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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann
Autoren: James Barclay
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kommen.

 
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    848. Zyklus Gottes, 19. Tag des Dusasauf
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    J hered und Kovan standen bei ihnen, Ossacer redete mit ihnen, Mirron weinte. Als Ossacer eine ausholende Bewegung machte, nickten die anderen. Über ihnen löste sich die Barriere allmählich auf. Der Kapitän hatte sich mit einem weiteren gewagten Manöver ein wenig Raum verschafft, doch mehr konnte er nicht tun. Aus allen Richtungen näherten sich feindliche Schiffe. Zwei hielten direkt auf sie zu, und beiden zugleich konnte er nicht ausweichen.
    »Wir werden es nicht überleben, was?«, fragte Kovan.
    Jhered schüttelte den Kopf. »Aber wir sterben im Wissen, dass wir zur Rettung der Konkordanz beigetragen haben, für diejenigen, die wir lieben.«
    »Oder dass wir mit ihnen zusammen gestorben sind«, sagte Kovan. Sein Gesicht war bleich vor Angst.
    Jhered nickte. »Das ist ein tröstender Gedanke.«
    »Ich hätte ihn töten sollen. Gorian.«
    »Bereue nicht deine Entscheidung. Sie wollten es so. Er ist sowieso längst irgendwo gestorben.«
    »Das glaube ich nicht.« Kovan nickte in Richtung der Aufgestiegenen. »Sie wüssten es, wenn er gestorben wäre. Sie würden es spüren. Jetzt wird er der Einzige sein, der übrig bleibt.«
    Jhered blickte nach vorn. Mit Bogen oder Speeren und Schilden bewaffnete Männer standen an der Reling. So klein schien ihre Zahl zu sein.
    »Eure Aufgestiegenen sollten sich lieber beeilen«, drängte der Kapitän.
    »Wir müssen ihnen so viel Zeit geben, wie sie eben brauchen«, widersprach Jhered.
    »Na schön. Dann bewacht die Steuerbordseite.«
    Jhered nickte, rückte den Schild zurecht und hob den Gladius. Die Trommel übertönte das Platschen der Ruder und das Grollen der instabilen Wasserwand zu seiner Rechten. Die tsardonischen Triremen näherten sich unerbittlich. Beide würden auf der Backbordseite den Bug treffen. Jhered wappnete sich gegen den bevorstehenden Aufprall und warf einen letzten Blick zu den Aufgestiegenen. Ossacer redete immer noch mit ihnen. Er streichelte Mirron über den Kopf und hatte die andere Hand auf Arducius’ Schulter gelegt.
    »Lebt wohl«, flüsterte er. »Möge euch der Allwissende in seine Umarmung aufnehmen.«
    Der Lärm nahm schlagartig zu, alle Geräusche wurden verstärkt. Die Rufe der Tsardonier, die Schmähungen ihrer eigenen Besatzung. Die schwer arbeitenden Ruderer, die Taktschläge der Trommel. Und dann noch etwas anderes – ein Beben, das er unter den Füßen ebenso wie im Kopf spürte. Das Schiff neigte sich ein wenig zur Seite.
    »Kovan.«
    »Ja, Schatzkanzler?«
    »Dein Vater wäre stolz auf dich. Du bist ein Held der Konkordanz.«
    »Genau wie Ihr.«
    »Nein, mein Junge. Ich werde bezahlt, damit ich hier stehe. Du tust es aus Liebe.«
    »Festhalten!«, brüllte der Kapitän.
    Mit einem gewaltigen Splittern und Krachen von Holz prallten die Schiffe aufeinander. Die kranken Geräusche der Zerstörung. Männer stolperten und fingen sich wieder, Pfeile und Speere flogen. Tote sanken auf dem Deck in sich zusammen, Enterhaken überwanden die Lücke zwischen den Schiffen. Wenige Augenblicke später folgte der Aufprall des zweiten Schiffs, und die Tsardonier sprangen herüber. Waffen klirrten.
    »Bleibe fest stehen«, sagte Jhered. »Halte den Schild oben. Jetzt kommen sie.«
     
    Arducius nahm Ossacers Energiestrom in sich auf. Seine Worte waren für ihn wie Sonnenschein hinter den Wolken. Eigentlich hätte er sich vor dem, was Ossacer vorgeschlagen hatte, fürchten müssen, aber das Wissen, dass sich sein Schicksal erfüllen würde, nahm dem nahen Tod die Schärfe.
    Die schwerfälligen Kräfte des Meeres strömten durch ihn und um ihn herum. Unwillkürlich spannte er alle Muskeln an, während er sich bemühte, die Wand zu halten. Mit jedem Herzschlag ließ seine Kontrolle jedoch ein wenig nach. Es war, als besäße das Wasser einen eigenen Willen, der sich gegen den seinen sträubte. Ihm war nicht klar gewesen, wie viel Kraft ihn dies kosten würde. Als Ossacer ihn berührt hatte, war er kurz davor gewesen, den Kreis zu verlieren, den er mit dem Ozean geschlossen hatte.
    Jetzt bekam er ein neues Ziel und frische Kräfte. Die Energiebahnen des Wassers waren ruhig, fast reglos. Tiefes Blau strömte über die Oberfläche. Er benutzte Ossacers und Mirrons Kräfte, um seine eigenen zu verstärken, und griff hinaus. Als die Energien durch ihn brandeten, bündelte er sie, zog sie enger zusammen und verflocht sie vielfach miteinander.
    Vor seinem
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