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Die Klassefrau

Die Klassefrau

Titel: Die Klassefrau
Autoren: Martin Michelle
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der langsam wieder zu Atem kam. »Es geht mir gut. Wirklich. Und ich bin harmlos. Absolut harmlos.«
    »Mike bekommt nie wieder einen zusätzlichen freien Tag, solange er lebt«, murmelte Mallory, während sie auf das Büro zustrebte und sich die Handschuhe von den Händen zog. »Kommen Sie, wir werden nass.«
    »Das haben Sie auch schon bemerkt?«
    Mallory würdigte ihn keiner Antwort. Artig trottete Peter ihr nach und betrachtete ihren instinktiv selbstsicheren Gang, die Spannung in ihren Schultern und die weiße Haut ihres Nackens. Warum sie? Was könnte er ihr geben? Und was könnte sie ihm geben? War es nichts weiter als eine zufällige Laune der Götter, oder gab es wirklich eine Zukunft mit dieser Frau, die zwar gut mit Maschinen, aber nicht mit Menschen umgehen konnte?
    Sie marschierte zurück ins Büro, ohne sich die Mühe zu machen, ihm die Tür aufzuhalten, setzte sich an den Schreibtisch und füllte die Formulare vollends aus. Er nahm wieder ihr gegenüber Platz und beobachtete ihr Gesicht, während sie schrieb. Wenn sie etwas weniger mürrisch dreinblicken würde, könnte man sie durchaus als attraktiv bezeichnen. Ihre Brauen waren dunkel und hübsch geschwungen über diesen verblüffend blassgrünen Augen. Ihre Nase war eher lang und fein geschnitten. Sie besaß ein faszinierendes Gesicht, ein Mosaik aus Flächen und Erhebungen, die bei jeder Veränderung des Lichteinfalls oder des Blickwinkels stärker hervortraten oder abgeschwächt wurden, was sie jedes Mal vollkommen anders aussehen ließ.
    »Und ich dachte, wir gehen Hand in Hand am Strand entlang, und die Wellen umspülen unsere Füße«, sagte Peter sich. »Wann werde ich jemals lernen, nicht alles als selbstverständlich hinzunehmen?«
    Mallory warf ihm einen sonderbaren Blick zu, ehe sie die Papiere über den Tisch schob. »Ich kann Ihnen erst morgen sagen, was es kostet. Soll ich Sie im Büro anrufen?«
    »Das wäre prima«, sagte Peter und überflog die Auftragsbestätigung. Ihre Handschrift war gut lesbar, sicher und kontrolliert. Nur die eine oder andere schwungvolle Schleife bei einem G oder einem Y ließ auf ihre Fähigkeit für leidenschaftliche, vielleicht sogar für tiefe Gefühle schließen. Er unterschrieb das Formular. »Sagen Sie, Ms. Atkinson, mögen Sie eigentlich Kinder?«
    Mallory starrte ihn an, als versuchte sie im Kaffeesatz zu lesen. »Ich habe grundsätzlich nichts gegen sie. Warum?«
    »Welche Sorte Doughnuts mögen Sie am liebsten?«
    »Glasierte, aber -«
    »Essen Sie gern chinesisch?«
    »Ja, aber -«
    »Gut«, sagte Peter und stand auf, »möglicherweise klappt es trotzdem.«
    » Was klappt möglicherweise trotzdem?«, fragte Mallory stirnrunzelnd, und stand ebenfalls auf.
    Peter lächelte unergründlich. »Kann ich von hier aus ein Taxi rufen?«
    »Bedienen Sie sich«, sagte Mallory und schob ihm das Telefon gemeinsam mit der Visitenkarte eines Taxiunternehmens zu. Offenbar hatte sie es eilig, ihn endlich loszuwerden. »Ich mache mich wieder an die Arbeit. Auf Wiedersehen, Inspector Drake.«
    »Nennen Sie mich ruhig Peter.«
    »Nicht mal, wenn Sie meine Zehen in Knoblauchbutter rösten.«
    Peter lachte in sich hinein, während sich die Tür mit einem lauten Knall hinter ihr schloss. Trotz ihrer Übellaunigkeit hatte sie so etwas wie Humor. Es wurde immer spannender.
    Er rief das Taxiunternehmen an und erfuhr, dass er mindestens fünfzehn Minuten warten musste. Also setzte er sich auf Mallory Atkinsons Schreibtisch, ließ ein Bein baumeln und lauschte dem leisen Klopfen seines Absatzes, der rhythmisch gegen den Schreibtisch stieß.
    Was nun? Er könnte zum Beispiel einfach mit seiner täglichen Arbeit fortfahren, abends in einem Restaurant etwas essen gehen und danach einen Club aufsuchen. Er könnte sogar zum Strand fahren, aber keine der Frauen, die er möglicherweise dort treffen würde, würde dasselbe Leuchten in seinem Inneren hervorrufen wie Mallory Atkinson, als sie unter seinen Wagen gekrochen war, um sich das Fahrgestell anzusehen. Sie war die Frau, die ihm seine sieben Träume prophezeit hatten. Seine zukünftige Ehefrau. Peter schüttelte verwundert den Kopf.
    »Ich hätte bei meinen Football-Wetten bleiben sollen«, sagte er laut.
    Als Erstes musste er mehr über seine Braut in Erfahrung bringen, wofür sich das Büro als durchaus nützlich erweisen könnte. Natürlich hatte er keinen Durchsuchungsbefehl, aber was Mallory Atkinson nicht wusste, würde ihr auch nicht weh tun. Er begann mit dem
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