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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02
Autoren: Walter Weil
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zu spüren bekam, war zu Zeiten des Kaisers Friedrich
der Welfe Heinrich der Löwe. Aber Philipp ist kein Barbarossa,
vergeßt das nicht!"
    Graf
Gerhard zog es vor, darauf nicht zu antworten. Er überging
diesen heiklen Punkt und lenkte ein: "Eile tut not. Wenn Ihr
einen Heerführer berufen wollt, so sollte das bald geschehen."
    "Gewiß,
falls diese Slawenhorde tatsächlich in die Mortenau einfällt,
muß bis dahin das Verteidigungsheer stehen. Aber noch ist es
nicht so weit, daß jeder zu den Waffen greifen muß. Wißt
Ihr denn, ob das feindliche Heer überhaupt bis hierher
vordringt?"
    "Das
weiß natürlich niemand so genau", entgegnete Graf
Gerhard in bewußt ruhigem Ton. "Aber nach allem, was uns
zugetragen wurde, müssen wir damit rechnen. Auszuschließen
ist es jedenfalls nicht!"
    Er
hatte gemerkt, daß er den Herzog nicht allzu sehr reizen
durfte, andererseits mußte er jedoch auch die Wünsche
seines Königs im Auge behalten.
    Berthold
hatte sich wieder auf seinen Sitz fallen lassen. "Schön,
wir wissen es nicht, müssen aber gewärtig sein, angegriffen
zu werden. Das wolltet Ihr doch mit Eurem Einwand sagen, nicht wahr?"
    Der
andere nickte. "So ist es."
    "Also
gut, dann werde ich heute noch einen der anwesenden Edelleute
beauftragen, die Verteidigung zu organisieren und die Slawen zu
stellen - wenn sie denn kommen."
    "Habt
Ihr jemand Bestimmten im Sinn?"
    "Ich
denke, das Graf Urban von Geroldseck das Amt übernehmen soll. Er
hat sich heute gegen den jungen Dachs wacker geschlagen und hat auch,
wie ich sah, allerhand Rückhalt im Volk, das vielleicht den
Blutzoll bezahlen muß. Graf Max von Ortenburg und dessen Vasall
Dietrich werde ich ihm beiordnen, damit er nicht meint, mit dem Amt
das Recht zu erwerben, seine geheimen Eroberungspläne
durchzusetzen. Schließlich ist es bis zu mir ins ferne Bern
durchgedrungen, daß er die Grafschaft des Ortenburgers
schlucken möchte. Deshalb will ich sie beisammen sehen, damit
sie sich gegenseitig in Schach halten. Und zusammen sollen sie die
wehrfähigen Männer der Region sammeln und ein
schlagkräftiges Heer aufbauen. Wie Ihr seht, braucht man mich
dazu nicht, zu viele Köche verderben ohnehin den Brei!"
    Der
Herzog lachte, wirkte aber auf den Gast etwas verlegen, doch zog
dieser es vor, auf Bertholds letzte Bemerkung nicht einzugehen.
    "Wenn
Ihr meint, das Triumvirat der Männer, die Ihr eben nanntet, kann
die schwere Aufgabe lösen, dann werde ich dem König die
beruhigende Nachricht überbringen."
    "Nun",
sagte Berthold gedehnt, "ob ihn die bloße Tatsache der
Ernennung einer Heeresführung beruhigt, wage ich zu bezweifeln.
Die Bewährung für die drei Herren kommt erst später.
Was ich ausdrücken wollte, und das sollt Ihr vor den
König bringen, ist, daß meine Mannen in der Mortenau
gewappnet sein werden, falls der Ernstfall eintritt. Ob ich
leibhaftig die Vorbereitungen hierzu überwache oder es den von
mir bestimmten Rittern überlasse, das ist allein meine
Angelegenheit. Philipp wird mich ja wohl nicht der Drückebergerei
verdächtigen. Schließlich habe ich schon oft genug
bewiesen, daß ich persönlich zuschlage, wenn es not tut.
Ich erinnere hier an den Burgunderaufstand, den ich niederwarf, oder
an den Kriegszug gegen den Bischof von Lausanne - das sind nur zwei
von vielen Fehden unter meiner Führung, in denen ich die Feinde
das Fürchten lehrte. Nicht umsonst nannten sie mich den
grausamen Herzog! An Kampfbereitschaft mangelt es mir also nicht,
aber die Gelegenheiten dazu suche ich mir selber aus. Diese Nachricht
sollt Ihr überbringen - denn es ist nicht Euer Amt, den König
zu beruhigen, zumal dazu überhaupt noch kein Anlaß
besteht!"
    Graf
Gerhard schluckte die Zurechtweisung und wurde abermals förmlich.
"Gut, Hoheit, dann werde ich es dem König so bestellen, wie
Ihr es wünscht."
    Auf
des Herzogs Gesicht erschien ein Lächeln, und unvermittelt
wirkte er wieder so gelöst und leutselig wie zu Beginn, als
hätte die wachsende Spannung zwischen ihm und seinem
Gesprächspartner nie existiert. "Na also, Gerhard, dann
sind wir uns ja wieder einmal einig! Wie ist es, Ihr könnt heute
wohl nicht mehr zurückreiten, habe ich recht?"
    "Ja,
das...wären wohl zuviel der Strapazen", sagte der andere
zögernd.
    "Na,
dann werde ich den Burgherrn bitten, für Euer Wohlergehen zu
sorgen und Euch ein bequemes Nachtlager zur Verfügung zu
stellen. Heute abend setzen wir uns mit ihm und den anderen beiden
zusammen und besprechen bei einem guten Mahl und einem Becher
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