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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen
Autoren: Michael Juergs
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PROLOG
    D as Böse, das sie jagen, ist nur fassbar in seinen Taten und wird verkörpert durch Täter. Denn das Böse an sich ist nicht zu fassen. Gläubige Menschen haben eine Vorstellung vom Bösen. Haben sogar einen Namen dafür: Satan, Luzifer, Teufel. Agnostiker denken eher an konkrete und damit greifbare Personen aus der Geschichte, an Menschen wie Cesare Borgia, Hitler, Stalin, Pol Pot. Trotz allen Abscheus geht von ihnen häufig aus, was sie einst zu Idolen machte: die Faszination des Bösen. Ihre willigen Helfer verkörpern die »Banalität des Bösen«. So definierte in einer berühmt gewordenen Analyse Hannah Arendt die Taten des Massenmörders Adolf Eichmann, eines scheinbar ganz gewöhnlichen durchschnittlichen Deutschen. Im Dritten Reich bestimmte das Böse die Moral der Herrschenden. Also war es die herrschende Moral. Das Böse ist der dem Guten entgegengesetzte Seinsbereich, der als Ursprung von Leid, Unglück und Zerstörung angesehen wird. So steht es im Lexikon der Philosophie. Mit einer solchen Definition können Richter nichts anfangen, wenn es um die Bestrafung der Bösen geht. Unmoral ist kein Fall für Justiz und Polizei. Erst unmoralische Taten werden zu Unrecht und damit strafbar.
    Die Frauen und Männer vom Bundeskriminalamt, von EUROPOL, von Scotland Yard, von der Generalbundesanwaltschaft sprechen deshalb nicht vom Bösen an sich, das sie verfolgen im Namen der Gesetze. Sondern von Tätern, die Böses begangen haben – Mord, Bombenanschläge, Betrug, Vergewaltigung, Waffen-und Rauschgifthandel, Kindesmissbrauch. Die wollen sie im Auftrag
des Rechtsstaats, dem sie verpflichtet sind, einer gerechten Strafe zuführen und indirekt den Opfern Genugtuung widerfahren lassen. Das entspricht dem allgemeinen Bedürfnis der Menschen, weshalb sie am Ende von Thrillern und Kriminalromanen das Gute siegen sehen wollen. Vergeltung, Sühne, Rache sind urmenschliche Bedürfnisse. Auch im wahren Leben. Aber auch die sogenannten Guten sind gegen das Böse nicht immun. Es lauert auch in ihnen. Bricht jedoch nie aus.
    Hoffentlich.
    Dass die Gerechtigkeit siegen möge durch das, was er tut, erklärte mir ein BKA-Fahnder in Sachen Terrorismus, der aktuell bedrohlichsten Verkörperung des Bösen in Gestalt von Selbstmordattentätern, Bombenlegern, Auftragskillern, sei nicht das, was ihn täglich motivierte. Er habe einen Auftrag zu erfüllen im Namen der Gesellschaft, des Rechtsstaats und gehe deshalb nur seinem Beruf nach. Gegen Täter professionell so zu ermitteln, dass die Beweise für eine Verurteilung reichen. Damit verdient er seinen Lebensunterhalt. Sagt er.
    Mit einer biblischen Formulierung, dass es um den ewigen Kampf des Guten gegen das Böse gehe, dürfe man ihre Arbeit nicht umschreiben, protestiert auch bei Scotland Yard eine Frau, die zwar qua Funktion zu den Guten gehört, aber das, was sie tut, nicht überhöht als Kampf gegen die Bösen betrachtet, sondern schlicht als Ausübung ihres Berufs, als Handwerk. Jemand muss es tun, am besten jene, die dafür geschult wurden so wie sie. Amateure, und seien sie auch noch so guten Willens, noch so engagiert für eine bessere Welt, kann man in dem Geschäft nicht brauchen. Ein kühler Politiker macht klar, dass die Beamten des Bundeskriminalamtes ebenso wenig wie die von EUROPOL jagdbares Wild im Visier hätten, in dem Fall: Kriminelle. Es gilt, die Kriminalität zu bekämpfen. Die ist das Böse. Der Feind. Nicht die Kriminellen.
    Also muss bei der Beschreibung des Bösen eine Welt geschildert werden, die aus den Fugen geraten ist – und täglich aus den Fugen gerät –, weil »jemand sie bewusst zerstört hat«. So definiert
Hans-Ludwig Kröber, Direktor des Instituts für Forensische Psychiatrie der Charité an der Freien Universität Berlin, Gutachter in Hunderten von Strafprozessen gegen aus welchen Gründen auch immer kriminell gewordene Bürger, das Böse an sich. »Wenn man es getan hat, gibt es kein Zurück mehr, man steht jenseits der Gesellschaft.« Für den Menschen, der die Tat erlebt hat, ist sie als Erlebnis erst recht unauslöschbar. Die Opfer sind fürs Leben gezeichnet. Deshalb sollen die nicht unbestraft davonkommen – egal, wie lange es auch dauert, sie zu fassen –, die ihnen das angetan haben. Ist das nicht doch die eigentliche Motivation der Jäger des Bösen?
    Meine Ermittlungen beginnen auf der übernächsten Seite.

KAPITEL 1
Die Festung
    A uf den ersten Blick gleichen die Gebäude denen einer großen Firma, irgendwo in
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