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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02
Autoren: Walter Weil
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Seine Miene nahm einen ärgerlichen
Zug an - weiß der Teufel, was diese Schwarzwälder alles
ausheckten, wenn sie sich unbeaufsichtigt wähnten!
    Wenn
Berthold gewußt hätte, daß eigentlich Elisabeth von
Husen hinter dem Komplott steckte, dann wäre ihm der ganze Fall
nicht mehr so rätselhaft erschienen. Aber er ahnte nicht, daß,
wie so oft, auch hier der Zufall mit im Spiele war und der
Intrigantin zu Hilfe kam. Die Herrin von Husen hatte zwar die Idee,
Dietrich mit ihrer Tochter zu verheiraten, aber von Graf Max stammte
der Vorschlag, seinem Vasallen die Thiersburg zu übereignen.
Letzteres hatte ursprünglich nichts mit der ganzen Sache zu tun,
denn die Anregung dazu lag schon viel weiter zurück. Graf Max
hatte sich lediglich wieder daran erinnert. Nun paßte eins zum
andern und erschien den Beteiligten wie eine zwar ausgedachte, aber
höchst elegante Lösung des Problems.
    Aber
gerade, weil Max von Ortenburg dem Herzog die Rolle Elisabeths in dem
Spiel verschwiegen hatte, gelangte Berthold zu einem teilweise
falschen Bild von dem Anliegen des Grafen. Trotz seiner in langen
Jahren erworbenen Menschenkenntnis wurde er deshalb nicht von
Vorsicht geleitet, als er seine Entscheidung traf, sondern von einer
unzweckmäßigen Eile, mit der er die für ihn lästige
Angelegenheit hinter sich bringen wollte.
    Sein
Entschluß war gefaßt. Er erhob sich, um ihn in die Tat
umzusetzen. Er wollte jetzt gleich Dietrich in seine Kemenate rufen
lassen, um unter vier Augen ein ernstes Wörtchen mit ihm zu
reden. Zu guter Letzt würde er kraft seines hohen Standes dem
jungen Ritter die Heirat befehlen und ihm gleichzeitig, gleichsam als
Trost für den Zwang, die verwaiste Thiersburg als Domizil
anbieten. Er würde ihm klarmachen, daß die Vergabe des
Lehens untrennbar mit der Forderung verbunden sei, eine Burgherrin
heimzuführen. Ferner würde er ihm vor Augen halten, daß
man von einem frisch gebackenen Burgherrn erwarte, daß er sich
reibungslos an die Sitten und Gebräuche des Adels anpasse und
nicht länger gleich einem halben Bauern ein Leben führe,
wie man das vom niederen Volk gewöhnt war.
    Er
ahnte nicht, welch unliebsame Ereignisse er aus Unkenntnis der wahren
Sachlage damit für alle Beteiligten heraufbeschwor, insbesondere
so weit es die Zukunft von Ida, Dietrich und Adelheid von Husen
betraf. Er glaubte wirklich, das eigentliche Problem sei durch sein
Eingreifen aus der Welt geschafft.
    Die
Zeit drängte. Schließlich hatte er sich während
seines zu Ende gehenden Aufenthaltes in der Region noch darum zu
kümmern, daß die Aufstellung des Verteidigungsheeres
ordnungsgemäß vonstatten ging. Um das zu bewerkstelligen,
war an diesem Abend noch eine harte Nuß zu knacken! Es galt,
mit Urban von Geroldseck, dem Grafen Max von Ortenburg und Dietrich
ein heikles Gespräch zu führen. Er würde sie darauf
einschwören müssen, daß sie in der gemeinsamen
Heeresführung einander zu respektieren und angesichts der
drohenden Kriegsgefahr alles, was zurücklag, zu vergessen
hatten. Ein grimmiges Lächeln überzog sein Gesicht. Er
würde ihnen schon die Hölle heißmachen, wenn sie es
wagen sollten, seinen Ansichten Widerstand entgegenzusetzen! Er nahm
sich vor, jedem der drei Streithansel sofort über den Mund
fahren, wenn einer sich erdreisten würde, ihm zu widersprechen!
Sie sollten gefälligst ihre Animositäten zuhause lassen und
sich auf die Abwehr der Slawenbande konzentrieren. Im Vordergrund
durfte heute einzig und allein die Heeresorganisation stehen, das
würde er ihnen einbleuen!
    Damit
hätte er dann seine Pflicht als Herzog und Herr der Mortenau
nahezu erfüllt, und schon in Kürze würde er alles
Nötige für den Schutz der Region vorbereitet haben. Bereits
in drei oder vier Tagen konnte er wieder auf dem in die südliche
Richtung weisenden Heimweg sein - auf dem Weg nach Burgund, wo seine
eigentlichen Interessen lagen.
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