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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02
Autoren: Walter Weil
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entsprechenden Bemerkung ansetzte, fuhr ein Windstoß in
den Kamin und trieb eine Rauchwolke in den Raum. Die Burgherrin eilte
zu einem der Fenster und riß den Laden auf, um den Rauch
abziehen zu lassen, wobei der Wind ihr einen Schwall Schnee vor die
Füße warf.
    „ Den Rest kannst du dir
fast schon denken, Roland“, fuhr Heinrich schließlich
fort, nachdem er hastig noch ein paar kräftige Schlucke genommen
hatte, während Elisabeth mit ihrer Fensteröffnung
beschäftigt war. „Egeno durchforschte mit seinen Männern
lediglich die Ställe. Offenbar suchte er nach Dietrichs Rappen,
der ja nicht zu verwechseln ist, wegen seiner Größe und
seinem kohlschwarzen Fell. Nachdem sie nichts fanden, gingen sie im
Burghof umher und entdeckten das Tor hinter dem Roßstall, das
zu dem Fluchtweg führt, den Dietrichs Schar genommen hatte. Ein
Blick auf den zertrampelten Boden des schmalen Absatzes jenseits der
Mauer zeigte ihnen, daß hier zuvor etliche Menschen und Rosse
ihre Fährte hinterlassen hatten.“
    „ O ja“, sagte Werner
von Husen, wobei er die rechte Hand in Kopfhöhe hin und her
drehte, um die Bedeutung seiner Bemerkung zu unterstreichen. „Das
haben sie sich sehr genau angesehen. Sehr genau! Wer weiß, ob
dabei unser Schicksal nicht erneut am seidenen Faden hing!“
    „ Ach, das glaube ich
nicht“, entgegnete Heinrich wegwerfend, und fuhr dann betont
gelassen fort: „Egeno wollte nur noch wissen, wie die
Flüchtlinge die Kluft überwunden hätten. Wir sahen
keinen Grund mehr, es ihm zu verheimlichen. Danach wechselte er mit
dem Krieger namens Erdmann flüsternd ein paar Worte. Kurz darauf
beendete er die Suche, verließ die Burg und zog mit allen
seinen Mannen ab.“
    „ Was mich immer noch
wundert“, sagte Werner von Husen, „ist die Tatsache, daß
sie es plötzlich so eilig hatten, fortzukommen.“
    Heinrich pflichtete
ihm mit einem Kopfnicken bei und sagte nachdenklich: „Darauf
kann ich mir auch keinen Reim machen. “
    *
    Gleich,
nachdem der Knappe sie verlassen hatte, war auch Dietrich mit seiner
Schar wieder aufgebrochen. Um zu vermeiden, daß die Pferde
auseinanderliefen und das eine oder andere sich gar selbständig
machte, hielt Giselbert jetzt zwei der Packpferde am Zügel und
bildete den Schluß der Kolonne, während Dietrich an der
Spitze das dritte Saumroß mit sich führte. Zwischen ihnen
ritten schweigend die beiden Frauen mit dem Kind.
    Seit
Roland fort war, hatte sich der Himmel mehr und mehr mit Wolken
überzogen, bis schließlich dunkelgraues dichtes Gewölk
den Tag zur Nacht zu machen schien. Alle hatten sich in ihre Mäntel
gehüllt, denn die balsamisch warme Frühlingsluft war
jählings einer ungemütlichen feuchten Kälte gewichen.
Sie wurde herangetragen von einem mehr und mehr auffrischenden Wind,
der plötzlich umgesprungen war und jetzt von Norden kam und von
den in dieser Höhenlage nicht sehr dicht stehenden Bäumen
kaum abgehalten wurde.
    Dietrich
hob mißmutig den Kopf zu den düsteren, wie geballter Rauch
daherziehenden Wolken, aus denen bereits einzelne Schneeflocken
herabschwebten. Er zügelte sein Roß, das stampfend auf der
Stelle trat und dabei leise schnaubte, daß die Atemluft
dampfend vor seinen Nüstern aufstieg. Das hinterher trottende
Saumroß riß den Kopf empor und stoppte hart an der
Hinterhand seines Vordermannes.
    „ Ruhig,
Titus“, murmelte Dietrich und tätschelte seinem Streitroß
sanft den Hals. „Es sieht so aus, als müßten wir uns
eine Unterkunft verschaffen. Wer weiß, was da gleich von oben
herabkommt!“
    Inzwischen
waren auch die anderen herangekommen und hielten ebenfalls an.
Dietrich deutete zum Himmel und dann auf eine etwa einen Pfeilschuß
entfernte Stelle, etwas abseits ihrer Marschrichtung, wo dichtes
Jungholz die hohen Tannen ablöste.
    „ Wir
müssen uns schützen, denn es sieht nach einem Unwetter mit
allerhand Schnee aus. Dort drüben können wir uns eine Art
Dach über dem Kopf verschaffen.“
    Die
Schneeflocken fielen dichter. Als sie das Dickicht erreicht hatten
und abgesessen waren, hieben Dietrich und Giselbert in aller Eile
zahlreiche längere Tannenzweige von den jungen Stämmen. Sie
befestigten sie notdürftig als schützendes Dach in
Mannshöhe zwischen den dicht ineinander greifenden Ästen
der Jungbäume. Von dem übrigen Tannenreisig bereiteten sie
ein Lager, auf dem die Frauen und das Kind es sich einigermaßen
bequem machen konnten. Zugedeckt mit den mitgeführten
Steppdecken, konnten sie nun ausharren, bis
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