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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)
Autoren: Zoë Archer
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lächelte. »Natürlich, Jane! Sie macht die furchtbarsten Fleischpasteten und kleidet sich wie ein anglikanischer Bischof.«
    »Oh, und wie Sie Jane kennen!«
    Sie lachten. Zwei englische Fremde auf einem turbulenten Markt mitten in Athen. Wie eine Springflut spürte London in sich eine Glückswelle aufsteigen. In stillschweigendem Einvernehmen schlenderten sie nebeneinander her. Er ging lässigen Schrittes und hatte die Daumen in die Taschen seiner gut geschnittenen, schlichten Weste gehakt, ein gesunder junger Mann, der sich wohl fühlte in seiner Haut. Und wieso auch nicht? Mit kaum einem anderen Mann schien die Natur es so gut gemeint zu haben wie mit ihm. Sie merkte, dass er ihr nicht verraten hatte, wo er herkam, doch anstatt auf dem Thema zu beharren, genoss sie den Zauber des Unbekannten.
    Sie spürte seine Gegenwart deutlich in Form eines steten Pulsierens ungezügelter lebendiger Energie. Als befände sie sich in Begleitung eines wilden Raubtiers, das nicht wusste, ob es sie verspeisen oder in seine Höhle verschleppen sollte.
    »Woher wussten Sie, dass ich aus England komme?«, fragte sie. »Der Verkäufer hat mit allen englisch gesprochen.«
    »Ich habe es an Ihrer Haltung erkannt. Engländerinnen haben eine ganz besondere Art, sich zu bewegen. Als stünden sie ständig unter der strengen Beobachtung einer nörglerischen Gouvernante.«
    »Im Gegensatz zu Französinnen oder Griechinnen etwa?«
    »Aus der Haltung einer Engländerin spricht deutlich die selbst auferlegte anglikanische Moral. Mit Körpersprache«, fügte er mit einem vielsagenden Lächeln hinzu, »kenne ich mich sehr gut aus.«
    »Oh, das bezweifle ich nicht«, versicherte sie ihm trocken.
    Sein Lachen klang tief und samten und sehr, sehr sinnlich. Wenn man ihn auf die feine britische Gesellschaft losließe, würden sich jungfräuliche Debütantinnen ebenso wie ehrwürdige Ladys in rasende Weiber verwandeln, die sich die Kleider vom Leib rissen und jeden über den Haufen rannten, der es wagte, sich zwischen sie und das Objekt ihrer Begierde zu stellen. Sie verspürte diesen ungewohnten Drang ja selbst.
    London tat so, als bewundere sie einen goldenen Seidenschal an einem Stand, beobachtete in Wirklichkeit aber verstohlen den fremden Engländer. Dabei fiel ihr auf, dass seine Haltung nur auf den ersten Blick locker und lässig wirkte. Tatsächlich war er konstant auf der Hut. Obwohl seine Augen fröhlich funkelten, war ihr Blick doch höchst wachsam und schweifte konzentriert über den Marktplatz. Er hielt nach jemandem Ausschau.
    Aber nach wem? Eine derart unverschämte Frage wagte London nun doch nicht zu stellen. Sie war auch nicht sicher, ob sie die Antwort überhaupt hören wollte. Dieser Mann verbarg eine dunkle Seite, jedenfalls kam er ihr irgendwie bedrohlich vor. Sie fragte sich, ob er bewaffnet war. Wer durch Griechenland reiste, dem wurde empfohlen, einen Revolver bei sich zu tragen, wenn er Athen verließ. Doch der kräftige Körper dieses Mannes mochte als Waffe durchaus genügen.
    »Gestatten Ihre Regeln die Frage, was Sie nach Griechenland führt?«, erkundigte sich London.
    »Ich habe nie behauptet, dass es irgendwelche Regeln gibt.« In seinem Mundwinkel erschien ein kleines Grübchen. London wollte es berühren. Am liebsten mit ihren Lippen.
    »Wenn es welche gibt«, erwiderte sie, »dann halten Sie sich jedenfalls nicht daran.«
    Er zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Wer sich im Leben an Regeln hält, verzichtet auf Vergnügen und Genuss.«
    Sie war sicher, dass er beidem zur Genüge frönte. »Und was ist mit Schicklichkeit? Mit Verantwortungsgefühl?«
    »Schicklichkeit erstickt den Menschen. Vor allem Frauen.«
    London nahm den Schal und drapierte ihn wie eine Balletttänzerin um ihre Schultern. »Das klingt wie die gut einstudierte Rede eines Lüstlings, mit der er Frauen zu einer Liebelei verführt.«
    »Eine Verführung muss immer etwas Spontanes und Echtes haben. Nur dann funktioniert sie.« Er trat näher, nahm den Schal von ihren Schultern und wickelte ihn wie eine Schärpe zart um ihre Hüfte. Es fühlte sich wie eine Umarmung an. Mit seinen schlanken geschickten Fingern band er den Stoff zum schmucken Knoten. »So ist es besser. Griechischer«, raunte er.
    Seine Nähe beschleunigte Londons Pulsschlag, doch sie wich ihm nicht aus. »Und wie steht es um das Verantwortungsgefühl?«
    Er musterte sie mit kühlem Blick, und sie entdeckte in seinen klaren blauen Augen eine Entschiedenheit, die sie nicht
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