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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02
Autoren: Walter Weil
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wir ausgesetzt waren, als er sich mit seinen Leuten
aus dem Staub machte!“ meldete sich des Burgherrn Gemahlin mit
spitzem Unterton.
    Roland sprang auf,
und der eben noch ruhig daliegende Hund hob ruckartig den Kopf.
    „ Was redet Ihr denn,
Mutter!“ rief Roland zornig. „Dietrich hat sich nicht aus
dem Staub gemacht. Schließlich ist er für das Wohl seiner
Herrin und ihres Sohnes verantwortlich und mußte sich für
die Weiterreise entscheiden. Und wie ich sehe, war seine Überlegung,
daß Egeno von Geroldseck dadurch von der Husenburg ablassen
würde, richtig, oder etwa nicht?“
    Er blickte mit
zornblitzenden Augen von einem zum anderen.
    „ Gemach, gemach, Sohn“,
ergriff Werner von Husen erneut das Wort und gebot Roland mit einer
theatralisch anmutenden Geste, sich wieder zu setzen. „Ganz
unrecht hat deine Mutter nicht. Wir waren wirklich in großer
Gefahr, und leicht hätte es sein können, daß du bei
deiner Rückkehr anstelle unserer stolzen Burg nur noch rauchende
Trümmer vorgefunden hättest!“
    Da Roland hierauf
nichts zu erwidern wußte, herrschte für einige Augenblicke
nachdenkliches Schweigen. Er setzte sich wieder, während
Elisabeth von Husen vor den Kamin getreten war und mit verschränkten
Armen in die knisternden Flammen starrte. Der Hund nahm wieder seine
frühere Stellung ein.
    „ Ja, ja, Junge“,
sagte der Burgherr in die Stille hinein. „Viel hätte
wahrlich nicht gefehlt, und es wäre um uns geschehen gewesen.“
    Er warf seinem
Waffenmeister einen vielsagenden Blick zu und nickte
bedeutungsschwer. „Ich weiß nicht, ob wir noch hier und
die Burg noch heil wäre, wenn uns nicht das Glück zur Seite
gestanden hätte, nicht wahr, Heinrich?“
    Der große,
massige Waffenmeister mit seinem schwarzen Kraushaarkopf nickte
zustimmend. „Ja, das ist wohl wahr! Ich will Eurem Sohn
erzählen, was geschah, nachdem Dietrich mit seinen Leuten die
Burg verlassen hatte.“
    Zunächst jedoch
griff er bedächtig nach seinem mit Bier noch halbgefüllten
Becher, den er vor sich stehen hatte, und leerte ihn mit einem
gewaltigen Zug. Dann gab er einen Seufzer von sich und stellte den
Becher wieder auf die Tafel zurück. Er sah nicht, wie Elisabeth
ihn beobachtet hatte und jetzt mit mißbilligender Miene die
Augenbrauen hochzog, sondern wandte sich Roland zu.
    „ Es war ja noch früher
Morgen, als ihr aufgebrochen seid“, begann er endlich in dem
ihm eigenen schleppendem Tonfall. „Anschließend begab ich
mich zusammen mit deinem Vater zum Torbau. Die Zugbrücke war
natürlich hochgezogen. Jenseits des Burggrabens aber war unter Führung Egenos von Geroldseck ein beachtlicher Heerhaufen
aufmarschiert. Anscheinend war seine Verwundung, die ihm Dietrich auf
der Fähre zugefügt hatte, nicht so schlimm, wie es wohl
ursprünglich aussah. An der Spitze seiner Scharen forderte
der junge Geroldsecker, daß wir die Burg öffnen sollten,
andernfalls würde er keinen Stein auf dem anderen lassen.“
    Werner von Husen
mischte sich ein. „Ja, Sohn, das war eine üble Botschaft,
die er mir da an den Kopf schleuderte. Und es war keine leere
Drohung, das darfst du mir glauben!“
    Heinrich, der sich
nicht aus der Ruhe bringen ließ, ergriff wieder das Wort. „Du
mußt wissen, Roland, die wehrfähige Besatzung unserer Burg
zählt, deinen Vater mit eingerechnet, ganze sechzehn Mann. Das
Heer des Feindes dagegen bestand aus rund zweihundert Mann Fußvolk
und zusammen mit den ursprünglichen Belagerern aus nahezu
hundert Berittenen. Darunter befand sich ein gutes Dutzend
kampferprobter Ritter! Außerdem zählten wir mindestens
zwanzig für den Einsatz vorbereitete Sturmleitern, die der Feind
zur Überwindung unserer Mauern bereithielt.“
    „ Es sah ganz böse aus
für uns“, warf der Burgherr mit wichtiger Miene ein.
„Egeno hätte nur an einigen Stellen massierte Kräfte
einzusetzen brauchen, und unsere dünne Verteidigungslinie auf
der Ringmauer wäre auseinander gerissen worden. Dann hätten
seine Krieger seelenruhig an einem ungedeckten Abschnitt über
die Mauer klettern können, nicht wahr, Heinrich?“
    Der Waffenmeister
nickte bedeutungsschwer, ehe er in rauhem Ton seinen Bericht
fortsetzte. „Um es kurz zu machen - gegen diese Übermacht
hätten wir wenig ausrichten können, das wurde uns sehr
schnell klar. Also befolgten wir den Rat, den Dietrich uns gab. Dein
Vater schlug Egeno vor, ihn mit einer Bedeckung von zehn Mann in die
Burg zu lassen, damit er sich mit eigenen Augen davon
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