weiter beleidigen, lasse ich Sie meine Faust sehen – und zwar aus allernächster Nähe.« Der Verkäufer glotzte ihn mit großen Augen an, klugerweise aber schweigend. Wer immer dieser Mann auch sein mochte, er hatte ohne Zweifel einen kräftigen Schlag am Leibe.
    Ganz sanft hingegen legte er eine Hand auf Londons Taille und geleitete sie von dem Marktstand fort. Verblüfft von der überraschenden Wendung der Ereignisse ließ sie es zu.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte er sich auf Englisch. Er schenkte ihr ein besorgtes, herzerwärmendes Lächeln. »Dieser feilschende Hitzkopf hat Sie doch nicht etwa verletzt?«
    Noch etwas verwirrt von dem, was gerade geschehen war, und mehr noch von der Attraktivität des Mannes neben ihr, schüttelte London nur den Kopf. Sie spürte seine warme
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher