Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)
Autoren: Zoë Archer
Vom Netzwerk:
die Treppe herunterpoltern. Auch wenn der Anstand es eigentlich geboten hätte, beschloss Bennett, lieber nicht zu warten, bis der Mann auf die Straße herauskam.
    »Eine weitere Disziplin des Fünfkampfs ist das Laufen«, sagte Bennett noch, dann stürmte er davon. Er tastete nach der Passagierliste und überzeugte sich, dass sie auch nach dem Sprung noch in der Innentasche seiner Jacke steckte.
    Elena und ihr Mann wohnten in der Plaka, einem der ältesten Viertel Athens. Davon zeugten die verwinkelten Straßen, die offenbar nur zu dem Zweck existierten, Fremde in den Wahnsinn zu treiben. Wie Zuckerwürfel stapelten sich die weißen Häuser übereinander. Bennett hastete durch die engen gewundenen Gassen. Geschickt wich er mit Pistazienkörben beladenen Eseln aus. Aus Fenstern und Hauseingängen fielen Männer und Frauen in das Geschrei des deutschen Kapitäns ein. Diesen Spaß wollten sie sich keinesfalls entgehen lassen.
    Das war nicht ganz das, was die Klingen mit seiner Entsendung nach Griechenland beabsichtigt hatten. Das Telegramm hatte Bennett in Bukarest erreicht, wohin er gerade eine Quelle zurückgebracht hatte. Mittels des Medaillons mit dem Davidstern hatte man in der Mongolei während einer Schlacht zwischen Klingen und Erben einen Golem heraufbeschworen. Zusammen mit einigen anderen Klingen – darunter Gabriel Huntley und seine Frau Thalia, die inzwischen ebenfalls in den Bund aufgenommen worden waren – hatte Bennett dort eine alte asiatische Quelle gegen die Erben verteidigt. Nach einem harten Kampf hatten die Klingen ihre Mission erfüllt. Der Erbe Henry Lamb, dieses wandelnde Stück Kamelscheiße, war ums Leben gekommen. Sein Kumpan Jonas Edgeworth war zu seinem Vater zurück nach England geflohen. Die mongolische Quelle befand sich nun wieder wohl verwahrt in der Sicherheit eines Klosters tief in der Wüste Gobi.
    Um Bennetts Sicherheit war es deutlich schlechter bestellt. Der Deutsche holte auf und stürzte sich auf ihn. Flink tauchte Bennett unter den Armen des Mannes hindurch und rollte sich hinter dem Kapitän auf dem Boden ab. Der Deutsche schlug ins Leere und wurde von der Wucht seines eigenen Schlages nach vorn gerissen. Mit einem kräftigen Stiefeltritt in den Hintern verlieh Bennett ihm noch zusätzlichen Schwung.
    Dann hetzte er an einer Gruppe Männer vorbei, die auf einem Platz zusammenstand. Einer von ihnen hielt einen langen Gehstock in der Hand, damit ihm die unebenen Straßen der Stadt nicht zum Verhängnis wurden. Ohne innezuhalten, entriss Bennett dem Mann seinen Stock und ignorierte den entrüsteten Aufschrei.
    Er hastete ein paar steile Stufen hinunter und blieb auf den Fußballen wippend unten stehen. Keuchend rannte der Kapitän auf ihn zu. Wie einen Speer schleuderte Bennett den Gehstock mit einer geschmeidigen Bewegung gegen die Brust des wütenden Ehemanns. Der krümmte sich daraufhin nach vorn und rang nach Atem.
    »Speerwurf«, erklärte Bennett grinsend, »ist die dritte Disziplin.«
    Doch obschon er dunkelrot anlief, ließ sich der Kapitän nicht aufhalten. Mühevoll rappelte er sich auf und setzte die Verfolgung fort. Der Mann hatte Mumm. Bennett rannte weiter.
    Er war ein guter Agent der Klingen. Vor allem seine Fähigkeiten im Entziffern und Entschlüsseln alter und geheimer Schriften kamen ihnen oft zugute. Aber wenn es sein musste, ließ er sich auch nur zu gern auf eine Schlägerei ein. Es war unleugbar befriedigender, von Angesicht zu Angesicht gegen einen Mann zu kämpfen, als über einem verschlüsselten Manuskript der alten Azteken zu brüten.
    Wenn er diesen Deutschen nicht abhängte, drohte ihm ein Mordskampf. Er bezweifelte, dass ihm eine der orthodoxen Kirchen, an denen er vorbeistürmte, Unterschlupf gewähren würde. Ein schwarz gewandeter, bärtiger Priester stand auf einer der Kirchentreppen und schüttelte den Kopf. Der heilige Mann wusste bestimmt, dass Bennett gegen fast alle Gebote verstoßen hatte. Nun, wenigstens ehrte er Vater und Mutter, und er dachte eigentlich nie darüber nach, wie der liebe Gott wohl aussah. Zwei von zehn, gar nicht so schlecht.
    Bennett hörte das fröhliche Lärmen schon, bevor er die Taverne sah. An den Tischen davor saßen Männer, tranken Ouzo, aßen Tintenfisch und plauderten. Geschickt schnappte sich Bennett einen leeren Teller, blickte kurz über seine Schulter zurück und schleuderte ihn nach dem Kopf des Deutschen. Pech nur, dass der Kapitän just in diesem Augenblick über einen Korb stolperte – der Teller
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher