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Die Klassefrau

Die Klassefrau

Titel: Die Klassefrau
Autoren: Martin Michelle
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gegenseitig zu verpfeifen. Gegen drei Uhr nachmittags konnten Peter und Consuela die Chinesen und die Organisation von Mr. Monaghan ausschließen und sich auf die gemütliche kleine Welt von Al Dinetti konzentrieren.
    Natürlich hegten sie keinerlei Hoffnung, Mr. Dinetti selbst wegen Mordes an einem mickrigen und unglaublich dämlichen Buchmacher einlochen zu können. Wenn sie ihm zu dicht auf den Pelz rückten, würde er ihnen irgendeinen Handlanger zum Fraß, sprich zur Verhaftung vorwerfen. Aber vielleicht stießen sie ja im Laufe ihrer Ermittlungen auf einen größeren Fisch. Schließlich hätte auch nie jemand geglaubt, dass Al Capone jemals wegen Steuerhinterziehung mit dem Gesicht nach unten in einem Fluss treiben würde!
    Den Rest des Tages brachten Peter und Consuela damit zu, noch einmal durchzugehen, was sie bisher über den Amokschützen mit der Uzi zusammengetragen hatten, eine höchst deprimierende Arbeit. Um halb fünf bestellte Peter ein Taxi trotz Consuelas Angebot, ihn in ihrem Käfer zu Gutenbergs zu bringen.
    Um viertel vor fünf bemerkte er, dass seine Handflächen feucht geworden waren. Zwei Minuten vor fünf war seine Kehle unerklärlicherweise wie ausgedörrt, als er aus dem Taxi stieg, den Fahrer bezahlte und zum Büro der Autowerkstatt ging.
    Peter öffnete die Tür und fuhr entsetzt zusammen, als er den Mann hinter dem Schreibtisch sitzen sah. Mike – es musste sich um Mike handeln – war in den Fünfzigern, so kahl wie ein Babypopo, klein, stämmig und besaß ein zerfurchtes Gesicht. Peter hätte ihn für einen der Schlägertypen gehalten, mit denen er im Laufe des Tages zu tun gehabt hatte, wäre da nicht der verschmitzte Ausdruck in den großen brauen Augen gewesen, der in krassem Gegensatz zu seinem beängstigendem Äußeren stand.
    »Mr. Drake?«, erkundigte er sich fröhlich.
    Peter lachte. Das war genau die Art Frohnatur, die Mallory beschäftigen musste , um ihre Kunden bei Laune zu halten. »Hatten Sie schon mal das Gefühl, dass die Marx Brothers für Ihr Schicksal verantwortlich sind?«
    »Nein«, erwiderte Mike grinsend. »Ich dachte immer, es müssen die Keystone Cops aus der Stummfilmzeit mit ihren wunderbaren Verfolgungsjagden sein. Ich bin Mike Gramble.«
    »Peter Drake«, sagte Peter und streckte die Hand aus, die in der riesigen Pranke des anderen Mannes verschwand. »Boxen Sie?«
    »Ein wenig. Ich war mehr für Wrestling. Ist irgendwie mit mehr Körpereinsatz. Ich habe Ihren Papierkram schon fertig. Ihr Wagen ist so gut wie neu. Wanda hat noch einen Ölwechsel gemacht, weil sie sich genauer mit BMWs beschäftigen will und Übung brauchte.«
    »Wanda?«
    »Unsere Teilzeitmechanikerin. Sie macht nur die Ölwechsel, wechselt das Kühlwasser und solche Sachen. Wir haben auch noch eine Collegestudentin, die nachmittags die Autos wäscht und wachst.«
    »Es ist also kein Ein-Frau-Betrieb.«
    »Mallory kennt ihre Grenzen … meistens jedenfalls«, meinte Mike und gab Peter die Rechnung.
    Peter stellte mit einiger Belustigung fest, dass Mallory vierundachtzig Dollar unter ihrer Schätzung geblieben war, und begann, einen Scheck auszustellen.
    »Kann ich wohl kurz mit Mallory über die Reparatur reden, ich meine, mit Ms. Atkinson?«, fragte er beiläufig, zumindest versuchte er es.
    »Tut mir Leid, aber Mallory, ich meine, Ms. Atkinson, ist schon gegangen.
    »Was?«, fragte Peter, ohne sich die Mühe zu machen, seine Enttäuschung zu verbergen.«
    »Sie hat den ganzen Tag wie eine Besessene gearbeitet. Um halb fünf war sie fertig und ist wie von Furien gehetzt aus der Werkstatt verschwunden. Ich hatte das Gefühl, dass sie unbedingt jemandem aus dem Weg gehen wollte … ich meine, etwas .«
    Peter musterte den älteren Mann aufmerksam. »Wie lange arbeiten Sie schon für sie?«
    »Vier Jahre. Seit dem Tag, als sie die Werkstatt eröffnet hat.«
    »Wo um alles in der Welt hat sie Sie bloß aufgegabelt?«
    Mike lachte. »In der Gosse.«
    »Wie war das?«
    »Also, in Wahrheit war es im Foyer des Apartmentgebäudes, in dem sie damals gewohnt hat«, sagte Mike leichthin. »Ich war damals ein Säufer. Kein Alkoholiker, so kultiviert war ich nicht. Ich war ein Säufer. Aber so blau ich damals auch war, ihren alten Porsche fand ich absolut klasse. Ich musste immer wieder hin und ihn mir aus der Nähe ansehen. Tja, sie hat das mitgekriegt, also haben wir uns ab und zu über Autos unterhalten. Eines Nachts bin ich im Foyer dort bewusstlos geworden und am nächsten Morgen in einer sehr
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