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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann
Autoren: James Barclay
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schlossen sich.
    Blinzelnd vertrieb Jhered eine Träne. In diesem Augenblick sprangen Arducius und Ossacer vom Schiff.
     
    Eiskaltes Wasser schlug über ihnen zusammen. Arducius schwamm, Ossacer hielt sich an seiner Hüfte fest. Die Wassermassen zogen sie so schnell nach unten, dass er nicht einmal mit den Füßen strampeln musste. Obwohl er kaum noch Kraft in sich fand, hielt er die Basis der Energiestruktur, die er geschaffen hatte, vor seinem inneren Auge fest. Sie schien sich mit aller Macht gegen ihn zu sträuben, als wollte sie ihn abschütteln. Es war eine unnatürliche Gestalt, noch ungewöhnlicher als die Mauer, die er vorher aufgebaut hatte.
    Doch er wollte nicht loslassen. Da oben hatten Jhered und Kovan gekämpft und waren bereit gewesen zu sterben, um ihm genug Zeit zu erkaufen. Am Ufer warteten die Autorität und Marschall Vasselis auf die Invasion. Diese Invasion musste er verhindern, er wollte seine Freunde nicht enttäuschen.
    So tauchte er mit Ossacer im Schlepp hinab, ließ die Energien durch sich strömen und hielt den Kreislauf aufrecht. An der Wasseroberfläche herrschte inzwischen schon Chaos. Je tiefer er selbst kam, desto weiter würde oben der Strudel um sich greifen. Arducius bedauerte nur, dass er nie würde sehen können, was er geschaffen hatte.
    Die Wand aus Wasser war mit atemberaubender Geschwindigkeit in sich zusammengebrochen. Mit einem Knall strömte die Luft in die Leere, die danach entstanden war, und einen Herzschlag lang war das Wasser völlig ruhig. Kein Anzeichen, dass die Mauer jemals dort gestanden hatte. Im gleichen Moment hörten auch alle Kämpfe auf, und alle betrachteten Estorr, das hinter der zusammengebrochenen Sperre schlagartig aufgetaucht war.
    Die vorübergehende Stille wurde nur vom fernen Trommeln auf den tsardonischen Triremen durchbrochen. Dann stürzte das Meer in den Abgrund.
    »Der Allwissende möge ihn segnen«, sagte Jhered, als er sich wieder aufrichtete. »Er hat es geschafft.«
    Hinter der Falkenpfeil entstand ein Strudel, der sich immer schneller drehte, und das Meer und alles, was auf ihm schwamm, verschlang. Er breitete sich mit außerordentlicher Geschwindigkeit aus, schon erreichte er das Schiff und zerrte es nach unten. Die Besatzungsmitglieder schrien auf, doch Jhered achtete nicht darauf, sondern starrte in den Schlund dieses Ungeheuers, wie gebannt von dem Wirbeln, das mit jeder Sekunde schneller wurde.
    Dann blickte Jhered nach unten. Mirron lag halb auf Kovan, weinte und streichelte sein Haar. Er zog sie hoch.
    »Lass ihn, Mirron. Er hat seinen Frieden gefunden. Komm und sieh, was dein Bruder getan hat. Schau, wie er die Tsardonier besiegt hat.«
    Er hielt sie aufrecht, und sie umarmte ihn. Überall brach jetzt Panik aus, nur er und Mirron standen still da und blickten dem Tod ins Auge. Der Strudel hatte inzwischen auch andere Schiffe erfasst. Die Seeleute sprangen von Deck, um zu entkommen, und wurden doch nur umso schneller in die Tiefe gesogen. Jhered atmete tief ein und genoss die letzten Atemzüge seines Lebens. Die Falkenpfeil kreiste um das Zentrum der Zerstörung und näherte sich zusehends der Stelle, wo der Trichter steil abfiel.
    Von dem Mahlstrom ging ein gewaltiger Lärm aus – ein Rauschen und Tosen, dazu der Wind, der allen um die Ohren pfiff. Der Anblick und die Geräusche zerrten an Jhereds Nerven. Immer schneller wurde der Sog, in dem das Schiff gefangen war. Schon waren sie unterhalb des Horizonts und von den Wänden des Strudels umgeben. Trotz seiner Angst empfand Jhered in einem Augenblick der Klarheit große Bewunderung für die Ehrfurcht gebietenden Kräfte, die Arducius gebändigt hatte.
    »Lasst mich nicht los«, sagte Mirron. »Was auch immer geschieht.«
    Dann stürzte die Falkenpfeil hinab und tauchte geradewegs in den wirbelnden, dröhnenden Schlund des Meeres hinein.
     
    Iliev nahm die Hand von der Ruderpinne und starrte offenen Mundes hinüber. Auch seine Mannschaft stand wie angewurzelt da. Sie waren schnell genug gerudert, um den Verfolgern zu entgehen, aber auf einmal war die Bireme vom Strudel erfasst und hinabgerissen worden.
    Ocetarus hatte seine Hand ausgestreckt und zerrte Schiff um Schiff in seine Umarmung. Der Wind trug die Schreie der Männer und das hektische Schlagen der Trommeln herüber. Viele konnten nicht entkommen, sie wurden hilflos mitgerissen und verschwanden. Dutzende Schiffe, in wenigen Augenblicken vernichtet. Wer überlebt hatte, brachte sich eilig in Sicherheit, als wäre zu
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