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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann
Autoren: James Barclay
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was er spürte, war ein Gefühl von Wärme. Er hörte Holz knarren und Ruder im Wasser plätschern. So öffnete er wieder die Augen und fragte sich, ob alles, was er unter Wasser erlebt hatte, nur ein Traum gewesen sei. Doch so war es nicht. Mirron streichelte sein Haar. Es sah aus, als hätte sie geweint. Sie hatte sich eine Männertunika über die Schultern gelegt.
    Er fuhr in einem offenen Boot und spürte harte Planken unter dem Rücken. Endlich drückte er sich auf die Ellenbogen hoch. Vorn im Bug lag Arducius, Ossacer war bei ihm. Jhered konnte vor Freude kaum an sich halten. Ossacer hatte Ardu die Hände auf die Beine gelegt. Dessen Gesicht war grau und runzlig nach seiner gigantischen Anstrengung, doch er lebte.
    »Meine Güte, es ist gar nicht so einfach, euch umzubringen«, sagte Jhered. »Wie geht es ihm?«
    »Er wird es überleben«, sagte Ossacer und atmete schwer durch. »Er ist erschöpft, und irgendwie hat er sich ein Bein gebrochen. Ein Glück, dass ich mich an ihm festgehalten habe.«
    Dann drehte er sich um und warf Jhered die Arme um den Hals. »Wir dachten, wir hätten Euch verloren, Paul.«
    »Das dachte ich auch, Ossie. Das dachte ich auch.«
    Er hielt Ossacer eine Weile fest, ehe er ihn entließ und in Richtung der Ruderpinne nickte.
    »Danke«, sagte er.
    »Ich konnte Euch doch nicht im Wasser lassen, Schatzkanzler Jhered«, sagte der Steuermann.
    »Leider kenne ich nicht Euren Namen.«
    »Karl Iliev, Siebtes Kommando der Ocenii. Wir haben euch alle an der gleichen Stelle gefunden. Ich kann gar nicht verstehen, wie überhaupt einer von euch überleben konnte.«
    Jhereds Magen krampfte sich zusammen, und seine Freude war dahin. »Dennoch haben wir viele verloren. Der arme Kovan. Ich hätte den Speer abfangen müssen, aber ich war zu alt und zu langsam.«
    Mirron legte sich eine Hand vor das Gesicht. »Wenn er nicht dort gestorben wäre, dann wäre er ertrunken. Da unten war niemand, der ihn hätte retten können.«
    Jhered nickte. »Aber er hat dich gerettet. Ich wusste immer, dass er eines Tages seinen Mut beweisen würde.«
    Mirron ließ den Kopf hängen und kämpfte nicht mehr gegen die Tränen an.
    »Wer war er?«, fragte Iliev.
    »Der Sohn von Arvan Vasselis, des Marschallverteidigers von Caraduk. Ein Bursche, in dem viel Gutes steckte.«
    Iliev nickte. »War dieses Schauspiel Eure Idee?«
    Jhered zuckte mit den Achseln. »In gewisser Weise vielleicht. Aber Arducius war der Architekt.«
    »Dann sollten wir vielleicht euch allen danken, aber …«
    »Schon gut«, sagte Ossacer. »Wir verstehen das.«
    Jhered zog ihn wieder an sich.
     
    »Komm schon, Neristus, das muss dein bester Schuss werden.«
    Roberto ritt eilig zur linken Flanke, wo Davarov mit seiner ausgelaugten Infanterie verbissen kämpfte, obwohl die Anzeichen der Erschöpfung unübersehbar waren. Die Kavallerie hatte gewendet, um einen erneuten müden Angriff zu reiten, und dies war das Signal, auf das der Ingenieur gewartet hatte. Zehn Steine pfiffen vorbei, und Roberto hörte seinen Lehrer sprechen, als wäre es erst gestern gewesen: Schieße nie auf deine eigenen Leute. Zeige ihnen niemals, dass sie dir gleichgültig sind. So verzweifelt du auch bist, komme nie in diese Versuchung.
    Er sah Leute von den Wehrgängen herunterstürzen. »Der Allwissende möge sie verschonen. Und Gott möge mir helfen, wenn wir scheitern.«
    Die Steine fielen, pflügten durch die angreifenden Tsardonier vor dem Wall und hämmerten gegen die Palisade. Roberto stieß die Faust hoch in die Luft.
    »Noch einmal, Rovan!«, rief er, auch wenn Neristus ihn nicht hören konnte.
    Davarov hatte den Einschlag der Steine bemerkt. Die Triarii unternahmen einen letzten verzweifelten Angriff, um die Tsardonier zu überrumpeln. Verwirrung breitete sich in ihren Reihen aus, und in dieses Durcheinander stieß Davarov hinein. Er brach auf der linken Seite durch, und ihm folgte ein Manipel der Infanterie. Roberto betete, dass der Durchbruch sich nicht wieder schließen möge. Die Palisade war inzwischen stellenweise arg ramponiert. Die Wehrgänge waren verlassen. Neristus änderte den Anstellwinkel, dann schoss er wieder. Dieses Mal traf jedes Geschoss die Tsardonier.
    Cartoganev setzte seinen Angriff fort, und Davarov führte die Triarii tiefer zwischen die feindlichen Linien. Ein Manipel schwenkte ab, um auf der rechten Seite die Verstärkung der Gegner abzufangen. Drei weitere kämpften sich bis zur Palisade durch. Vor ihnen löste sich die Schlachtordnung der
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