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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02
Autoren: Walter Weil
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Tagesritten dürften sie die Nordgrenze der
Mortenau erreicht haben."
    Berthold
nickte bedächtig. "Wir haben also noch etwas Zeit für
die Vorbereitungen. Und was wünscht König Philipp von mir?"
    "Ich
habe dazu keine Anweisung bekommen, es fiel lediglich die Bemerkung,
Ihr würdet selbst wissen, was zu tun sei."
    "Was
zu tun ist, weiß ich wohl. Aber ob ich dazu verpflichtet bin,
ist eine andere Frage. Die Vereinbarung, die ich mit Philipp
getroffen habe, spricht eine klare Sprache. Ihr wart ja einer der
Unterhändler, also wißt Ihr auch, daß ich mir
ausbedungen hatte, nicht in Philipps Händel mit dem Welfen Otto
verstrickt zu werden, oder habt Ihr das schon vergessen?"
    "Natürlich
nicht. Und König Philipp weiß es zu schätzen, daß
Ihr der für Euch vorgesehenen Königswahl in Andernach
ferngeblieben seid. In Anerkennung Eurer weisen Entscheidung hat er
Euch ja auch Reichsgut und Vogtei zu Schaffhausen und dreitausend
Mark zugesagt. Erlaubt deshalb, daß ich Euch daran erinnere,
daß Ihr im Gegenzug neben der Huldigung ein
Beistandsversprechen abgegeben habt!"
    Der
Herzog, derart in die Enge getrieben, maß sein Gegenüber
mit finsterem Blick. "Ich erlebte Euch vor wenigen Jahren als
einen offenen und zugänglichen Verhandler, verehrter Graf.
Inzwischen scheint Ihr Euch auf Haarspaltereien verlegt zu haben!"
    "Durchaus
nicht, Hoheit. Mir liegt in diesem Augenblick einzig und allein das
Wohl unseres Landes am Herzen, und die Situation gebietet, daß
alle zusammenstehen. Gemeinsamkeit ist jetzt gefragt!"
    "Ach!
Wo seht Ihr in unserem Reich noch Gemeinsamkeit? Ich sehe nur Hader,
Intrigen und Machtgier. Solange die führenden Edlen des Reiches
es nicht vorleben, gibt es keine Gemeinsamkeit. Und was mein
Beistandsversprechen für den Staufer Philipp betrifft - das
beschränkt sich auf rein politische Hilfe. Von militärischer
Unterstützung war nie die Rede!"
    "Nun,
was Ihr damals mit König Philipp unter vier Augen ausgemacht
habt, ist mir nicht bekannt. Aber den Menschen in der Mortenau nutzen
solche geheimen Absprachen jetzt wenig. Im Angesicht eines
angriffsbereiten feindlichen Heeres sollten sie schon wissen, wie sie
sich schützen können."
    Der
Herzog gab darauf keine Antwort. Er erhob sich und ging mit auf dem
Rücken verschränkten Armen nachdenklich hin und her.
Inzwischen nahm Graf Gerhard eine Pastete von der winzigen Tafel und
begann, hungrig wie er nach dem langen Ritt war, sie
hinunterzuschlingen. Dazu trank er durstig von dem bereitgestellten
Wein. Zwischendurch beobachtete er wortlos seinen auf und ab
wandernden Gesprächspartner, der offenbar angestrengt nachdachte
und wohl versuchte, in der Sache mit sich ins reine zu kommen.
    Endlich
schien Berthold einen Entschluß gefaßt zu haben. "Also,
Graf, irgendwie müssen wir uns einigen, das ist mir klar. Ich
werde das Gerichtsverfahren einstellen, und ich denke, der Herrgott
wird es mir nicht übelnehmen, wenn es auf diese Weise endet.
Sodann werde ich einen Heerführer bestellen, der die wehrfähigen
Männer der Region sammelt und zu den Waffen ruft."
    "Wollt
Ihr Euch nicht selbst an die Spitze stellen?"
    Der
Herzog blickte den Grafen einen Moment lang durchdringend an, ehe er
antwortete. "Das werde ich nicht tun. Wie ich schon andeutete,
versicherte ich Philipp gegenüber, keine Ansprüche auf die
Kaiserwürde zu erheben, um die es ja letztendlich geht. Dafür
forderte ich von ihm, hinsichtlich des Thronstreites in Ruhe gelassen
zu werden. Philipp hat zugestimmt. Daß ich gerade jetzt hier in
der Region bin, ist allein dem lästigen Prozeß
zuzuschreiben. Meine Interessen konzentrieren sich in diesen Zeiten
auf Burgund. Die Verteidigung der Mortenau muß die hiesige
Ritterschaft selbst in die Hand nehmen. Und sollte sie am Ende in
Bedrängnis geraten, was ich nicht hoffe, dann muß König
Philipp eingreifen. Er kämpft schließlich um den Thron,
nicht ich!"
    "Eine
klare Absprache vermeidet Probleme, das ist schon richtig",
sagte der Graf bedächtig. "Aber was sich mit dem Eindringen
von Ottos Söldnerheer anbahnt, kann für uns zum
Überlebenskampf werden. Da zählen frühere Abmachungen
wenig."
    Langsam
keimte in dem Herzog der Verdacht auf, daß König Philipp
den Grafen eben doch angewiesen habe, ihn, Berthold, in die
herzogliche Pflicht zu nehmen.
    "Ich
verstehe schon, worauf Ihr abhebt", sagte er heftig. "Es
ist nicht das erste Mal, daß die Interessen eines Königs
denen seines höchsten Vasallen entgegenstehen. Einer, der das
schmerzhaft
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