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Die Klassefrau

Die Klassefrau

Titel: Die Klassefrau
Autoren: Martin Michelle
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heute seine zukünftige Frau finden. Er würde sie erkennen, sobald er sie sah. Mehr brauchte er nicht zu wissen.
    Wütendes Hupen hinter ihm brachte Peter zurück auf den Boden der Tatsachen. Er legte den Gang ein und setzte seine Fahrt zum Dienst fort. Zwei Blocks von der Bryant Street entfernt hielt er vor Leftys, einem Schnellimbiss, und bestellte drei Dutzend Doughnuts. Aufmerksam musterte er Marilyn, die junge Frau, die ihm die Tüten und sein Wechselgeld durchs Autofenster reichte, ohne jedoch das Geringste dabei zu empfinden. Also dankte er ihr und fuhr weiter. Vor Ginas Schnellreinigung parkte er, holte den Anzug und die Hemden ab, die er am Montag vorbeigebracht hatte, und warf einen prüfenden Blick auf die Frau, die hinter dem Tresen stand. Dann ging er zurück zu seinem Auto, legte die Kleidungsstücke in den Kofferraum und fuhr weiter.
    »Der Inspector hat euch etwas mitgebracht!«, rief er durch den Flur und warf Sergeant Maggie Flynn eine der Tüten zu. Sie hatte das Zeug dazu eine tolle Ermittlerin zu werden, aber bestimmt nicht seine Frau. Eine zweite Tüte gab er Captain George Bennett, dem dicksten, härtesten, schwärzesten und klügsten Beamten dieser und auch jeder anderen Polizeidienststelle (»Geben Sie den anderen aber was davon ab, Georgie.«), während er die dritte Tüte festhielt, als sich Kollegen um ihn scharten und lautstark um Kokos-, Schokoladen- und Marmeladen-Doughnuts bettelten.
    »Zurück mit euch! Ich habe eine Pistole und weiß, wie man sie benutzt!«, übertönte er den Lärm, ehe er sich an ihnen vorbei in sein Büro schob, die Tür zuschlug und sich vorsichtshalber dagegen lehnte, um die Meute davon abzuhalten, sein Zimmer zu stürmen.
    »Du hast Frühstück mitgebracht?«, staunte seine Partnerin mit erhobenen Augenbrauen. »Ich glaube, ich habe mich gerade in dich verliebt. Her damit.«
    »Oh, du hoffnungslose Romantikerin.« Peter grinste, als er die Tüte vor Inspector Consuela Herrera auf den Schreibtisch fallen ließ. »Was würde wohl dein Ehemann dazu sagen?«
    »Er würde dich fragen, warum du keine von diesen Zimtbrötchen mitgebracht hast«, erwiderte Consuela schlagfertig, während sie in der Tüte wühlte. »Ah! Einer mit Zitronencremefüllung. Du liebst mich doch, Peter.«
    »Du kannst mir deine ganze Zuneigung schenken, sobald Ernesto aufhört, als Hobby Gewichte zu stemmen. Gibst du mir bitte einen von denen mit Zuckerguss?«
    »Du bist so ein Purist«, sagte Consuela, die sich mit einem verträumten Ausdruck in ihren dunklen Augen über ihren Doughnut hermachte. »Es gibt mehr Dinge im Legen als Doughnuts mit Zuckerguss, Peter. Die mit Erdbeer sind einfach göttlich.«
    »So einen nehme ich als Nächstes«, meinte Peter mit vollem Mund.
    »Wieso spielst du eigentlich den Nikolaus an so einem düsteren kalten Morgen?«, fragte Consuela, lehnte sich zurück, legte die Füße auf den Schreibtisch und biss genüsslich in ihren Doughnut.
    »Heute ist der Tag der Tage, Consuela.«
    »Nein, ist es nicht. Bis zum Super Bowl sind es noch drei Wochen.«
    »Es gibt mehr im Leben als Football, Partner.«
    »Erzähl das mal Ernesto. Also, was ist so besonders an diesem Tag?«
    »Das ist ein Geheimnis«, meinte er grinsend.
    Consuela betrachtete ihn einen Moment lang nachdenklich.
    »Wieder eine deiner Ahnungen?«
    »Etwas in der Art.«
    »Hast du dich schon mal untersuchen lassen, Peter? Mit deinen Fähigkeiten habe ich bei den Football- und Baseball-Wetten ein Vermögen gemacht. So verlässliche Voraussagen sind mehr als schlichte Vorahnungen.«
    »Ich habe mich wirklich untersuchen lassen, in meinem ersten Studienjahr in Stanford.«
    »Und?«
    Peter fuchtelte mit dem Rest seines Doughnuts vor ihrer Nase herum. »Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde als du dir vorstellen kannst. Die Kurzfassung ist: Ich bin Hellseher. Aber sag das ja nicht George, sonst zwingt er mich noch, mindestens zweimal am Tag zu Dr. Nigel Hawthorpe zu gehen, unserem geliebten Polizeipsychologen.«
    »George glaubt ausschließlich an das, was er mit eigenen Augen sehen kann«, bestätigte Consuela nickend.
    »Ein Wunder, dass er an die Existenz der Antarktis glaubt. Schließlich ist er nie da gewesen.«
    »Er hat Fotos gesehen«, sagte Consuela, die in der Tüte nach einem weiteren Doughnut kramte. »Er hat ein Abo von National Geographic und liest gern Artikel über Angloamerikaner in ihrem heimatlichen Lebensraum. Hier, versuch mal den mit der Erdbeerglasur.«
    »Danke. Oh, Mann«, sagte
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