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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann
Autoren: James Barclay
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gesagt, was er sagen musste. Arvan Vasselis jedoch brauchte er überhaupt nichts zu erklären, denn der Marschall wusste es schon. Jhereds Gesichtsausdruck verriet ihm alles. Vasselis schluckte schwer und betrachtete die drei Aufgestiegenen.
    »Du hast also drei von ihnen mitgebracht«, sagte er. »Gut gemacht, Paul. Das ist mehr, als wir alle zu hoffen wagten.«
    »Arvan, es tut mir so leid. Kovan starb als Held für die Konkordanz. Er fing einen Speer ab, der Mirron treffen sollte, er hat sie gerettet.«
    Vasselis konnte sogar lächeln. »Wenn er sterben musste, dann ist dies der beste Grund.« Er presste die Lippen zusammen, um ihr Zittern zu unterdrücken. Es dauerte eine Weile, ehe er weitersprechen konnte. »Ich bin froh, dass du dabei warst und er nicht allein starb.«
    Jhered hätte ihn umarmt, hätte er nicht Arducius getragen. Inmitten des Jubels war Vasselis’ Herz gebrochen. Er versuchte nicht einmal, die Tränen abzuwischen, die ihm über die Wangen rollten.
    »Komm jetzt«, sagte Jhered. »Wir müssen die Kinder an einem warmen Platz unterbringen.«
    Sie verließen die Mole und waren froh, dass den einlaufenden Ocetanas die ganze Aufmerksamkeit der Stadt galt, während ihre wahren Retter unbehelligt blieben.
    »Was ist das?«, sagte eine Stimme, die vor Hass förmlich triefte. »Das Böse dringt ins Herz der Konkordanz ein?«
    Jhered riss sich von Arducius’ bleichem, krankem Gesicht los. Aus der Menge war die Kanzlerin aufgetaucht, links und rechts von Leibwächtern umgeben. Die Autorität war stehen geblieben. Vasselis spannte sich an und richtete sich auf.
    »Aus dem Weg, Felice«, sagte Jhered. »Dies ist nicht der Augenblick und auch nicht der Ort, um Euer Gift zu verspritzen. Ihr werdet die Aufgestiegenen in Ruhe Lassen.«
    »Sie werden niemals Ruhe finden«, sagte die Kanzlerin. »Mit jedem Atemzug beleidigen sie den Allwissenden. Aber wie ich sehe, sind es nur drei. Einer weniger, der uns plagen kann. Und Ihr, Vasselis? Warum ist Euer Sohn nicht bei ihnen? Ich sagte Euch doch, Gott würde Euch einen hohen Preis abverlangen. Sein Blut klebt an Euren Händen.«
    Vasselis wollte nach seinem Schwert greifen, die Leibwächter der Kanzlerin traten einen Schritt vor. Doch niemand achtete auf Hesther. Jhered spürte die ganze aufgestaute Wut, Frustration und Empörung hinter der Ohrfeige, die den Kopf der Kanzlerin nach rechts zucken ließ. Auf ihrer Wange wuchs auf einmal ein dunkelroter Abdruck, ihre Lippe hatte einen Riss.
    »Ihr seid eine dumme, dumme Frau«, fauchte Hesther. »Wie könnt Ihr es wagen? Wie könnt Ihr es wagen, so über unsere Kinder zu sprechen? Wären sie nicht gewesen, dann hättet Ihr längst einen tsardonischen Dolch im Herzen. Und ich hätte gejubelt, wenn er Euch getroffen hätte.« Die Kanzlerin ballte die Hände zu Fäusten. »Was wollt Ihr tun? Wollt Ihr mich niederschlagen, wie Ihr es mit Vater Kessian getan habt?«
    »Genug«, rief Jhered. »Felice, geht mir aus dem Wg. Wenn ich dieses Kind ablegen muss, um an Euch vorbeizukommen, dann wird es nicht bei einer Ohrfeige bleiben.«
    »Kommt mit«, sagte Vasselis tonlos. »Wir haben schon zu viel Atem vergeudet. Und keiner von uns weiß, wann er den letzten Atemzug tun wird.«
     
    Keine Stunde nach dem entscheidenden Vorstoß hatten die tsardonischen Hörner zum Rückzug geblasen. Der feindliche Kommandant hatte gut daran getan, die völlige Vernichtung seiner Truppe zu vermeiden. Er wusste, wie hoffnungslos seine Situation nun geworden war. Nichts war wichtiger für den Sieg in einer Schlacht als der Glaube.
    Die feindlichen Verbände hatten sich voneinander gelöst und begnügten sich vorerst damit, sich über eine Entfernung von zweihundert Schritten hinweg Schmähungen an den Kopf zu werfen, während Roberto seinen Gegner mitten im Niemandsland traf. General Gesteris begleitete ihn. Jetzt blieb nur noch, den Tsardoniern eine Gelegenheit zum Rückzug zu geben.
    »Ihr habt tapfer gekämpft«, sagte der Tsardonier. »Ihr werdet eines Tages ein guter Herrscher Eurer Konkordanz sein.«
    »Wir haben schon eine Herrscherin.«
    Der Kommandant schüttelte den Kopf. »Sie hat einen schweren Fehler begangen. Sie hat die Invasion von Tsard befohlen. Wir lassen uns nicht erobern. Es ist eine Schande, dass so viele sterben mussten, um das zu beweisen.«
    »Es liegt in der Natur großer Reiche, sich vergrößern zu wollen. So sind die Konkordanz und auch Euer Königreich entstanden.« Roberto setzte ein angespanntes Lächeln auf.
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