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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)
Autoren: Kelly McCullough
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verfaultes Brot gebissen, wie sie da stand und ärgerlich mit einem Zeh zappelte. Dass sie nicht geflohen waren, während ich außer Sichtweite war, verriet mir, dass die beiden, was immer sie sonst auch sein mochten, auf jeden Fall ziemlich verzweifelt waren. Sie brauchten mich. Und das war mehr als alles andere Grund für mich, ihnen zu helfen. Triss hatte recht gehabt. Meine Göttin mochte fort sein, aber ich war für alle Zeiten ihre Klinge, und auch, wenn ich nicht so genau wusste, was das in ihrer Abwesenheit für mich bedeutete, gehörte doch auf jeden Fall dazu, jenen zu helfen, die mich wirklich brauchten.
    »Wohin?«, grunzte Stal.
    »Folgt mir.« Ich ging zu dem kleinen Tor, das aus dem Hof hinaus und auf die Straße führte.
    »Nicht, ehe du uns mehr über dich erzählt hast«, widersprach Hera.
    »Wie wäre es damit?«, fragte ich, ohne meine Schritte zu verlangsamen. »Ich gehe. Und ich gehe jetzt, weil die verdammte Elite und ihre Untergebenen von der Krongarde in zehn Minuten, spätestens aber in einer halben Stunde über diesen Ort herfallen werden. Wenn ihr hier bleiben und auf sie warten wollt, bitte, es ist eure Entscheidung. Aber wenn ihr meine Hilfe wollt, dann kommt mit mir. Ihr habt die Wahl.«
    Hera murmelte etwas in Gossenkodamisch, das ich nicht verstand, aber es hörte sich rüpelhaft an. Und dann folgten sie mir.
    »Wir sind solch ein anmaßendes Verhalten nicht gewohnt«, beschied mir Stal.
    Ich antwortete nicht, und ich hielt nicht inne. Ich hatte Adel jedwelcher Art nie sonderlich geschätzt, und ich würde für die Dyade keine Ausnahme machen, nur weil sie sich besser schlugen als der größte Teil dieses Haufens übler Gestalten.
    In den Herrschaftshäusern Kodamias fanden sich Magiergabe und Vertrautengabe in verschiedenen Abstammungslinien, und ein Magier ohne einen Vertrauten war kein Magier. Der Mangel an anständigen Magiern zum Schutz des Stadtstaates hätte leicht zu dessen Untergang führen können.
    Stattdessen hatte er sich zu einem von Kodamias größten Aktivposten entwickelt. Wie sich herausgestellt hatte, kam es nicht darauf an, einen Vertrauten zu haben, sondern darauf, eine Vertrautenbindung zu schaffen, eine Paarung, die geeignet war, als eine Art Linse zur Fokussierung der Magie zu wirken. Folglich wurden die Kinder der magiebegabten Zaubererkaste Kodamias mit den Kindern der Kriegerkaste verbunden, die über die Vertrautengabe geboten.
    Weil beide Teile des Paares menschlich waren, war die Bindung fester als jede andere Magier-Vertrauten-Bindung auf der ganzen Welt. Zu fest für meine Verhältnisse. Die beiden wurden buchstäblich eins. Aber das ermöglichte es ihnen, zusammen mit der intensiven Ausbildung, Dinge zu vollbringen, von denen jede andere Magierschule nur träumen konnte.
    Die Straßen der Stolprer waren still, ungewöhnlich leer und dunkel. Um diese Zeit in der Nacht konnte man normalerweise kaum zehn Meter weit gehen, ohne ein paar Halber-Riel-pro-Nummer-Huren abwehren zu müssen. Aber nun waren sogar die Bettler und andere Gossenheimer verschwunden. Neuigkeiten wie die, die besagte, dass drei Eliteoffiziere umgekommen waren, verbreiteten sich schnell in einem Viertel wie dem Stolprer.
    An Wohnhäusern wie Tavernen waren die Fenster geschlossen, die Türen verbarrikadiert und alle Lichter gelöscht worden. Das einzige Licht stammte von den Sternen und dem Halbmond, aber deswegen fühlte ich mich kein bisschen weniger exponiert. Ich konnte die Augen spüren, die aus den Ritzen zwischen Fensterläden und durch diverse andere Löcher zu mir herauslugten. Ganz zu schweigen davon, dass der Lichtmangel den ruhelosen Toten ideale Jagdbedingungen bot. In der Kernstadt zeigten sie sich kaum, doch sollten welche in der Gegend sein, so würde diese tiefe Finsternis sie aus ihren Schlupflöchern locken.
    Die Dyade zu einer meiner Reserven zu führen, statt einfach in einer Wolke aus Schatten zu verschwinden, kam mir immer dümmer vor. Wahrscheinlich zum dutzendsten Mal sah ich mich zu der sich abmühenden Stal um und überlegte, wie viel einfacher mein Leben doch wäre, würde ich jetzt, auf der Stelle, einfach verschwinden. Wäre da nicht der Teil von mir, der wusste, dass ich irgendwann wieder in den Spiegel blicken müsste, um mich zu rasieren, hätte ich es vielleicht sogar versucht. So aber seufzte ich nur.
    »Was ist?«, fragte Hera in misstrauischem Ton. »Warum starrst du uns dauernd so an?«
    »Das hier   …« Ich wedelte mit ausholenden Bewegungen mit
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